Wie erwartet füllte sich der Rathaussaal zum Tagesordnungspunkt „Fortentwicklung der Sportstätte in der Großgemeinde“ gut, stand für die Sportvereine doch etwas mit außerordentlicher Tragweite zur Beratung. Wenngleich es schon Themen mit mehr „Beteiligung“ seitens der Betroffenen gab, wie zum Beispiel bei der Diskussion um die „Grundschulerweiterung“, so dürften die rund 60 Gäste der Sitzung Wirkung gezeigt haben. Die einleitenden Worte zur Historie der Angelegenheit, die bis ins Jahr 2008 zurückreicht, übernahm Klaus-Peter Hohenner in seiner Funktion als Ausschussvorsitzender.
Der Blomberger Sportverein von 1920 e.V. (BSV) hat mit Schreiben vom 06.12.2016 die Umwandlung der Naturrasenfläche der Kampfbahn Typ C in eine Kunstrasenfläche und die damit verbundene Ausgliederung der Wurfanlage (Speer, Diskus, Hammer) auf die Fläche „Feldeggerser Weg“ in eine eigene, permanent nutzbare Wurfanlage beantragt. Zur Begründung wird u. a. ausgeführt, dass die Stadt Blomberg seit Schließung der Sportanlage an der Schiederstraße nicht mehr über eine winterfeste und für den „11er-Spielbetrieb“ zugelassene Sportfläche verfügt. Die Rasenfläche der Kampfbahn Typ C ist aufgrund gemeinsamer Nutzung mit der LG Lippe-Süd nur eingeschränkt nutzbar. Trainingsbetrieb ist nur über einen Zeitraum von fünf Monaten im Jahr möglich. Des Weiteren führt der BSV die sich aus seiner Sicht ergebenden Vorteile auf. (Zum Antrag, auch dem des TuS Istrup siehe hier).
Der TuS „Blau-Weiss“ Istrup beantragt mit Schreiben vom 02.01.2017 die Umwandlung der bisherigen Naturrasenfläche des Sportplatzes in einen Kunstrasenplatz. In der Begründung wird auf den schlechten Zustand der Rasenfläche hingewiesen. Mehrfach war deshalb der Platz nicht bespielbar. Der Standort in der Mitte der Großgemeinde wird als optimal angesehen.
Im Kern konnten sich die Vereine bislang noch nicht einigen, weshalb eine weitere Bearbeitung durch das Fachausschuss noch nicht nötig geworden war. Eine wirkliche Einigung liegt, soviel ergab sich auch schon aus unserer vorangegangenen Berichterstattung, noch immer nicht vor, aber eben zwei konkrete Anträge. Vertreter des BSV und des TuS Istrup waren zur Sitzung eingeladen und nutzen die eingeräumte Möglichkeit, zur ergänzenden Antragsbegründung sinngemäß wie folgt:
Hans-Ulrich Retzlaff (Vorsitzender BSV): „Wir hoffen, dass nach 10 Jahren, die Diskussion so langsam auf die Zielgerade einbiegen kann. Im Jahr 2020, wenn wir unser 100-Jähriges haben, hoffen wir spätestens auf einem Kunstrasenplatz spielen zu können. Selbst in Barntrup gibt es einen, dass will was heißen. In noch anderen Gemeinden gibt es keinen einzelnen Platz, sondern gleich 3er-Packs – weg von den pflegeaufwändigen Naturrasenplätzen. Für den Spielbetrieb bleiben uns nur fünf von zwölf Monaten, von fünf nutzbaren Wochentagen nur zwei – das ist viel zu wenig. Zudem kann die Nutzung durch den schulischen Betrieb erst sehr spät, meist ab 17.00 Uhr, erfolgen.
Bei nun zwei vorliegenden Anträgen soll nicht in irgendeiner Weise der Eindruck entstehen, der eine bekommt etwas, der andere nicht. Der Amateursport kann letztlich nur noch auf einem Kunstrasenplatz betrieben werden. Bei uns fallen viele Spiele aus und dann müssen zehn bis zwölf Spiele in einer Woche auf einem Platz ausgetragen werden (aufgrund von Nachholspielen), diese Belastung hält kein Platz aus. Daher müssen, möglichst bald, die bestehenden Sportplätze in Kunstrasenplätze umgewandelt werden.
Wir (die Vereine) können uns naturgemäß nicht einigen wo der erste Kunstrasenplatz gebaut werden soll, eine ständige Rückspiegelung in den Stadtsportverband (SSV) bringt aber rein gar nichts – hier muss die Stadt reagieren und eine Entscheidung fällen. Auch wenn der neue Platz nach Istrup kommen sollte, so sind wir noch nicht aus der Welt. Wenn aber dort nun ein Wohngebiet erschlossen wird schon. Es gibt anderenorts immer wieder Klagen von Anwohnern in der Nähe von Sportstätten und im Ergebnis folgt ein eingeschränkter Betrieb. Es ist so sicher, wie das Amen in der Kirche, dass jemand der dort ein Wohnhaus haben wird, aufgrund von Lärmbelästigung, auch durch Besucher (Zuschauer) der Sportstätten, klagen wird. Die Nutzungszeiten können aber nicht noch weiter eingeschränkt werden und hier muss genau nachgedacht werden, ob man das (Baugebiet Am Rammbocke) so entscheidet.
