Zugegeben, wirkliches Wachstum gibt es nicht direkt am Standort, dennoch ist es gelungen, den Standtort Blomberg zu sichern und für die Zukunft hervorragend aufzustellen, doch dazu später mehr. Am gestrigen Mittwoch hatte in den Abendstunden die Unterzeichnung des Übertragungsvertrages zwischen dem Zweckverband Hochschule Lippe-Ost und dem Evangelischen Johanneswerk e. V. stattgefunden. In seiner Funktion als Vorsitzender der Verbandsversammlung des Zweckverbandes, begrüßte Bürgermeister Klaus Geise die zahlreichen Gäste:
„Vor knapp 40 Jahren sind wir unsere Kooperation eingegangen um auch überregionaler Dienstleister zu sein. Es gehört zu unseren Aufgaben immer wieder die Frage aufzuwerfen, ob das Fachseminar für Altenpflege noch in unser Portfolio passt. Nun haben wir gemeinsam beschlossen, den Fokus auf den eher klassischen Bereich zu legen, sind wir doch mittlerweile die einzige Volkshochschule in OWL, die eine solche Ausbildung anbietet. Der ersatzlose Verzicht würde in vorangegangenen Gesprächen lediglich am Rande erwähnt und stand lediglich als theoretische Möglichkeit im Raum. Bezüglich der sich ändernden rechtlichen Rahmenbedingungen sind wir zu dem Schluss gekommen, das Seminar in einen größeren Verbund überführen zu wollen. Unsere Suche war erfolgreich und wir haben im Johanneswerk einen sehr guten Partner gefunden, in dessen Obhut wir diesen Bereich ab dem 1.7.2016 sehr gerne legen. Damit gelingt es uns die Ausbildung von Pflegekräften sicherzustellen und noch zu verbessern – eine Verantwortung, der wir gerne nachkommen.“
Dr. Bodo de Vries, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes des Evangelischen Johanneswerks e. V., erklärte in seiner Ansprache, dass man die gleichen Interessen wie auch der Zweckverband verfolge: „Wir wollen das Seminar für diese Region weiterentwickeln. Auch wenn wir eigentlich aus Bielefeld kommen, so sind wir durch unsere Einrichtungen auch im Kreis Lippe verwurzelt. Unser großes Interesse können Sie auch an der Vielzahl der heute hier erschienenen Mitarbeiter erkennen. Unser Interesse an Ihrer Schule rührt auch daher, dass wir glauben, mit eben mehr als nur einer Schule die künftigen Herausforderungen besser meistern zu können. Die Zusammenarbeit mit den einzelnen Kommunen wird weiterhin zunehmen, die neuen gesetzlichen Anforderungen treffen natürlich auch die Schule in Blomberg – Synergien können wir „im Schulverband“ gut nutzen. Unser Ziel ist es auch, die eigenen Einrichtungen in der Region durch die Schule zu stärken und in curricularer Zusammenarbeit ein einheitliches Schuldbild zu stemmen. Dazu gehört auch ein gemeinsames Auftreten im Hinblick auf Werbung und Akquise von Auszubildenden. Daher wurde vom Vorstand auch der Beschluss gefasst, die Schulen in einer Abteilung zusammenzufassen (Bochum, Bielefeld und Blomberg). Erste Vorgespräche zur Übertragung der Schule sind bereits vor drei Jahren gelaufen und ich bedanke mich beim Zweckverband dafür, dass dieser 22 Jahre lang die Verantwortung getragen hat. Neben der Standortsicherheit sind natürlich auch die Sicherung der Arbeitsplätze von Bedeutung gewesen (Anm.: Die 4 Lehrkräfte und 1 Verwaltungskraft werden vom Johanneswerk übernommen), aber auch die Verfügbarkeit von Pflegekräften, die dann in der Region aktiv werden können.“
Jörg Bierwirth (Bürgermeister Schieder-Schwalenberg) stellte heraus, dass das Evangelische Johannes e. V. ein absoluter Profi auf diesem Gebiet sei und er den Verein bislang nicht nur als kompetenten, sondern zudem auch verlässlichen Partner empfunden habe. Aus seiner Sicht eine gute Partnerwahl auch für die künftigen Aufgaben. Im Hinblick auf den Übertragungsvertrag sei eine sehr gute Lösung für die Mitarbeiter, aber auch für die BürgerInnen gefunden worden. Mit der neuen Partnerschaft könne man sich den Zukunftsaufgaben stellen, Arbeitsplätze sichern und eine hochqualifizierte Ausbildung anbieten. Sein Dank gelte allen beteiligten Mitarbeitern für das Finden der guten Lösung, was sich auch in der einstimmig von der Verbandsversammlung getroffenen Entscheidung widerspiegle.
Der Regionalgeschäftsführer des Jonanneswerks, Udo Ellermeier fügte hinzu: „Wir haben eine klare Vision von einer zukunftsfähigen Lösung im ländlichen Raum um Fachkräfte zu sichern. Mit dieser Schule arbeiten rund 50 Partner zusammen, das bringt nicht nur die Qualität zum Ausdruck, sondern zeigt auch, dass Fachkräfte im Bereich der Pflege benötigt werden. Wir werden mit Lehrenden, Schülern und Kommunen einen gemeinsamen Weg beschreiten und auf die kommenden Veränderungen reagieren können.“
Im Hinblick auf den demografischen Wandel werden immer mehr Pflegekräfte benötigt werden. Die Kompetenzen des Evangelischen Johanneswerks e. V. nun am Standort Blomberg zu wissen – für alle Beteiligten ein gutes Gefühl, auch für die Bezirksregierung die letztlich die Qualifizierung der Auszubildenden durch die Prüfungen überwacht.
