Matthias Füller (l.), Leiter der Biologischen Station Lippe e. V., und Günter Harmel, Leiter des Forstreviers Belle beim Landesverband Lippe, begutachten das Areal, auf dem der Teich für Molche und Libellen geschaffen werden soll. (Foto und Text: Landesverband Lippe)

Matthias Füller (l.), Leiter der Biologischen Station Lippe e. V., und Günter Harmel, Leiter des Forstreviers Belle beim Landesverband
Lippe, begutachten das Areal, auf dem der Teich für Molche und Libellen geschaffen werden soll. (Foto und Text: Landesverband
Lippe)

Der Norderteich – Herzstück des gleichnamigen Naturschutzgebietes bei Belle (Horn-Bad Meinberg) – bietet zahlreichen Vogelarten, Fischen und Pflanzen einen wichtigen Lebensraum. Nun soll ein zweiter, wenn auch deutlich kleinerer Teich angelegt werden, um die Artenvielfalt noch weiter zu fördern: Landesverband Lippe, Biologische Station Lippe und Kreis Lippe schaffen für Amphibien und Libellen ein eigenes, kleines Gewässer.

 

„Wir wollen ein kleines Artenschutzgewässer anlegen, das Amphibien als Laichteich dient und auch Libellen nützt. Es darf nicht mit dem Norderteich verbunden sein, weil der Laich für die darin vorkommenden Fischarten, z. B. den Stichling, eine willkommene Beute wäre“, erläutert Günter Harmel, Leiter des zuständigen Forstreviers Belle beim Landesverband Lippe. Für den Teich, der nordöstlich des Norderteiches liegen soll, wird in den nächsten Tagen ein Bagger rund 150 Kubikmeter Boden ausgraben, der fachgerecht entsorgt wird. Danach werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Biologischen Station Lippe den kleinen Tümpel anlegen.

 

„Der Teich wird verschiedene Tiefenbereiche haben, um unterschiedliche Arten anzusprechen“, sagt Matthias Füller, Leiter der Biologischen Station. Molcharten wie Faden- oder Bergmolch sowie Libellenarten, die für das menschliche Auge eher unscheinbar wirken, wie die Binsenjungfer, sollen sich dann hier ungestört fortpflanzen und entwickeln können. „An seiner tiefsten Stelle wird der Teich knapp über einen Meter messen, damit er nicht komplett zufriert. Amphibien finden dann auch im Winter einen Bereich mit eisfreiem, sauerstoffreichem Wasser vor.“ Das Ufer soll modelliert werden: Der Abschnitt nach Süden könnte mit Schilf gesäumt sein, der Uferabschnitt zur Wiese nach Norden soll offen in diese übergehen:

 

„Wir greifen hier nicht gezielt ein, sondern lassen die Vegetation sich selbst entwickeln.“ Das ausgewählte Areal ist ideal für den Teich, weil rund um den Norderteich ein sehr hoher Grundwasserstand herrscht. „Ich denke, dass der Teich immer über Wasser verfügen wird“, ist Harmel überzeugt. Und sollte er doch einmal trocken fallen, sei das nicht problematisch: „Molche und Libellen sind Arten, die Trockenphasen überstehen können“, ergänzt Füller.

 

Landesverband und Biologische Station setzen die Maßnahme jetzt um, weil beim derzeit trockenen Wetter kaum Flurschäden durch den Bagger zu befürchten sind und die Brut- und Aufzuchtphase in der Tierwelt abgeschlossen ist. Die Idee dazu hatte Günter Harmel bereits in den 80er Jahren: „Ich freue mich, dass sie jetzt verwirklicht wird, und bedanke mich zum einen bei der Biologischen Station, die uns unterstützt, und zum anderen bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Lippe, die die Maßnahme finanziert“, betont Harmel. Im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplans für das Naturschutzgebiet Norderteich hat der Kreis Lippe die Mittel für die Teichanlage zur Verfügung gestellt.

 
Hintergrundinformation
Der Norderteich wurde erstmals 1227 als „Norddyk“ urkundlich erwähnt. Er wurde vermutlich zu dieser Zeit von Paderborner Mönchen zu einem Fischgewässer angestaut. Später ging er in den Besitz der Edelherren zur Lippe über, die ihn ebenfalls als Fischgewässer nutzten. Seit 1949 gehört er dem Landesverband Lippe, ebenfalls seit 1949 ist das rund 60 Hektar große Areal um den Norderteich anerkanntes Naturschutzgebiet. Die Wasserfläche des Norderteichs misst rund 12 Hektar. Ökologisch wertvolle Feuchtwiesen und Moore umgeben ihn. Der Norderteich ist deshalb ein wichtiges Durchzugs-, Rast- und Brutgebiet für Wasservögel und andere, an Feuchtgebiete gebundene Vogelarten.

 

Im Westen wird das Feuchtbiotop von einem alten Eichen-Hainbuchenwald begrenzt, der nur noch sehr extensiv genutzt wird. Er bietet aufgrund seines Anteils an Alt- und Totholz Spechten einen wichtigen Lebensraum. Im Norden und Nordosten hat sich ein sehr feuchter Erlenwald entwickelt, der mit seinem üppigen Bestand aus Schwarzerlen, Weiden, meterhohen Seggen-, Brennnessel- und dichten Röhrenbeständen ebenfalls einen wichtigen Lebensund Rückzugsraum für zahlreiche Tierarten darstellt. Aufgrund des Insektenreichtums sind außerdem viele Fledermausarten im Naturschutzgebiet Norderteich beheimatet.

 

Die fischerwirtschaftliche Nutzung spielt aus Naturschutzgründen heute nur noch eine sehr ungeordnete Rolle. Die Forstabteilung des Landesverbandes Lippe hat in den vergangenen Jahrzehnten das Naturschutzgebiet gepflegt und weiterentwickelt. So wurden z. B. Obstbäume und Hecken gepflanzt.