„Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Dieser Satz der Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel stammt aus dem Jahr 2013. Obwohl ihr diese Aussage in allen möglichen Sozialen Medien unmittelbar danach um die Ohren flog, so lässt sich kaum abstreiten, dass sie gerade für den Bereich der Öffentlichen Verwaltung nicht die Unwahrheit gesagt hat. Denn während die halbe Welt über Digitalisierung redet, scheinen die Amtsstuben in Deutschland immer noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. Nach wie vor werden vielerorts ganze Vormittage verplempert, nur um ein Fahrzeug anmelden zu können oder einen Bewohnerparkausweis zu beantragen. Online-Lösungen sind längst noch nicht überall in Sicht. Stattdessen zieht man brav eine Wartenummer und nimmt auf einem unbequemen Holzstuhl Platz, während ein halber Urlaubstag den Bach runtergeht.

 

Webportale als weiterentwickelte Websites

Auf dem Markt existieren viele unterschiedliche Arten von Online-Portalen. Der Unterschied eines Portals im Vergleich zu einer gewöhnlichen Website besteht in der Interaktion. Während eine Website nur der Bereitstellung von Informationen dient und keine weiteren Optionen anbietet, leistet das Portal um einiges mehr. Um eine Personalisierung der Angebote zu gewährleisten, besteht in der Regel die Möglichkeit einer Authentifizierung. Ziel ist es, bestimmte Services schnell, einfach und ohne die Notwendigkeit einer Vorort-Präsenz in Anspruch zu nehmen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Nicht nur Stadtverwaltungen erleichtern ihren Bürgern dadurch das Leben, auch Bildungsangebote werden auf diese Weise wahrgenommen. Auch das Gesundheitssystem profitiert von sogenannten Patientenportalen.

 

Vorteile von Bürgerportalen

Stadtverwaltungen gelten gemeinhin als träge und nicht besonders technikaffin. Doch der Einsatz der Bürgerportale bietet nicht nur den Bürgern einen Mehrwert, sondern generiert auch klare Vorteile für die Kommune. Denn zum einen wird durch eine durchgängige Erreichbarkeit über diesen Kommunikationsweg die Servicequalität deutlich erhöht. Zum anderen ist die Digitalisierung auch ein Weg zur Kostenersparnis. Denn in Deutschlands Behörden benutzt man nach wie vor liebend gerne Papier, Briefmarken und wälzt dicke Aktenordner. Eine Studie des Kompetenzzentrums Öffentliche Informationstechnologie ergab, dass in den Behörden bis zu ein Drittel der Verwaltungskosten gespart werden könnte, sofern eine vollständige Digitalisierung vollzogen würde. Aber auch die Bürger selbst sehnen sich danach, zumindest einen Teil ihrer Verwaltungsvorgänge online erledigen zu können. Es ist in der heutigen Zeit auch nicht mehr verständlich zu erklären, warum für die Anmeldung eines Hundes für die Hundesteuer eine Anwesenheit im Rathaus erforderlich ist.

 

Anwendungsbeispiele im Alltag

Eine Stadt, die ein entsprechendes Bürgerportal betreibt, bietet ihren Einwohnern die Chance, bequem von zu Hause aus oder mittels Smartphones von unterwegs ihre Behördengänge zu erledigen. Neben der örtlichen Ungebundenheit gibt es auch keinerlei zeitliche Einschränkungen mehr. So können beispielsweise Urkunden bequem online beantragt und bezahlt werden. Der Versand erfolgt dann einfach auf dem Postweg. Auch Parkausweise für Anwohner können auf diesem Weg beantragt und sogar selbst zu Hause gedruckt werden. Ebenso kann ein polizeiliches Führungszeugnis über das Bürgerportal angefordert werden. Die Bezahlung erfolgt über Kreditkarte oder Online Überweisung. In einigen Städten kann auch ein Termin für die Abholung von Sperrmüll vereinbart werden. Die Möglichkeiten zum Ausbau dieser Services sind nahezu grenzenlos und die Entwicklung steckt erst in den Kinderschuhen. Jedoch ist für die Zukunft eindeutig ein Umdenken zu erwarten. Auch Behörden werden sich aufgrund der offenkundigen Vorteile nicht länger einer längst überfälligen Digitalisierung verschließen können.