Wer sein Auto mit dem Komfort-Schließsystem Keyless nachrüsten will, sollte wissen: Auch Nachrüstsysteme schützen nicht zuverlässig vor Diebstahl. Der ADAC hat bei zwei Systemen festgestellt, dass auch sie nicht effizienter sind als die meisten ab Werk verfügbaren schlüssellosen Schließsysteme. Es gibt dennoch Tipps, wie sich die Sicherheit verbessern lässt. Ein Keyless-Komfort-Schließsystem scheint auf den ersten Blick eine bequeme Alternative zum normalen Funkautoschlüssel zu sein, weil es die Hände für Einkaufstaschen oder die Babyschale frei lässt und ohne Knopfdruck per Funksignal den Wagen öffnet und teilweise auch startet. Dass dies jedoch ein Einfallstor für Autodiebe ist, bemängelt der ADAC seit langem: Über 560 Autos hat der Club bisher auf Diebstahlsicherheit getestet, gerade einmal fünf Prozent der Modelle sind zeitgemäß geschützt.
Keyless-Nachrüstungen für Autos ohne diesen Komfort sind meist ebenfalls unsicher, wie der ADAC jetzt recherchiert hat. Zum einen gibt es die Variante mit Originalteilen, die jedoch von den Autoherstellern nicht unterstützt wird. Freie Anbieter haben Keyless-Nachrüstsätze mit den jeweiligen Originalteilen für wenige Fahrzeugmodelle von Audi, Seat, Škoda, Mercedes und Volkswagen im Programm. Allein die Teilesätze kosten jedoch bereits mehr als 1000 Euro, dazu kommt der zeitaufwändige und daher teure Einbau: Es müssen neue Außen-Türgriffe verbaut werden sowie Antennen am Unterboden, im Innenraum und im Kofferraum. Auch die Verkabelung ist aufwändig und daher nur etwas für Profis in der Fachwerkstatt.
Zum anderen lassen sich online Nachrüstsätze zum Preis von unter 100 Euro bestellen. Sie sind nur für ältere Modelle geeignet, deren Türschlösser nicht mit LIN-Bus oder ähnlichem kommunizieren. Damit auch das Anlassen ohne Schlüssel funktioniert, muss die Wegfahrsperre des Autos ausgeschaltet werden. Teilweise wird dazu vorgeschlagen, den Original-Schlüssel in das Zündschloss zu stecken, die Zündung anzuschalten und anschließend den Schlüssel abzusägen. Davon rät der ADAC dringend ab. Außerdem erfordert der aufwändige Einbau mit großem Kabelsatz viel Fachkenntnis über die richtigen Anschlusspunkte. Meist sind keine fahrzeugspezifischen Anleitungen verfügbar, die genau das erleichtern würden. Und: Auch diese Systeme sind nicht sicher und können mittels einer Verlängerung der Funkverbindung von Dieben geknackt werden.
Eine – wenn auch unpraktische – Abhilfe versprechen abschirmende Schlüssel-Etuis oder Schlüssel-Boxen aus Metall. Die helfen jedoch nur, wenn der Schlüssel ganz hineinpasst, und sollten vorher geprüft werden: Ist der Schlüssel in Etui oder Box verstaut, darf das Schließsystem nicht entsperren, auch wenn der Schlüssel sich in der Nähe des Türgriffs befindet bzw. die Türgrifftaste gedrückt wird. Vergleichbares gilt für das Umwickeln des Schlüssels mit Alufolie oder das Deponieren im Kochtopf bzw. Kühlschrank. Dort besteht die Gefahr der Beschädigung durch Kondenswasser. Mehr Sicherheit bietet laut den ADAC Experten, das Auto – wenn vorhanden – in einer abschließbaren Einzel-Garage abzustellen. Bei einigen Autos lässt sich Keyless auch ganz abschalten – entweder vom Besitzer oder aber in einer Marken-Werkstatt. Mehr dazu steht meist in der Bedienungsanleitung des Autos.
Der ADAC fordert, dass die Hersteller Keyless-Schließsysteme ab Werk zeitgemäß gegen Diebstahl sichern. Sie sollten nicht unsicherer als eine normale Funk-Fernbedienung sein. Auch darf die Verantwortung nicht auf die Verbraucher abgewälzt werden. Dass dies geht, zeigen mehrere Modelle, auch in preissensiblen Fahrzeugklassen. Weitere Informationen zum Thema gibt es hier.
Pressemeldung ADAC