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Die Lemgoer Ortsgruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland legt nun einen Zwischenbericht zu ihrem Apfelallergieprojekt vor, das 2005 gestartet wurde. Ausgangspunkt war eine Exkursion in der Streuobstwiese des Bund Lemgo bei der ein Apfelallergiker nach jahrelangem Verzicht sehr erfreut feststellte, dass es durchaus Apfelsorten gibt die er problemlos vertragen konnte. Recherchen beim Bund Lemgo ergaben, dass es zu der möglichen Verträglichkeit kaum Informationen gab und im Gegensatz zu den alten Apfelsorten die klassischen Supermarktsorten (wie z.B. Breaburn, Elstar, Gala, Golden Delicious, Granny Smith, Jonagold oder Pink Lady) für Allergiker fast ausnahmslos nicht verträglich sind. Da entstand die Idee mit Hilfe von Apfelallergikern eine Internetdatei aufzubauen mit Angaben zu den verträglichen und nicht verträglichen Apfelsorten. Drei Ziele gibt es:

01. Apfelallergikern ein Stück verlorengegangener Lebensqualität zurückgeben durch Information welche Apfelsorten für Apfelallergiker meist problemlos vertrgen werden

02. Erhalt besonders wertvoller alter und bedeutender regionaler Apfelsorten

03. Erhalt von Streuobstwiesen mit ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt durch gesteigerte Nachfrage nach den dort angebauten alten Apfelsorten

In Kooperation mit der Abt. Lebensmitteltechnologie der TH OWL und Professor Dr. Jürgen Zapp gab es 2011 eine erste Bachelorarbeit in der auch für einige Apfelsorten aus der Streuobstwiese des Bund Lemgo der Gehalt an gesundheitsfördernden Polyphenolen ermittelt wurde. Verbunden mit einem hohen Gehalt an Polyphenolen ist meist die Verträglichkeit der Sorte. Die bundesweite Veröffentlichung der Ergebnisse führte zu vielen Nachfragen und etlichen erfreulichen Mitteilungen von Apfelallergikern die zum Teil seit 20 Jahren und länger keine Apfelsorten mehr gegessen hatten. 2014 gab es dann eine Mitteilung von einer Apfelallergikerin die nach regelmäßigem Konsum von verträglichen Apfelsorten durch Zufall feststellte, dass sie auf einmal keine Probleme mehr mit den zuvor nicht verträglichen Apfelsorten hatte. Bei ihr hatte sich eine sogenannte Desensibilisierung eingestellt. Diese Information wurde vom Bund Lemgo an das Allergiezentrum der Berliner Charité weitergeleitet und daraufhin meldete sich von dort Professor Dr. Karl Christian Bergmann mit der Bitte um weitere Information. Grund war unter anderem die Erkenntnis, dass eine 3jährige Behandlung zur Desensibilisierung nur in etwa der Hälfte der Fälle zum Erfolg führte. In Kooperation mit dem Allergiezentrum, der Abt. Lebensmitteltechnologie der TH OWL und einigen Obstbauern wurde 2016 mit mehr als 100 Apfelallergikern eine Studie durchgeführt zwecks Prüfung, ob durch eine Apfeltherapie eine Desensibilisierung erreicht werden könne. Das Ergebnis war positiv. Die vier im Test eingesetzten Apfelsorten wurden problemlos vertragen und bei der überwiegenden Mehrzahl der Teilnehmer gab es eine bessere Verträglichkeit bei der Problemsorte Golden Delicious. Zur Studie wurde in der medizinischen Fachpresse ein Bericht veröffentlicht, den der Bund Lemgo auf seiner Internetseite zum kostenfreien Download bereitstellt.
Im Nachgang zur Studie meldeten sich im nächsten Jahr Teilnehmer der Studie, dass sie auf einmal auch weniger Probleme mit Heuschnupfen hätten. Eine erneute Nachfrage bei allen Teilnehmern ergab, dass 63 Probanden die gleiche Erfahrung gesammelt hatten. Einige von ihnen hatten sogar keinerlei Beschwerden mehr. Laut Professor Dr. Bergmann sind die Auslöser für eine Apfel- und Birkenpollenallergie fast identisch, was vermutlich den Erfolg der Behandlung erklärt. Zu den Ergebnissen des Projekts zählt nach Aussage von Projektleiter Willi Hennebrüder, dass in der Internetdatei inzwischen mehr als 2.000 Hinweise zu verträglichen Apfelsorten aufgenommen wurden. Da es kaum Anbieter der verträglichen Apfelsorten gibt wurde eine bundesweite Lieferantendatei aufgebaut, die auf Anfrage beim Bund Lemgo zugesandt wird. Email kontakt@bund-lemgo.de. Die Internetseite des Bund Lemgo https://www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html ist laut Professor Dr. Bergmann die deutschlandweit beste Seite zur Information über die Apfelallergie. Viel Lob gibt es auch von etlichen Apfelallergikern die nun problemlos wieder Äpfel genießen können. So kommt z.B. von Jessica B. die Nachricht, dass sie Dank der Information durch Bund Lemgo nach einigen Jahren den Mut gefunden habe die Apfelsorte Finkenwerder Herbstprinz zu testen. Sie hat festgestellt, dass sie den Apfel ohne jegliche Probleme essen kann und nach zweijährigem regelmäßigen Konsum auch bei allen übrigen Allergien eine deutliche Verringerung erreicht hat und sie auf die bisherige Medikamenteneinnahme verzichten kann.

Zur Alternative „Apfeltherapie“ statt Medikamenteneinnahme unter Inkaufnahme von Nebenwirkungen gibt es nun auch ein in Deutschland wenig bekanntes dreijähriges Forschungsprojekt mit Namen Applecare, das von den Institutionen „Forschungszentrum Laimburg, Universität Innsbruck, Südtiroler Sanitätsbetrieb und Medizinische Universität Innsbruck“ zur erfolgreichen Behandlung von Apfel- und Birkenpollenallergien mittels Apfeltherapie unter Einsatz geeigneter Apfelsorten durchgeführt wurde. Auch hier gibt es ein positives Ergebnis. Der Leiter der Studie, der Facharzt für Dermatologie Professor Dr. Klaus Einsendle aus Bozen hat den jetzt vorliegenden Studienbericht an den Bund Lemgo übermittelt und die Zustimmung zur Bereitstellung des Berichts auf den Internetseiten des Bund Lemgo erteilt.

 

Bleibt die Frage, ob zukünftig Ärzte und Krankenkassen dem Rat von Professor Dr. Einsendle folgen und den Patienten empfehlen es statt mit Medikamenten es doch einmal mit einer Apfeltherapie versuchen um die Beschwerden zu lindern oder gar völlig zu beseitigen.