Liebe Leserinnen und Leser. Als Redakteur von Blomberg Voices möchte ich mich heute mit einer persönlichen Botschaft an Sie wenden. Zu unseren Aufgaben als Redaktion gehört es die Bürger zu informieren. Vor der Information steht dabei die Recherche und so beschäftigen wir uns natürlich immer auch mit den Inhalten die durch die sozialen Medien Verbreitung finden. Was ich dort tagtäglich lese betrübt mich. Die Gesellschaft neigt leider schon seit langer Zeit dazu viele Dinge negativ zu bewerten, sucht regelrecht nach Fehlern, dem sprichwörtlichen Haar in der Suppe. In einer solchen Ausnahmesituation befindlich, sollten wir mehr denn je versuchen positiv zu denken. Ja, dass fällt gerade jetzt besonders schwer – ist aber dennoch möglich. Menschen, die glauben es gehe ihnen gerade jetzt besonders schlecht, sollten ihren Blick mal nach rechts oder links wenden. Es geht immer noch schlimmer, versprochen.

 

Ein Beispiel: Menschen verlieren auch in der Krise (nicht durch die Krise) Menschen, die sie beisetzen und ihrem geliebten Verstorbenen einen würdigen Abschied ermöglichen wollen. In dieser, dann doppelt schweren Zeit, sehnen wir uns nach körperlicher Zuwendung, ist sie doch etwas, mit dem wir unsere Anteilnahme zum Ausdruck bringen. Genau diese Möglichkeit wird diesen Menschen zurzeit von Corona genommen, macht die Situation ungleich schwerer. Kirchen und Kapellen bleiben geschlossen, Beisetzungen finden ohne Angehörige statt – ein sehr merkwürdiger und sicher auch zusätzliche Kraft raubender Abschied.

 

Egal was unserer Regierung und versucht glaubhaft zu vermitteln, wir alle werden Opfer bringen müssen. Statt also unrealistische Erwartungen zu schüren, würde ich persönlich mich darüber freuen, wenn Merkel und Co. uns auf die kommenden und sicherlich auch schmerzhaften wirtschaftlichen Folgekosten einstimmen würden.

 

Entgegen der Worte von Wirtschaftsminister Peter Altmaier werden Menschen ihre Arbeitsstelle verlieren, so auch in Blomberg – die Frage ist nur: Wie viele. Und hier können wir alle einen Beitrag leisten. Muss ich mir in dieser Situation tatsächlich neue Dinge wie zum Beispiel Bekleidung, Schmuck oder Sonstiges im Internet bestellen? Nein! Ich kann sicherlich warten bis die Blomberger Einzelhändler ihre Türen wieder öffnen dürfen und mich dann eindecken/ ausstatten. Viele Blomberger Unternehmen haben bereits wirksame Maßnahmen ergriffen und bieten neben telefonischer Beratung auch einen kostenfreien Lieferservice an. Auch diese dürfen gerne genutzt werden. Einige Blomberger Einzelhändler haben Online-Shops, bevor Sie also bei den Großen der jeweiligen Branche bestellen recherchieren Sie doch auch hier die Möglichkeiten im bwww (Blomberger World Wide Web). Es wäre doch schön, wenn Blomberg in dieser Krise zu einer Art gallischem Dorf würde – dazu können wir alle einen Beitrag leisten.

 

Immer wieder werden die Veranstaltungs- und Reisebranche genannt, die von der Krise besonders betroffen sind – doch es sind weit mehr. Nehmen wir aber gerne die Reisebüros als Beispiel. Das Reisebüro hat Ihnen eine Reise herausgesucht und Sie haben gebucht und bezahlt. Von diesem Geld bekommt das Reisebüro eine Provision für die geleistete Arbeit. Nun kann die Reise nicht stattfinden und Sie erwarten natürlich zunächst die vollständige Rückerstattung. Das Reisebüro wird erneut tätig, arbeitet also doppelt für Sie und bekommt dafür – genau, rein gar nichts. Es wäre hier ein schönes Zeichen, wenn man dem Büro zumindest ein üppiges Trinkgeld geben würde. Warum? Sie haben doch auch keine Leistung bekommen? Doch, die Arbeitsleistung der Mitarbeiter.

