30 Blomberger mit viel Tatkraft und dem Willen zu helfen – das war 1967 der Anfang des Ortsverbandes der Johanniter-Unfall-Hilfe in der Nelkenstadt. Viel mehr hatten sie nicht. „Zehn Uniformen und Sanitätstaschen hat uns der Kölner Johanniter-Verband zur Gründung geschenkt, damit wir überhaupt anfangen konnten zu arbeiten“, erinnert sich Friedrich Obenhausen, Gründungsmitglied und ab 1979 Ortsbeauftragter der Blomberger Johanniter. Trotz des schwierigen Anfangs wuchs der Ortsverband schnell und wurde bald zu einer wichtigen gesellschaftlichen Stütze der Stadt. Ihre Aufgaben waren damals wie heute: Rettungsdienst und Krankentransport, Katastrophenschutz, Sanitätsdienste für Veranstaltungen und die Ausbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe.
 
Wenige Monate nach der Gründung im „Kaiserhof“ bei einem Glas Feuerzangenbowle hatten die Johanniter nicht nur bereits vier neue Mitglieder, sondern auch einen wichtigen Zuwachs in ihrem Fuhrpark: einen vollausgerüsteten Krankenwagen, wiederum gespendet vom den Kölnern Johannitern. Damit übernahmen die ehrenamtlichen Blomberger den Rettungsdienst am Wochenende im Wechsel mit dem Deutschen Roten Kreuz. Provisorische Rettungswache der Johanniter waren die Praxisräume des Ortsbeauftragten Dr. Friedrich-Karl von Ohlen. Unvergessen blieb den Helfern die erste Fahrt mit ihrem neuen Krankenwagen. Sie brachten die damals älteste Einwohnerin Blombergs, die 101-jährige Anna Itzerott, die nach einem Großbrand vorübergehend in einem Detmolder Altenheim untergebracht war, zurück in ihr Zuhause.
 
„Die Blomberger haben uns Johanniter damals mit offenen Armen aufgenommen“, erzählt Obenhausen, der ab 1979 32 Jahre lang den Ortsverband ehrenamtlich leitete. „Wir waren überall im lippischen Südosten unterwegs und haben Menschen in Erster Hilfe ausgebildet und Sanitätsdienste bei vielen Veranstaltungen wie den Reit- und Fahrturnieren in Wendlinghausen, dem Internationen Trachtenfest in Schieder-Schwalenberg, aber auch bei Rennen auf dem Nürburgring geleistet. Natürlich alles ehrenamtlich!“ Jeder Pfenning, der eingenommen wurde, floss in die Vereinskasse und erlaubte den Johannitern ihren Fuhrpark an Einsatzfahrzeugen zu erweitern. So waren sie auch gut gerüstet, als sie 1973 neben dem Wochenenddienst auch werktags in den Abendstunden den Rettungsdienst in Blomberg übernahmen. „So wurde von 18 bis 6 Uhr unsere Wohnzimmer zur Rettungswache. Aber ich hatte damals noch gar kein Telefon, das musste noch schnell beantragt werden, damit ich auch alarmiert werden konnte“, erinnert sich Obenhausen lachend.
 
Viele Anekdoten und Erinnerungen sind in einem halben Jahrhundert zusammengekommen. Die zahlreichen Hilfseinsätze und -transporte ins Ausland wie Litauen, oder in von Erdbeben erschütterte Städte in Italien und der Türkei, die jährlichen 24-Stunden-Übungen und die enge Verbundenheit und Kameradschaft, die zwischen den Aktiven bestand. Auch neben der gemeinsamen ehrenamtlichen Arbeit, verbrachten die Johanniter viel Freizeit miteinander. Sie spielten regelmäßig zusammen Fußball, kegelten oder unternahmen einmal im Jahr ein gemeinsames Zeltlager.
 
1996 war die Ära der ehrenamtlichen Helfer im Rettungsdienst vorbei. Hauptamtliche übernahmen auch die Abend- und Wochenenddienste und die Johanniter-Helfer mussten sich schweren Herzens von einer Aufgabe, die sie viele Jahre lang mit Leidenschaft und großen Einsatz erfüllten, verabschieden. Umso stärker engagieren sich die Ehrenamtlichen noch heute im 50. Jahr ihres Bestehens in Sanitätsdiensten, sind Teil des Katastrophenschutzes des Kreises Lippe und bilden weiterhin Menschen vom Kindergarten- bis ins Seniorenalter in Erster Hilfe aus. „Wir haben zurzeit 30 aktive Ehrenamtliche zwischen 18 und 62 Jahren und leisten im Jahr rund 14.000 Dienststunden“, erzählt Winfried Kipke, seit 2011 Ortsbeauftragter in Blomberg. Der 56-Jährige ist seit 35 Jahren bei den Johannitern aktiv und sagt: „Über zwei Generationen stellen wir Johanniter unsere Freizeit nun in den Dienst unserer Mitmenschen in Blomberg. Das machen wir mit großer Freude und unsere heutigen Aktiven gucken mit großer Dankbarkeit und Stolz auf ihre Vorgänger zurück, die in 50 Jahren unseren Ortsverband zu dem gemacht haben, was er heute ist.“
 
Ihr großes Jubiläum feiern die Johanniter am 2. September auf dem Pideritplatz in Blomberg. Ab 12 Uhr sind alle Blomberger und Lipper eingeladen, mitzufeiern, Einsatzfahrzeuge aus fünf Generation – das älteste Ausstellungsstück, ein Borgward ist sogar 60 Jahre alt – zu besichtigen, Vorführungen von Rettungshunden und Einsatzkräften zu sehen und die Arbeit der Johanniter kennenzulernen. Für Kinder gibt es ein großes Bastel- und Spielangebot sowie eine Johanniter-Hüpfburg in Form eines Rettungshubschraubers. Am Abend spielt ab 19 Uhr die Top-40-Band Grace, der Eintritt ist für alle kostenlos. „Wir freuen uns auf zahlreiche Besucher, die ein tolles Fest erleben werden“, verspricht Kipke.
BUZ:
Die Johanniter gestern und heute – die Teilnehmer der Gründungsfeier mit dem ersten Ortsbeauftragten Dr. Friedrich-Karl von Ohlen (erste sitzende Reihe, 3. von rechts) und seinem Nachfolger Friedrich Obenhausen (letzte Reihe, 4. von rechts) sowie die heutigen ehrenamtliche Johanniter vor dem Sitz des Blomberger Ortsverbandes im Paradies 1-3.