Die Frage sollte nicht sein ob ein Kunstrasenplatz gebaut wird, sondern nur wo und zeitgleich eine negative Entscheidung für das Wohnbaugebiet Am Rammbocke.
Klaus-Peter Hohenner (SPD): Das sind alles gute Argumente, die hier im Ausschuss mit Sicherheit gewürdigt werden.
André Klaas (Vorsitzender TuS Istrup): Mein Kollege hat schon die meisten Argumente vorgebracht. Die Platzverhältnisse in Istrup sind katastrophal und viele Spiele werden vom Schiedsrichter nicht angepfiffen. An die letzte große Sanierungsmaßnahme besteht kein Erinnerungsvermögen mehr – so lange liegt das zurück. Die Verletzungsgefahr ist gestiegen, immer wieder knicken Menschen auf dem Platz um. Zudem ist der Platz nicht gerade ein Aushängeschild für Blomberg, wenn Gastmannschaften zu uns kommen.
Eine interessante Finanzierungsmöglichkeit für einen Platz in Istrup kann sich vielleicht aus IKEK ergeben. Es bietet eventuell die Möglichkeit 65% der Baukosten, maximal 200.000 Euro finanziert zu bekommen. Das müsste natürlich genauer geprüft werden. Der Austausch mit anderen Vereinen, auch über den Stadtsportverband ist sehr gut, wir haben ein gutes Verhältnis untereinander. Wie auch die Entscheidung ausfällt, ich werde bei unseren Mitgliedern dafür werben, die demokratisch getroffene Entscheidung zu tragen. Bitte aber fällen sie eine Entscheidung zu Gunsten eines Kunstrasenplatzes in der Großgemeinde. Der Platz ist, wie bereits erwähnt, für alle Vereine nutzbar.
Klaus-Peter Hohenner (SPD): Vielen Dank auch dafür. Neu in der Sache ist, dass die Vereine beide Entscheidungen tragen würden. Was ist den mit Kosten- und Eigenleistungsbeteiligung? Wird sich der jeweils andere Verein auch beteiligen, wenn der Platz an anderer Stelle entstehen würde? Die Finanzhoheit liegt nicht bei diesem Ausschuss, aber die zu belegende Empfehlung an den Rat.
André Klaas: Ich hatte ja schon die Möglichkeit von IKEK angesprochen. Wenn der Platz allen Vereinen zu Gute kommt ist es nicht leicht Geld aus den einzelnen Vereinen zu bekommen, darüber müssen wir reden, wenn Kostenklarheit vorliegt. Menpower, also Eigenleistung, wird es aber mit Sicherheit geben.
Hohenner: Gemeint ist nicht die Erstfinanzierung (Erstellungskosten), da ist IKEK, zumindest für Istrup, ein möglicher Ansatz. Meine Frage zielt darauf ab, ob eine Art Überkreuzbetreuung denkbar ist, denn aus den Vorinformationen können wir das noch nicht entnehmen. Wir sind hier nicht Schiedsrichter zwischen zwei Vereinen.
Randbemerkung André Klaas: Wir dürfen auch die anderen Vereine nicht vergessen. (Gemeint ist natürlich bei allen Aspekten)
Hans-Ulrich Retzlaff: Eine Mitfinanzierung an einem anderen Standort ist eventuell schwierig, aber Menpower stellen wir in jedem Fall und auch die Pflege soll nicht nur bei denen hängen bleiben, die vor Ort sind. Wir sind bestimmt nicht diejenigen, die sagen, wir machen da nichts – das war noch nie so. Wir sagen ja nicht, dass wir das auf einem Silbertablett serviert haben wollen und bringen uns natürlich ein. Man darf nicht übersehen, dass bei Natur-Rasenplätzen extreme Pflege- und Folgekosten entstehen, diese sind beim Kunstrasenplatz langfristig gesehen deutlich geringer.
Bürgermeister Klaus Geise lieferte im Folgenden einen kleinen Rückblick zur Historie der Angelegenheit um den Kunstrasenplatz und stellte fest: Der letzte Sachstand ergibt sich aus einer Stellungnahme des SSV und ist aus dem Jahr 2012. Die Angelegenheit sollte u. a. aufgrund der finanziellen Situation der Stadt vertagt (also nicht weiter bearbeitet) werden, dennoch gab es seitens der Verwaltung unregelmäßig und formlos beim SSV an die Angelegenheit erinnert. Das wird jetzt durch die aktuelle Entwicklung geupgedatet. Nach meiner persönlichen Meinung gehört zur Infrastruktur Blombergs ein Kunstrasenplatz dazu, dazu habe ich mich auch 2012 bekannt. Was uns immer gedrückt hat ist der Aspekt der Folgekosten, da muss man das Gesamtpaket sehen, Invest und Folgekosten. Ich glaube die zwischenzeitliche Denkpause ist sinnhaft genutzt worden. Die Zwischentöne sind nun auch andere. Seinerzeit ging es bei der Diskussion um einen Neubau, nun um eine Umwandlung. Ein Neubau hätte neue, zusätzliche Folgekosten mit sich gebracht. Eine Umwandlung bedeutet eine andere Betrachtung und wir sind jetzt in einen Diskussionsprozess eingetreten, der mich zuversichtlich stimmt. Wir werden nun in die Beratung einsteigen, ich sehe uns am Beginn des Weges.
