Das Foto stammt vom Wilbaser Markt in Blomberg im Jahr 2016.


In diesem Jahr setzt die Bezirksregierung Detmold wieder ein „fahrendes Klassenzimmer“ ein, um die Kinder von Schaustellern während der Volksfeste schulisch zu unterstützen. Das Schulmobil wurde in einer Pilotphase bereits im Jahr 2016 an sieben Standorten in OWL erfolgreich erprobt. Im Jahr 2017 kommt das Schulmobil in zwölf Städten und Gemeinden zum Einsatz. Dazu zählen Versmold, Bielefeld, Paderborn, Minden, Gütersloh, Lübbecke, Blomberg, Delbrück, Warburg, Schloß Holte-Stukenbrock, Rheda-Wiedenbrück und Detmold.
 
Bei dem „fahrenden Klassenzimmer“ handelt es sich um ein Wohnmobil, in dem sechs Schülerarbeitsplätze eingerichtet wurden und viele Lern- und Arbeitsmaterialien zur Verfügung stehen. Es soll auf den Plätzen der Volksfeste in direkter Nähe zu den Unterkünften der Schausteller ein zentraler Anlaufpunkt für alle mitreisenden Schulkinder sein, die neben den Schulbesuchen ergänzende Lernangebote wahrnehmen möchten. Das Schulmobil dient auch dazu, den Bereichslehrern, die die Schaustellerkinder nach dem Schulunterricht betreuen, die Arbeit zu erleichtern. Für diese Arbeit hatten sich diese Lehrer bisher sozusagen von Wohnwagen zu Wohnwagen vorgearbeitet, da es keine zentrale Anlaufstelle gab, an der alle gemeinsam lernen konnten.
 
Das Schulmobil ersetzt allerdings nicht den regulären Schulbesuch der Kinder und Jugendlichen an den örtlichen Stützpunktschulen am Vormittag. Es ist an den Nachmittagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die Stützpunktschule ist die Schule vor Ort, in der Nähe der Fest- und Kirmesplätze, die die Schülerinnen und Schüler während der Reisezeit besuchen.
 
„In einer Pilotphase im 2. Halbjahr 2016 haben wir das Schulmobil an sieben Standorten in OWL zunächst erprobt. Der Einsatz des Mobils war sehr gewinnbringend. Die Rückmeldungen der Schaustellerkinder und der Eltern auf dem Platz waren durchweg positiv, das Angebot wurde sehr gern genutzt. Mit dem Einsatz des Schulmobils kann die Bezirksregierung Detmold die Beschulung reisender Kinder und Jugendlicher jetzt noch weiter intensivieren und professionalisieren“, sagt Dr. Ulrich Voigt, bei der Bezirksregierung Detmold zuständig für die Koordination der schulischen Förderung von Kindern beruflich Reisender.
Fünf Bereichslehrkräfte begleiten diese Kinder traditionell beim Besuch der Schulen auf der Reise im Regierungsbezirk Detmold und jetzt auch im „Klassenzimmer auf Rädern“ in unmittelbarer Nähe zu den Volksfestplätzen. Mit vielfältigen Maßnahmen wollen die Bereichslehrer die Schaustellerkinder unterstützen. Dazu zählen:

  • Optimierung der aktiven Lernzeit in den Schulen vor Ort durch intensive Unterrichtsvorbereitung und inhaltliche Nachbereitung
  • Individuelle Förderung durch Lernstandsdiagnostik, Förderpläne, Fördermaßnahmen, Sprachförderung
  • Hausaufgabenbegleitung, Aufarbeitung, Nachbereitung, Prüfungsvorbereitung
  • Lernprozessbegleitung durch Rückkopplung und Kontaktpflege zu Lehrkräften der Schulen vor Ort (Stützpunktschulen)
  • Einbindung sonderpädagogischer Fachexpertise

Angeboten werden außerdem Beratungen für Eltern, Schullaufbahnberatungen und unterstützende Gespräche zwischen Lehrpersonen, Bereichslehrkräften und Eltern.
 
Zum Hintergrund: Leben und Lernen auf der Reise
Etwa 6.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland wechseln jede Woche die Schule, weil ihre Eltern als beruflich Reisende unterwegs sind: als Schausteller, reisende Handwerker, als Binnenschiffer oder als Artisten im Zirkus.
Während der Reisezeit werden die Schülerinnen und Schüler in Stützpunktschulen unterrichtet. Nicht selten mehr als 30 verschiedene Schulen in allen Bundesländern und dem benachbarten Ausland besuchen die Schülerinnen und Schüler während dieser Zeit. Die tatsächlich zur Verfügung stehende Lernzeit reduziert sich dabei häufig auf deutlich unter 50 Prozent der Lernzeit, die anderen Schülerinnen und Schülern zur Verfügung steht.
In Ostwestfalen-Lippe leben aktuell circa 110 Kinder und Jugendliche aus beruflich reisenden Familien. Sie besuchen im Winter ihre Stammschulen (Schulen, an denen die Schüler gemeldet sind). Während der Reisezeit (Mitte Februar bis Ende November) wechseln circa 300 Schülerinnen und Schüler in OWL die Schule.
Die schulische Förderung der reisenden Schülerinnen und Schüler erfolgt in den Stamm- und Stützpunktschulen (auf der Reise) sowie durch die Bereichslehrkräfte vor Ort, denen in diesem Unterstützungssystem eine besondere Bedeutung zukommt. In den meisten Bundesländern sind Bereichslehrkräfte mit der Förderung und Beratung der Kinder beruflich Reisender beauftragt. In festgelegten regionalen Bereichen nehmen sie ihre Aufgaben für die schulische Bildung reisender Kinder und Jugendlicher wahr. Sie unterstützen den Schulbesuch der reisenden Kinder gemäß dem von der Kultusminister-Länderkonferenz erarbeiteten Konzept.
Weitere Informationen: www.schule-unterwegs.de