 

Bei genauerer Betrachtung: Was haben wir wirklich verloren wenn wir die Reise nicht antreten? Richtig, Luxus! Selbst wenn wir die Reise vollständig bezahlen müssten, so wäre es lediglich ein Verzicht auf (ent)spannende Tage in der Ferne, die wir dann leider daheim gestalten. Ja, einige sparen über einen langen Zeitraum auf eine solche Reise, die würde der Geldverlust besonders hart treffen – aber dennoch bedeutet es lediglich den Verzicht auf Luxus. Natürlich sparen alle, die in Verbindung mit der gebuchten Reise Leistungen erbringen auch Geld wenn eine Reise nicht angetreten werden kann (Kerosin, Nahrungsmittel, Energiekosten im Hotel, etc…), somit wäre das Finden eines Mittelweges ein Beitrag zur möglichen Rettung einer Branche – ein schönes Zeichen von Solidarität. Sicherlich sind diese Zeilen von jedem anders zu werten, lassen sich auf viele Bereiche unseres Miteinanders übertragen.

 

Sehr erfreulich: Hilfsangebote für Bedürftige, die nicht einkaufen gehen können oder sollten, wurden in Blomberg bereits ins Leben gerufen – ein tolles Zeichen von Solidarität der Blomberger. An zwei Abenden wurde bereits Applaus für die Menschen gespendet, die in diesen schwierigen Zeiten einen besonderen Dienst an der Gesellschaft leisten. Möglicherweise werden einige von uns erst durch diese Krise auf die Wichtigkeit von Berufsgruppen hingewiesen, die wir sonst als selbstverständlich abtun, denen wir möglicherweise nicht immer mit dem nötigen Respekt begegnen?

 

Corona wird unsere Gesellschaft in jedem Fall in vielen Bereichen verändern. Wenn wir aber nun zusammenhalten können wir bestmöglich durch diese schwere Zeit kommen. „Ja, wir schaffen das“ ist als Ausspruch leider ebenso verbrannt wie „Ich bin stolz Deutscher zu sein“. Ich persönlich würde mich am Ende aber sehr freuen, wenn jeder von sich sagen kann „Ich bin stolz Blomberger zu sein, wir haben die Situation gemeinsam gemeistert“.

 

Der Panik entgegen wirkend: Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts sind 2017/2018 allein in Deutschland über 25.000 Menschen an der Grippe gestorben. Die traurigen Zahlen derer, die aufgrund von Corona verstorbenen sind, liegen aktuell bei 10.031 Menschen weltweit. Natürlich sind das 10.031 Menschen zu viel, Experten gehen jedoch von zwischen 290.000 und 645.000 Menschen aus, die weltweit jährlich an der Grippe sterben. Unsere Angst vor Corona selbst darf sich also durchaus in Grenzen halten, nicht aber die Angst vor unserer Gesellschaft.

 

Liebe Blombergerinnen und Blomberger, aus vielen Gesprächen weiß unsere Redaktion von dem über die Jahre gesunkenen Vertrauen in die Politik. Ob wir in diesen Zeiten den Aussagen unserer Spitzepolitiker vertrauen können vermag ich nicht vollends zu beurteilen. Eine Aussage ist jedoch nicht mal im Ansatz von der Hand zu weisen: Bleiben Sie daheim und reduzieren Sie private Kontakte auf das absolut erforderliche Mindestmaß. Leider scheint diese Botschaft noch immer nicht bei allen angekommen zu sein. Diese Form von Egoismus wird in jedem Fall noch zu einer Ausgangsperre führen!

 

Ausgangssperren wären in Deutschland rechtliches Neuland, sind im Grundgesetz nicht wirklich genannt – auch nicht im Infektionsschutzgesetz, auf dessen Paragraph 28 sich jedoch die Verhängung begründen lassen wird. Abgesehen davon sollte die rechtliche Durchsetzbarkeit überhaupt nicht angezweifelt werden, dient sie doch dem Schutz von uns allen. Laut §75 des Infektionsschutzgesetzes kann ein Verstoß gegen die Ausgangssperre mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden. Die Überwachung liegt bei der Polizei.

