Anlässlich der Landesgesundheitskonferenz am heutigen Tag in Münster erklärt der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Hans-Albert Gehle, in seinem Eröffnungsgrußwort (es gilt das gesprochene Wort): „Sehr geehrter Herr Minister Laumann, sehr verehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich sehr, dass die Landesgesundheitskonferenz in diesem Jahr wieder in Münster stattfindet – es ist mir eine ganz besondere Ehre, dass all diejenigen, die in Nordrhein-Westfalen das Gesundheitswesen gestalten, heute hier bei uns im Haus der Ärztekammer Westfalen-Lippe zu Gast sind. Alle in Gesundheitswesen Tätigen sehen mit Sorge auf die verbreiteten gesundheitlichen Probleme, die im Zusammenhang mit Bewegungsmangel, Übergewicht, Drogenkonsum und weiteren psychischen Störungen bestehen. Dazu kommt das Dilemma von immer mehr Patientinnen und Patienten, denen immer weniger Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung stehen.

 

Ich bin davon überzeugt, dass wir mit einer stärkeren Fokussierung auf das Thema „Gesundheitsbildung“ die Ressourcen für die individuelle Gesundheit, aber auch für das Gesundheitswesen insgesamt stärken könnten. Das, was unter dem Begriff „Gesundheitskompetenz“ zusammengefasst wird, soll dazu beitragen, die Fähigkeit von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und im Alltag anzuwenden, zu verbessern. Die Vermittlung von Gesundheitskompetenz ist eine Aufgabe, die die Zusammenarbeit vieler Professionen und Akteure erfordert. Dabei müssen wir aber auch auf die individuellen Möglichkeiten der Patientinnen und Patienten Rücksicht nehmen: Gut ausgebildete Menschen mit ausgeprägtem Gesundheitsbewusstsein lassen sich leichter für Maßnahmen der Verhaltensprävention zu gewinnen. Ziel muss es aber sein, Gesundheitskompetenz in der Gesamtbevölkerung zu vermitteln, damit alle Menschen unabhängig von Bildungs- und sozialem Status Gesundheitsinformationen finden, bewerten und im besten Fall in gesundheitsförderliches Handeln umsetzen können.

 

Ein Ort, an dem alle jungen Menschen gleich welcher Herkunft erreicht werden können, ist die Schule. Kinder und Jugendliche benötigen Wissen und Kompetenzen, um gesundheitsförderlich und präventiv handeln zu können. Ich könnte mir gut vorstellen, Gesundheit verstärkt als Querschnittsaufgabe in der Schule umzusetzen. Es könnten Arzt-Lehrer-Teams gebildet werden, die nach entsprechenden Fortbildungen verschiedene Themen zur Gesundheitsbildung anbieten könnten. Zugleich kann die Schule durch die Vermittlung konkreter Fakten über das Gesundheitssystem junge Menschen dabei unterstützen, sich im Gesundheitssystem zu orientieren und die Präventions- und Versorgungsangebote sinnvoll zu nutzen.

 

Der Umgang mit der eigenen Gesundheit wird auch durch Digitalisierung und die digitale Transformation des Gesundheitssystems in den letzten Jahren immer komplexer und schwieriger. Dies stellt eine zusätzliche Herausforderung für die Entwicklung von Gesundheitskompetenz dar. Daher zählen der Umgang mit Angeboten und Informationen zur Gesundheit über das Internet und die sozialen Medien, das Erkennen von Fehlinformationen, der Umgang mit (digitalen) Gesundheitsdaten, der Schutz gegenüber schädlichen Werbebotschaften und dem Einfluss kommerzieller Determinanten mittlerweile zu zentralen Bereichen der Gesundheitskompetenz.

 

Bei Gesundheitsbildung geht es nicht nur um die Vermittlung von gesundheitsbezogenem Wissen, sondern auch um einen Lern- und Entwicklungsprozess, der dazu befähigt, den Einfluss von Faktoren wie Ernährung, Bewegung, Umweltbedingungen und Alltagshandeln auf die eigene Gesundheit zu erkennen und eine Entscheidungskompetenz zu entwickeln. Gesundheitsbildung ist ein wichtiger Bestandteil der Primärprävention. Ich wünsche der Landesgesundheitskonferenz einen guten Verlauf und freue mich sehr, dass das Thema „Gesundheitskompetenz“ auf Landesebene jetzt stärker vorangetrieben wird.“

 

 

 

Pressemeldung Ärztekammer Westfalen-Lippe