Vor der Industrialisierung wurden ausschließlich in Handarbeit Häuser gebaut, Gegenstände gestaltet oder Kunstgegenstände kreiert. In Zeiten immensen Ressourcenverbrauchs kommt die Lust auf Unikate wieder in Trend. Interessenten können in Mitmachmuseen der Region wieder erleben, wie einst Tisch, Stuhl, Tür oder Wohnaccessoire ohne Maschinen entstanden.
Manufakturarbeit, der erste Schritt zur Massenproduktion
Glasmacherei wird in der Glashütte Gernheim noch heute wie vor hunderten von Jahren betrieben. Allerdings werden nach dem Manufakturprinzip die einzelnen Arbeitsschritte aufgeteilt – vom Glasschmelzen in hochleistungsfähigen Öfen, über das Ziehen und Blasen bzw. Drücken und Bearbeiten bis hin zur Fertigstellung von überwiegend Kunstgegenständen. Hinsichtlich der entstehenden Glasabfälle sind die bei Manufakturarbeit deutlich geringer als bei maschinellen Fließbändern.
Böhmisches Manufakturbeispiel für traditionelle Handarbeit
Europaweit versuchten Industriebetriebe versuchten für Jahrzehnte, den besonderen Glanz, die Haltbarkeit und Strukturen des böhmischen Kristallglases für die Masse attraktiv zu gestalten und billig anzubieten. Wer allerdings heute einen Kronleuchter bunt in einem Raum sieht oder aus gläsernem Geschirr bewirtet wird, erkennt auf Anhieb, was Handarbeit und was Massenproduktion ist. Selbst bei Großbestellungen bleibt jedes Stück ein Unikat.
Alte Handwerkstechniken nicht vom Aussterben bedroht
Schreiner und Tischler müssen sich um ihre Handwerkskunst nicht sorgen. Anders sieht es mit Kunstfertigkeiten im Schönschreiben (Kalligrafie), Bearbeiten von Lehm zu Baumaterialien oder alten Färbetechniken aus. In und um Lippe kümmern sich Fördervereine darum, Kindern und Erwachsenen die alten Handwerke wieder vorzuleben. Dabei kommen diese Vorteile des Handwerks wieder in Mode: regionale Materialien, ressourcenschonender Materialverbrauch, langlebige Verwendbarkeit. Im realen Alltag sind immer mehr Menschen bereit, Maßanfertigungen statt Massenware zu kaufen.
DIY – ein privater Schritt zur Rückbesinnung
Über alte Kunsthandwerker mit beinahe vergessenen Handwerkstechniken ist medial nur wenig zu lesen. Mittelaltermärkte, Mitmach-Museen oder Handwerkskurse versuchen, dem Vergessen entgegenzuwirken. Der Trend DIY (Do-it-yourself bzw. Mach‘ es selbst) dient Hobby-Handwerkern zum Ausprobieren mit dem Nebeneffekt, aus einfachen Materialien schöne und nützliche Dinge zu schaffen. Würden solche Gegenstände aus Massenproduktion gekauft, kämen sie entweder von weit her oder würden deutlich mehr an Energie und Rohstoffen verbrauchen als in der einen Ausführung aus eigener Hand. Da sich immer mehr Menschen dem nachhaltigen Lebensstil zuwenden, gibt es Hoffnung für die Wiederbelebung alter Handwerkstechniken, vielleicht sogar künftig mehr erfolgreiche Manufakturen in und um Lippe.
Hand- und Manufakturarbeit gut für Klima, Ressourcen und Handwerksbetriebe
Würde der Preis keine so große Rolle bei Produktionsverfahren spielen, könnten künftig wieder regionale Handwerksbetriebe im Lipperland und NRW und ganz Deutschland besser miteinander netzwerken. In der Gastronomie ist es längst gängig, Fleisch vom Bauern nebenan statt aus dem Ausland zu beziehen und Gemüse sowie Kräuter teilweise sogar im eigenen Garten selbst zu ziehen. Ebenfalls erlebt Holz aus heimischen Wäldern eine Renaissance, gleichauf mit dem besseren Zuspruch zu handgefertigten Möbeln, Bauteilen und Accessoires aus klassischen Schreinereien.
Fazit:
Der Produkthunger der Menschen hat von ursprünglicher Handarbeit über Manufakturherstellungen bis zur Fließbandproduktion ab der Industrialisierung geführt. Jetzt erkennen wieder mehr Konsumenten die Vorteile von Handwerk versus Massenware. Kleinbetriebe alter Handwerke beleben die Wirtschaft, verbrauchen weniger Ressourcen und können künftig wieder mehr die regionale Vernetzung aus ansässigen Zulieferern verbessern.