 

Wie genau eine solche Ausgangssperre dann aussehen wird bleibt abzuwarten. Nach aktuellem Stand wäre das Aufsuchen Folgender weiterhin gestattet: Supermarkt, Apotheke, Post, Sanitätshäuser, Optiker, Banken, Ärzte, Tankstellen zum Tanken. Auch darf es weiterhin Hilfeleistungen für Bedürftige und notwendigen Lieferverkehr geben. Die unabdingbare Versorgung von Haustieren ist gestattet, bestenfalls lassen Sie Ihren Hund natürlich im eigenen Garten (sofern vorhanden). Mit entsprechender Bescheinigung des Arbeitgebers dürfen Sie weiterhin zur Arbeit fahren und von dort wieder direkt nach Hause.

 

Zur Situation der Lebensmittelversorgung: Es wird auch weiterhin genügend Lebensmittel geben und Hamsterkäufe sind nicht nur unsozial, sie sind auch unnötig. Mit Blick auf unseren Selbstversorgungsgrad als volkswirtschaftliche Kennzahl, welche die inländische Herstellung von Produkten in Prozent ihres Verbrauchs angibt, steht Deutschland wirklich gut da. Selbst wenn einzelne Lieblingsspeisen nicht immer verfügbar sein sollten, so werden wir alle satt. Gerade im ländlichen Raum haben wir viele landwirtschaftliche Betriebe und Hofläden in erreichbarer Nähe.

 

Meinen Dank gegenüber den Mitarbeitenden der systemrelevanten Berufe habe ich bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht, dieser bleibt zweifelsohne bestehen! Ihnen wünsche ich weiterhin das für uns alle benötigte Durchhaltevermögen und natürlich beste Gesundheit. Meine Gedanken sind jedoch auch bei den Familienangehörigen dieser Mitarbeiter, auch sie werden zu diesen Zeiten „ihr Päckchen zu tragen haben“, müssen Entbehrungen und eine höhere Belastung hinnehmen, von nachvollziehbaren Stimmungsschwankungen (eben seitens dieser Berufsgruppen) in den heimischen Vierwänden mal abgesehen. Haben Sie Verständnis, reiben Sie sich nicht auf.

 

Gleichwohl wir alle aktuell körperlich nicht zusammenstehen dürfen, so sollten wir es doch in Gedanken tun:

 

Nehmen wir uns wichtig: Tatsächlich kommt es in diesen Zeiten auf jeden Einzelnen an. Noch mal: Bleiben Sie daheim und beherzigen Sie die Verhaltenshinweisen, wie sie zum Beispiel vom Robert Koch Institut herausgegeben werden.

 

Nehmen wir uns nicht so wichtig: Stellen wir unseren Egoismus beiseite und handeln wir im Interesse des Gemeinwohls.

 

Vertrauen wir weiterhin auf seriöse Quellen und lassen wir uns nicht von Einzelnen „Stimmungsmachern“, die in den sozialen Medien ihr Unwesen treiben, zu Übersprungshandlungen drängen oder gar vergiften. Lassen Sie uns weiterhin überlegt handeln und Dinge hinterfragen. Gerne auch kritisch, bestenfalls jedoch ohne gleich immer zu Unterstellungen oder zu Schwarzmalerei zu neigen.

 

Ich persönlich trage nicht nur die Hoffnung in mir, ich bin überzeugt davon, dass Blomberg nach der Krise wirtschaftlich zwar Federn gelassen haben wird, als Gemeinschaft jedoch noch ein wenig enger aneinandergerückt sein wird. Unser aller Blomberg ist eine Stadt, die von Vereinsleben und Ehrenamt geprägt ist – wir sind stark, wir halten durch.

 

Bleiben Sie gesund.

 

Markus Bültmann

 

Blomberg Medien

Bürger der Stadt Blomberg