Weitere Informationen zur Arbeit des Evangelischen Johanneswerk e. V. finden interessierte Leser hier, auf wikipedia.de ist zu lesen:
Das Evangelische Johanneswerk e.V. ist einer der großen diakonischen Träger Europas mit Sitz in Bielefeld. Rund 6.500 Mitarbeiter sind in mehr als 70 Einrichtungen tätig. Die diakonischen Angebote richten sich an alte, kranke und behinderte Menschen, Kinder und Jugendliche und schließen die offene diakonische Arbeit im Kirchenkreis Bielefeld ein. Gegründet wurde das Werk 1951 durch Pastor Karl Pawlowski (1898–1964). Vorsitzender des Vorstands ist seit Anfang 2011 Pastor Ingo Habenicht. Weitere Vorstandsmitglieder sind die stellvertretenden Vorsitzenden Bodo de Vries und Burkhard Bensiek. Das Ev. Johanneswerk ist aktiv in verschiedenen Bereichen: Altenarbeit, Behindertenarbeit, pädagogische Arbeit, Krankenhausarbeit, offene diakonische Arbeit und Hospizarbeit. Laut Jahresbericht hatte das Johanneswerk im Jahr 2014 rund 6.500 Beschäftigte.
In der Altenarbeit unterhält das Johanneswerk über 30 vollstationäre Altenpflegeeinrichtungen, darüber hinaus Tagespflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste, Altenwohnungen, Wohnprojekte und Altentagesstätten. Der Schwerpunkt der Behindertenarbeit liegt im Ruhrgebiet und im Märkischen Kreis. In den Wohneinrichtungen, Werkstätten und ambulanten Diensten werden insgesamt 1.600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene gefördert und betreut. In der pädagogischen Arbeit werden mehr als 300 Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung gefördert. Zusätzlich betreibt das Johanneswerk eine Rehabilitationseinrichtung für haftentlassene Frauen und Männer, die bei der Wiedereingliederung unterstützt werden.
Zur Krankenhausarbeit gehören zwei Kliniken mit zwei Tageskliniken für psychosomatische und psychotherapeutische Medizin. Darüber hinaus bietet das Johanneswerk ein vernetztes Angebot für Suchttherapie in Ostwestfalen-Lippe mit Tagesklinik und einer Klinik für suchtkranke Männer. Das Ev. Johanneswerk ist außerdem Mitgesellschafter des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld mit rund 1.700 Betten und Gründungsmitglied des Klinikverbundes Valeo gGmbH, in dem sich 14 Krankenhäuser in Westfalen zusammengeschlossen haben.
Gemeinsam mit dem Kirchenkreis Bielefeld betreibt das Johanneswerk die Diakonie für Bielefeld gGmbH, die Fachstelle für ambulante diakonische Arbeit im Kirchenkreis Bielefeld. Diese bietet Beratung und Hilfeleistungen für Kinder, Jugendliche und Familien, für Ältere und zu Hause pflegebedürftige Menschen sowie für Menschen in besonderen Notlagen. In Bad Berleburg betreiben das Johanneswerk und der Kirchenkreis Wittgenstein das Diakonische Werk Wittgenstein. Mit der Hospizarbeit setzt sich das Ev. Johanneswerk für die Begleitung Sterbender und deren Angehörige ein. Schwerpunkt bildet dabei die Sterbebegleitung in stationären Einrichtungen.
Die Geschichte des Johanneswerks beginnt 1852. Die Pastoren Clamor Huchzermeier und Johann Heinrich Volkening gründeten das „Rettungshaus Schildesche“ in Bielefeld. Hier wurden verwahrloste Kinder aufgenommen, deren Familien durch die Industrialisierung verarmt waren. Wohnhäuser, Betsaal, Turnhalle, Werkstätten und Wirtschaftsgebäude kamen hinzu. Um 1870 bekam das Rettungshaus den Namen Johannesstift. 1932 wurde die Erziehungsarbeit aus finanziellen Gründen eingestellt und das Rettungshaus schloss seine Pforten.
Noch im selben Jahr übernahm der Ortsverband für Innere Mission Bielefeld unter der Leitung von Pastor Karl Pawlowski das leerstehende Johannesstift. Die ehemaligen Wohnhäuser wurden als Altenheime eingerichtet und Mitte der 30er Jahre war das Johannesstift mit rund 260 Bewohnerinnen und Bewohnern eines der größten Alten- und Pflegeheime in Deutschland geworden. 1951 gründete Karl Pawlowski das Johanneswerk e.V., einen Trägerverband diakonischer Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen. Auch das Johannesstift wurde Mitglied im Johanneswerk. Die Zentrale des neugegründeten Werkes fand ebenfalls ihren Sitz im Johannesstift.
Auf dem Johannesstiftsgelände befinden sich heute das Evangelische Krankenhaus Bielefeld (ehemals Ev. Johannes-Krankenhaus), die Alten- und Pflegeheime Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Dorothee-Sölle-Haus und Karl-Pawlowski-Haus, das Fachseminar für Altenpflege, die Schule für Krankenpflege und Krankenpflegehilfe und die Schule für Diätassistentinnen, die Kindertagesstätten Haus Sonnenblume und Pappelhof und der Ev. Gemeindedienst. Außerdem ist das Stiftgelände nach wie vor der zentrale Sitz des Ev. Johanneswerks e.V.