Duch mehr als nur das Amt des Bürgermeisters verbunden: Michel Bisson und Klaus Geise.

Bürgermeister Michel Bisson, Vertreter des Rates der Stadt Lieusaint* und Bürgerinnen und Bürger hatten sich am gestrigen Donnerstag anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft auf die Reise nach Blomberg begeben und wurden herzlich von den Gastfamilien aufgenommen. Der Vertrag zur Städtepartnerschaft wurde am 27.Juni 2009 in Lieusaint unterzeichnet. 2001 hatte es eine Partnerschaftsanfrage der Stadtverwaltung Lieusaint durch ein Au-pair-Mädchen gegeben und ersten Kontakte und Freundschaften ergaben sich durch gegenseitige Besuche von Schulen und Vereinen. Einst mit dem Ziel, die deutsch-französische Freundschaft zu pflegen, zu fördern und weiterzuentwickeln gegründet, gab es am heutigen Freitag einen Empfang im Blomberger Rathaus.

 

Aus den Gastfamilien zurück im Rathaus vereint, wurde die spürbare Herzlichkeit im Raum durch das traditionelle „Küsschen rechts und Küsschen links“ vielfach untermauert. Geise verlas zunächst Grußworte der französischen Generalkonsulin Dr. Olivia Berkeleg-Christmann, die am frühen Morgen folgende Botschaft aus Düsseldorf gesendet hatte:

 

„Leider kann ich heute nicht mit Ihnen gemeinsam das zehnjährige Jubiläum der Städtepartnerschaft Blomberg-Lieusaint begehen. Ich bedauere es sehr, da ich als Generalkonsulin und Leiterin des Institut Francais in Nordrhein-Westfalen, die Kontakte, die durch solche Verschwisterungen zwischen der deutschen und der französischen Zivilgesellschaft entstehen, sehr hoch zu schätzen weiß: diese Bande geben der politischen Kooperation der Staaten das nötige „menschliche Rückgrat“ und sind als „Nährboden“ eines Europas der Bürger unentbehrlich. Gerade in den bewegten Zeiten, die wir erleben, dürfen wir nicht vergessen, dass unsere einzigartige Partnerschaft im Dienste Europas kein Selbstläufer ist und der täglichen Pflege bedarf: diese Austausche für jedermann tragen zur Schaffung einer europäischen Identität bei und sind somit für die Zukunft unseres Kontinents entscheidend. 2019 ist ein außergewöhnliches Jahr für die deutsch-französischen Beziehungen, da ein neuer Elysée-Vertrag am 22. Januar in Aachen von Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel unterzeichnet wurde, der noch mal die Wichtigkeit des Erlernens der Kultur und der Sprache des Anderen betont. Der heutige Festakt stellt ein konkretes Beispiel unserer erfolgreichen Zusammenarbeit dar. Je salue le Maire et la délégation francaise de Lieusaint (Ich grüße den Bürgermeister und die französische Delegation von Lieusaint). Auch vielen Dank an den Bürgermeister und sein Team sowie an die engagierten Bürger.
Ich wünsche dem Festakt viel Erfolg. Es lebe die deutsch-französische Freundschaft! Vive l´amitié franco-allemande!“

 

Bürgermeister Klaus Geise erinnerte sich an den Akt der Unterzeichnung, für den man mit 120 Blombergern nach Frankreich gereist war und dort überaus herzlich empfangen wurde, und sprach von einer Vermählung, die es nach vorangegangenen acht Jahren Verlobungszeit, nun schon seit 10 Jahren geben würde. Viele Besuche auf Gegenseitigkeit habe es seit dieser Zeit gegeben und es seien echte Freundschaften entstanden. Geise bedankte sich im Besonderen bei den Motoren dieser Städtepartnerschaft, Wolfgang Waldow, Erhard Oerder und Uwe Praschak, aber auch bei den Familien Köller und Gleichmann, di in jedem Jahr die Austausche organisieren. In früheren Zeiten, so Geise, galten die von Bürgern getragenen Städtepartnerschaften als die größte Friedensbewegung in der Welt. Blombergs Bürgermeister gab zu bedenken: „Unser gemeinsames Europa ist in Schwierigkeiten und der Nationalismus wächst. Gerade jetzt brauchen wir Akzeptanz und Toleranz für das „Anderssein“. Wir müssen einstehen für die Völkerfreundschaft und dafür heute mehr denn je arbeiten. Gemeinsam leisten wir durch diese Städtepartnerschaft einen kleinen aber wichtigen Beitrag und ich blicke unserer gemeinsamen Zukunft mit viel Freude entgegen.“

