Mit Erschrecken musste unsere Redaktion von einem an die Fraktion der Grünen gerichteten Drohbrief erfahren. Das anonyme Schreiben richtet sich an „das Weltfremde Gutmenschengeschmeiß“ und bezieht sich auf die Geschehnisse der Silvesternacht in Köln, genauer auf die „Massenschändung von jungen Frauen“. In der Tat sind auch uns die Stimmen einiger Blomberger Frauen nicht verborgen geblieben, die sich durch derartige Geschehnisse nicht so ganz wohl fühlen. Dennoch sind wir hier in Blomberg und nicht in Köln.
Was wir an dieser Stelle jedoch einmal zu bedenken geben wollen: Man kann sicherlich über alle Themen kontrovers diskutieren und muss nicht immer einer Meinung sein. Ein Bericht in der vorletzten Ausgabe der NelkenWelt hatte die Grünen aufgebracht und man bat uns zum Gespräch. Im Ergebnis gab es eine kontroverse Diskussion, bei der wir auch nicht wirklich auf einen Nenner gekommen waren. Anfeindungen gab es jedoch zu keiner Zeit, lediglich Standpunkte wurden verdeutlicht.
Ob der Brief, der im Briefezentrum Herford abgestempelt wurde, nun tatsächlich aus Blomberg stammt und ob sich dahinter tatsächlich eine Gruppe von Menschen verbirgt (Zitat: „Deutsche Blomberger und die hier heimischen Blomberger mit Migrationshintergrund haben sich entschlossen den Schutz der Blomberger Frauen selber zu organisieren“) kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Der Öffner des zugestellten Briefes erklärte uns: „Ich war im ersten Moment, zumal es nicht der erste Brief gewesen ist, natürlich erschrocken. Allerdings relativierte sich das schnell wieder. Wir vermuten aufgrund der gemachten Rechtschreibfehler, dass beide Briefe aus derselben Feder stammen.“
Wenngleich die Grünen eigentlich beschlossen hatten, sich nicht mit diesem unschönen Sachverhalt an die Presse zu wenden, um solchen Menschen nicht noch eine Plattform zu bieten und Nachahmer auf den Plan zu rufen, so ist es dann über Umwege eben doch noch geschehen. Bei der Polizei wurde zudem Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.
Abgesehen davon, dass die Ausübung von Gewalt in unserem Staat verboten ist: Gegen wen richtet sich denn hier eigentlich die schlechte Stimmung? Gegen die Lokalpolitiker? Im Ernst? Die Lokalpolitiker engagieren sich ehrenamtlich für unsere Stadt. Sie handeln, zumindest sollten sie es, im Sinne der Blomberger Bürger. Wem diese Handlungen nicht gefallen, hat das Mittel der Wahl und kann sein Kreuz beim nächsten Wahlgang an entsprechenden Stellen machen.
Berufspolitiker und Lokalpolitiker kann man zu keiner Zeit gleichsetzen Natürlich darf auch Berufspolitikern keine Gewalt angedroht werden. Im Falle der Grünen werden die Vergütungen der Ratsmitglieder (ca. 100€ pro Monat) sogar als Spende an die Partei abgeführt, um das Büro in der Neuen Torstraße 25 unterhalten zu können. Von persönlicher Bereicherung keine Spur. Schön zu hören ist jedoch, dass sich die Mitglieder der Grünen durch derartige Anschreiben nicht einschüchtern lassen wollen. Der Satz im Brief „Aber auch die Helfershelfer der Frauenschänder werden nicht ungestraft davonkommen, für jede in Blomberg durch Asylanten geschändete Frau, wird ein Grüner Mandatsträger Krankenhausreif geschlagen“ prallt somit ab und bleibt wirkungslos.
Es bleibt dabei: In Blomberg kann Integration gelingen, zum Teil tut sie es schon. Wir alle sind gefordert, dass dieser Umstand auch so bleibt.