Durch den neuen Zusatzbeitrag unterscheiden sich seit Anfang 2015 nicht nur die Leistungen der Gesetzlichen Krankenkassen, sondern auch ihre Beiträge. Ein Kassenwechsel kann mehrere hundert Euro Ersparnis pro Jahr bringen. Der Produktfinder zeigt die aktuellen Beitragssätze von 76 Kassen und sagt, welche Kosten diese etwa für alternative Behandlungsformen, ärztliche Zweitmeinungen oder Chroniker-Programme übernehmen. Bei 20 Kassen haben wir auch die Beratungsqualität getestet.
76 Kassen versorgen 97 Prozent der Beitragszahler
In Deutschland gibt es 124 gesetzliche Krankenkassen, von denen 32 jedoch nur für Angehörige bestimmter Betriebe wählbar sind. Der Produktfinder Gesetzliche Krankenkassen enthält die Daten zu 76 von 92 Krankenkassen, die für die Allgemeinheit „geöffnet“ sind (abhängig vom Wohn- oder Arbeitsort). Die im Produktfinder vertretenen Kassen decken 97 Prozent aller Beitragszahler ab.
Kassenwechsel jetzt noch interessanter
Die Krankenkassen bestimmen ihren Zusatzbeitrag selbst. Mit dem Jahreswechsel steht jetzt die Höhe aller Zusatzbeiträge fest: Immerhin 65 Krankenkassen haben ihren Beitrag zum Jahreswechsel gesenkt (44 davon sind im Produktfinder vertreten), 8 haben ihn angehoben (davon 6 im Produktfinder vertreten). Die Spanne der Beitragssätze liegt aktuell bei 14,6 bis 15,9 Prozent. Die wichtigste Nachricht für Versicherte: Ein Kassenwechsel ist jetzt noch interessanter. Die Experten von Finanztest haben nachgerechnet und ermittelt: Verdient jemand 4125 Euro brutto im Monat (Beitragsbemessungsgrenze 2015), spart er in einer Kasse mit 14,6 Prozent Beitragssatz gegenüber einer mit 15,5 Prozent fast 450 Euro pro Jahr. Bei 2000 Euro Verdienst bringt ein Wechsel immerhin noch ein Plus von mehr als 200 Euro.
Alle wichtigen Informationen zum Zusatzbeitrag
Nimmt eine Kasse 2015 einen Zusatzbeitrag, dürfen Versicherte umgehend kündigen. Sie könnten dann schon im April 2015 in einer neuen Kasse sein, müssen aber während des Kündigungszeitraums den Zusatzbeitrag bezahlen. Sie müssen übrigens nicht befürchten, in einer günstigen Kasse schlechter versorgt zu sein. Etwa 95 Prozent der Leistungen sind bei allen Krankenkassen gleich.
Tipp: Auch eine laufende Behandlung ist kein Grund, nicht zu wechseln. Sie können jederzeit wechseln, sofern Sie 18 Monate Mitglied Ihrer Kasse waren – nicht nur, wenn Ihre Kasse einen Zusatzbeitrag erheben sollte.
Mehr Zusatzangebote für Versicherte
Die medizinische Grundversorgung ist bei allen Kassen gleich. Sie ist gesetzlich geregelt. Doch jede Kasse darf Extraleistungen anbieten. Davon machen immer mehr Kassen in immer größerem Umfang Gebrauch. Versicherte können dadurch mehr von ihrer Kasse bekommen als bisher. Hier einige Beispiele (ausführlich dokumentiert in „Meine Kasse bezahlt jetzt mehr“, Finanztest 9/2014. Das PDF zu diesem Test erhalten Sie kostenlos, wenn Sie den Produktfinder freischalten):
- Ärztliche Zweitmeinung. Waren es im vergangenen Jahr nur elf Krankenkassen, die für schwerkranke Versicherte eine ärztliche Zweitmeinung bei ausgewiesenen Spezialisten organisiert haben, sind es jetzt mehr als doppelt so viele. Jetzt bieten 33 Kassen diesen Extraservice an.
- Künstliche Befruchtung. Paaren, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, zahlen jetzt 36 Kassen mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Im vergangenen Jahr waren es nur 19 Krankenkassen.
- Rufbereitschaft Hebamme. Einen Zuschuss zu den Kosten für die Rufbereitschaft einer Hebamme, die für die Zeit der Geburt eines Kindes rund um die Uhr erreichbar ist, zahlen jetzt 54 Kassen. Das sind fast doppelt so viele wie noch 2013.
- Sportmedizinische Untersuchung. Versicherte, die Sport treiben, bekommen bei 27 gesetzlichen Kassen einen Zuschuss für eine sportmedizinische Untersuchung. Auch das sind mehr als doppelt so viele Kassen wie im Vorjahr.
- Alternative Behandlungen. Gut für alle, die Wert auf alternative Behandlungen wie Homöopathie und Osteopathie legen: Hier sind seit Jahren viele Kassen aktiv. Deshalb sind die Zuwächse nicht mehr so groß. Zurzeit bezahlen 69 Kassen Zuschüsse zur Osteopathie und unterstützen die Behandlung beim Homöopathen.
Es lohnt sich zu schauen, was die eigene Kasse inzwischen im Programm hat und was andere Krankenkassen anbieten. Viel Zeit nimmt die Suche nach geeigneten Extraleistungen nicht in Anspruch.
Pressemeldung Stiftung Warentest