 

Tatsächlich war im Rathaus viel von dieser Freude und Lebensfreude spürbar. Die 45 angereisten Franzosen strahlten gemeinsam mit ihren Gastgebern um die Wette. Bürgermeister Michel Bisson erklärte die Größe der Reisegruppe, darunter auch 10 Ratsmitglieder, mit einfachen Worten: „Wir wollen zeigen, wie wichtig uns diese Partnerschaft ist.“ Bisson weiter: „Wir kommen so gerne hier nach Blomberg, weil diese Gegend einfach so wunderschön ist und wir es lieben hier herum zu gehen und zu fahren. Ein weiterer Grund ist Ihr Reichtum. Die große Herzlichkeit, mit der wir immer wieder hier aufgenommen werden, die menschliche Freundlichkeit und Großherzigkeit, sind wahrlich ein Reichtum. Zum gestrigen Treffen in Eschenbruch brauche ich nicht viel zu sagen: Schnaps und Bier. Es war mir eine Freude meinen Freund Klaus mittendrin zu sehen, wie er Schnäpse verteilte. Diese Offenherzigkeit und Ihr Reichtum an netten Mitbürgern kann man nicht kaufen, dass hat man oder eben auch nicht. Ich danke all jenen, die in den vergangenen 18 Jahren diese Partnerschaft zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Die Seele unserer beiden Städte erkennt man durch engagierte Menschen wie zum Beispiel Wolfgang Waldow, Uwe Praschak oder Erhard Oerder. Die gemeinsame Zeit und die menschlichen Kontakte lassen uns den Erfolg unserer Städtepartnerschaft erkennen, eine Partnerschaft die von Jahr zu Jahr wächst, stärker wird und niemals aufhören wird. In dieser schweren Zeit müssen wir unserer Jugend die Zeit geben auf den richtigen Weg zurückzukehren. Europa findet bei uns allen statt.“ Den letzten Satz äußerte der sympathische Bürgermeister dann direkt auf Deutsch: „Wir alle sind Blomberger!“

 

Echte und aufrichtige Männerfreundschaft…

…zwischen Bisson und Geise – verbunden im Geiste.

Zwischendurch gab es bei dem Festakt im Rathaus Musik vom Bläser-Quartett Poc(h)o Meno, die nach der Rede des französischen Bürgermeisters noch eine kleine Überraschung einspielten, die französische Nationalhymne, für die sich alle Franzosen nach nur drei Tönen aus den Stühlen erhoben. Im Anschluss wurde auch die Deutsche Nationalhymne gespielt, beide Hymnen wurden von vielen der Anwesenden mitgesungen – ein schöner Moment. Ein weiterer schöner Moment war der, als Bürgermeister Klaus Geise seinen Amtskollegen Michel Bisson, ganz wie es sich in einer gut funktionierenden Ehe nun mal gehört, an der Hand nahm und gemeinsam mit ihm zur Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Blomberg schritt. Auch hier unterstrich Bisson wie wichtig ihm diese Partnerschaft ist – einen solch langen Eintrag wie den seinen wird man im Goldenen Buch vermutlich vergebens suchen.

 

Einen sehr langen Text verfasste Michel Bisson für das Goldene Buch der Stadt Blomberg. Da darf auch ein Spickzettel benutzt werden.

In den kommenden Tagen wartet noch ein abwechslungsreiches Programm auf die Franzosen und deren Gastgeber. Heute um 14.30 Uhr wird zu einem Boule-Turnier im Burggarten geladen und morgen gilt es mit Förster Stephan Radeck den Blomberger Forst zu erkunden – bei abschließendem Grillen am Forsthaus. Den Abschluss des Aufenthalts begeht die Gesellschaft dann im Integrationszentrum bei Speis, Trank und Musik.

 

*Lieusaint ist eine französische Gemeinde mit 13.363 Einwohnern (Stand 1. Januar 2016) im Département Seine-et-Marne in der Region Île-de-France etwa 33 Kilometer südsüdöstlich von Paris. Die Einwohner der Gemeinde nennen sich Lieusaintais.

 

Mehr zur Städtepartnerschaft unter: www.blomberg-lieusaint.de