Fast jeder zweite Gründer in Nordrhein-Westfalen beklagt den bürokratischen Aufwand beim Schritt in die Selbstständigkeit. In Lippe trifft das nur auf jeden Dritten zu. Lipper starten besser vorbereitet, denn sie lassen sich mehr Zeit bei der Gründung als im übrigen NRW. Das sind zwei Ergebnisse aus einer umfassenden Untersuchung der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen. Für den „Gründerreport NRW 2017“ standen 524 Gründer Rede und Antwort. Sie hatten im ersten Halbjahr 2016 ein Gewerbe angemeldet. Rund acht Prozent der Antworten stammen aus Lippe. Die Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) hat diesen Teil gesondert ausgewertet.
Überwiegend bescheinigen die Gründer in der IHK-Umfrage dem Land NRW ein gutes oder zumindest befriedigendes Gründerklima. „Die Ergebnisse zeigen, dass unser Land für Gründer attraktiv ist“, sagt Axel Martens, Hauptgeschäftsführer der IHK Lippe. „Nordrhein-Westfalen braucht das wirtschaftliche Potenzial junger Unternehmen.“ Die neue Landesregierung habe die hohe Bedeutung des Gründungsgeschehens für NRW erkannt und neue Initiativen angekündigt. Die IHK-Organisation werde die Landesregierung beim Wort nehmen und die Umsetzung der Schritte einfordern und begleiten.
„Der Kreis Lippe bewegt sich zwar weitgehend im Rahmen der landesweiten Ergebnisse“, fokussiert Martens auf die heimische Region, „dennoch gibt es einige interessante Abweichungen zu verzeichnen.“ Sowohl in NRW als auch in Lippe bewegt sich der ganz überwiegende Anteil der Gründer in der Altersstufe zwischen 35 und 55 Jahren. In Lippe scheinen die Gründer im Schnitt älter zu sein. Laut „Gründerreport NRW“ ist im ganzen Land jeder zehnte Gründer jünger als 25 Jahre. In Lippe ist der Anteil der jungen Starter nur halb so hoch. Dafür lag der Anteil der 45- bis 55-Jährigen in Lippe bei knapp 36 Prozent (NRW 28 Prozent).
Spiegelbildlich erfolgt der Einstieg in die Selbstständigkeit offenbar überlegter. Gut 70 Prozent der Befragten aus ganz NRW gründen nach weniger als sechs Monaten Vorbereitungszeit, in Lippe sind es nur 50 Prozent. Dafür gönnen sich 30 Prozent der Lipper ein Jahr oder mehr für die Vorbereitung (NRW 16 Prozent). Nur 22 Prozent der Befragten aus ganz NRW nahmen eine Gründungsberatung in Anspruch, in Lippe dagegen knapp 40 Prozent.
Die Mehrzahl der Antwortenden gründeten aus einem Beschäftigungsverhältnis heraus. In Lippe entschied sich ein Drittel aus der Arbeitslosigkeit zu diesem Schritt, landesweit waren es mit 15,6 Prozent etwa die Hälfte.
„Der Mehrheit der Gründer hat mit dem Schritt in die Selbstständigkeit Erfolg“, sagt Maria Klaas, IHK-Geschäftsführerin und Moderatorin des Gründungsnetzwerkes Lippe. Von denjenigen, die im Haupterwerb gegründet haben, kommt die Hälfte nach einem Jahr mit den Einnahmen gut über die Runden. Ein Drittel erwartet dies spätestens in einem halben Jahr. Lediglich 16 Prozent sehen noch kein Licht am Ende des Tunnels. Die Landesergebnisse sind ähnlich. Allerdings gründen in Lippe mit 66 Prozent weit mehr Personen im Haupterwerb als in NRW (56 Prozent). Das lässt den Schluss zu, dass die Lipper weitaus risikofreudiger sind als der Landesdurchschnitt.
Der „Gründerreport NRW 2017“ sowie der „Gründer-Fokus Lippe“ stehen unter www.detmold.ihk.de/de/existenzgruendung-unternehmensfoerderung/aktuelles/38/4544 zum Download zur Verfügung.
Pressemeldung IHK Lippe Detmold
Gründer in Lippe bauen auf Beratung
August 16, 2017