Gerade aufgestellt und noch nicht wirklich in Funktion, sorgt sie schon für Gesprächsstoff. Die von der Gemeinde Papendrecht gespendete niederländische Telefonzelle, die als eine Art Büchertauschbörse fungieren soll. In den sozialen Netzwerken äußern Kritiker Ihre Bedenken, dass am Aufstellort (Groene Plaats) die einzelnen Seiten durch den Park fliegen und sprechen von einem modifizierten Altpapiercontainer, der für die Mitarbeiter des Bauhofes nur für unnötige Arbeit sorgen würde. Auch werden Bedenken geäußert, dass Vandalen Zelle und Inhalt zerstören werden und sprechen sogar von Brandgefahr.
Glücklicherweise ist die Zahl derer, die diese neue „Einrichtung“ für Blomberg positiv sehen größer. Einige haben bereits zugesagt die Telefonzelle mit Büchern, die zum Wegschmeißen viel zu schade wären, zu füllen – und nicht jeder hat Interesse daran, seine Bücher über bekannte Handelsplattformen zu veräußern. Bevor man also eine neue Idee schlecht redet, gleich ob man nun Befürworter ist oder auch nicht, sollte man sich lieber fragen, ob eigene Ideen vorhanden sind, die ebenfalls realisierbar sind. Keiner ist gezwungen, den offenen Bücherschrank zu nutzen oder die Idee dahinter zu unterstützen. Die Telefonzelle bedeutet weder einen störenden Anblick, noch gehen vom Betrieb nennenswerte Kosten aus. Vor allem aber sollte eines bedacht werden: Sich in den sozialen Netzwerken gegenseitig Vorwürfe zu machen (meint nicht die sachliche Diskussion), ist ganz bestimmt nicht Bestandteil des Konzepts.
Zu den Kosten: Erste Bücher konnten durch einen öffentlichen Aufruf in Papendrecht bereits zusammengetragen werden. Uwe Praschank von der Stadtverwaltung berichtete auf Anfrage: „Wir haben mehr Bücher, als die Telefonzelle fassen kann. Das ist auch gut so, brauchen wir doch auch Bücher zum Austauschen. Das Arbeitslosenzentrum hat übrigens die Patenschaft für den offenen Bücherschrank übernommen, auch hier entstehen keine Kosten. Lediglich für die Herrichtung eines kleinen Fundaments, das Legen eines Stromanschlusses und das Aufstellen, sind wie als Stadt gefragt gewesen.“ Kosten, die sich also absolut im Rahmen halten. Am kommenden Samstag wird um 14:30 Uhr die Einweihung stattfinden, zu der neben Bürgermeister Klaus Geise auch der erste Bürger von Papendrecht, C.J.M. (Kees) de Bruin, anwesend sein wird.
Das Prinzip „offener oder öffentlicher Bücherschrank“ ist ganz einfach. Tür auf, Buch entnehmen oder ins Regal stellen, fertig. Bücher, die man nicht mehr lesen möchte, werden so einer sinnvollen Weiterverwendung zugeführt und andere Leseratten können sich daran erfreuen, wenn sie sich kostenlos ein Buch leihen, tauschen oder einfach so mitnehmen können. Einfach mitnehmen? Klar, möglich ist das schon, da der Bücherschrank keiner wirklichen Kontrolle unterliegen wird, aber wünschenswert ist doch eher, dass man ein eigenes Buch zum Austausch vor Ort lässt und/ oder das entliehene Buch nach dem Lesen wieder zurückbringt.
Unsere Redaktion würde sich freuen, wenn das Konzept, welches in anderen Städten schon gut von der Bevölkerung angenommen wird, auch in der Nelkenstadt funktioniert.
Hintergrund aus wikipedia zum Konzept „Öffentlicher Bücherschrank“.
An zentral gelegenen Orten, die leicht erreichbar sind und genügend Zulauf haben, werden die öffentlichen Bücherschränke zumeist schnell akzeptiert und gerne genutzt. Der Gefahr von Vandalismusschäden, wie sie in einzelnen Fällen vorgekommen sind, kann in der Regel durch so genannte „Bücherschrankpaten“ begegnet werden, die dem Zustand der Bücherschränke beständige Aufmerksamkeit widmen und den Bestand pflegen. Die Akzeptanz, Motivation und die Nutzerstruktur von öffentlichen Bücherschränken wurde im Jahr 2008 beispielhaft durch eine Studie der landwirtschaftlichen Fakultät/Professur für Haushalts- und Konsumökonomik der Universität Bonn erforscht. Dabei wurde festgestellt, dass sich das System als bemerkenswerte Alternative zum klassischen Buchhandel entwickelt habe. Man könne jedoch nicht von einer klassischen Tauschbörse sprechen, sondern von einer freiwilligen Übertragung. Die Befragung der Benutzer brachte hervor, dass die regelmäßige Nutzung beispielhaft sein könnte und ähnliche Versorgungssysteme für andere Waren erwünscht seien. Aufgrund der sehr guten Akzeptanz dieser Idee ist eine rasche Verbreitung von öffentlichen Bücherschränken in Deutschland festzustellen. Eine strapazierfähige und wetterfeste Bauweise fördert die dauerhafte Nutzung.
Weitere Informationen gibt es http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffentlicher_B%C3%BCcherschrank.