Am Rammbocke als Baugebiet zu erschließen ist als Antrag von rot/grün eingegangen und ein Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt. Die dortige Fläche ist planungsrechtlich noch eine Fläche für die Gemeindebelegung. Beschlusslagen der Abwasserwerke, der BIG und des Bauausschusses sind gefällt, dass ist so in Gang zu bringen. Jetzt müsste Planungsrecht geschaffen werden. Das Bebauungsplanverfahren ist folglich in Gang gebracht worden und ordnungsgemäß zu einem Ende zu bringen. Wie weit eine Beeinträchtigung vom Sport auf das Wohnen und umgekehrt erfolgt muss geprüft werden. Das Verfahren soll bis zum Frühsommer abgeschlossen sein. Abzuwägen werden im Ausschuss für Bauen und Umwelt alle Belange sein, bevor man die Fläche als Baugebiet erschließt. Ich will hier aber keine falsche Hoffnung wecken, das Areal als Wohnbaufläche zu erschließen ist bereits angeschoben.
Hans Joachim Röhr (CDU): Zum Thema Baugebiet Saulsiek II und Am Rammbocke möchte ich mich jetzt nicht auslassen, was mich aber interessieren würde sind die Kosten, die durch einen Kunstrasenplatz in Blomberg inkl. der Wurfanlage entstehen würden und wie hoch die Kosten für einen Platz in Istrup wären?
Klaus-Peter Hohenner (SPD): Die Umwandlung in einen Kunstrasenplatz kostet zwischen 400.000 und 600.000 Euro. Wir müssen aber auch die 30 Bauplätze á 40.000 Euro berücksichtigen, das sind 1,2 Mio. Euro an Einnahmen. Wir müssen also insgesamt abwägen und die Bauplätze Saulsiek II bleiben ja erhalten. Ich will hier aber nicht für Istrup sprechen und bin in meiner Entscheidung noch offen. Herr Retzlaff hat es schon gesagt, eine Fertigstellung bis 2020 um die Legislaturperiode zu krönen wäre toll.
Susanne Kleemann (CDU): Für jede weitere Diskussion brauchen wir einen Kostenrahmen. Ich würde den Ball gerne an den Stadtsportverband geben. Wir wünschen uns hier ein Konzept zur Finanzierung.
Andreas Schelp (Vorsitzender SSV): Die Erstellung einen Konzepts für einen Kunstrasenplatz ist nicht die Aufgabe des SSV.
Susanne Kleemann (CDU): Es muss doch möglich sein, dass Vereine sich mit dem SSV zusammensetzen, ein mögliches Konzept erarbeitet und eventuell Sponsoren finden.
Andreas Schelp (Vorsitzender SSV): Das müssen die fußballtreibenden Vereine machen, nicht aber der SSV. Wir können das maximal anregen aber nicht durchführen, dafür haben wir keine Zeit und auch kein Personal.
Susanne Kleemann (CDU): Zeit ist für mich kein Argument. Es wird ein Batzen Geld ausgegeben werden, da sollte man gemeinsam beraten.
Gottfried Eichhorn (SPD): Wir sind an einem so frühen Zeitpunkt. Es ist ein schönes Signal, dass die Vereine doch zusammenarbeiten würden. Für mich kann es heute nur darum gehen die Verwaltung zu beauftragen Zahlen, Daten und Fakten zu eruieren um weiter diskutieren zu können und hoffentlich in den nächsten Monaten zu einer Entscheidung zu kommen.
Klaus-Peter Hohenner (SPD): Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir in jedem Fall gemeinsam etwas auf die Bahn bekommen.
Elke Brandt-Rey (CDU): Der Barntruper Sportverein war ziemlich innovativ im Bereich Sponsoring, da sind im Vorfeld einige Aktionen gelaufen, bis das Geld zusammengetragen wurde.
Bürgermeister Klaus Geise: Dörfliche Strukturen zu stärken ist Bestandteil von IKEK. Der erste Schritt wäre, dass definiert würde, dass für den Erhalt der Istruper Strukturen die Errichtung eines Platzes ganz elementar ist um die dörfliche Entwicklung zu bestärken, das ist die erste Hürde. Der 2. Schritt heißt aber nicht automatisch Förderung, sondern sich auf die Suche nach Möglichkeiten zur Förderung begeben, das ist kein Automatismus. Für die Entscheidung hier sicherlich ein zentraler Punkt, aber auf der Zeitschiene lässt sich das nicht als feste Größe in das Paket reinrechnen. Variablen, die wir nicht beeinflussen können, können wir auch nicht bepreisen als X Euro auf der Habenseite für Istrup, das wird nicht funktionieren.
Klaus-Peter Hohenner (SPD): Dann halte ich für heute fest die Verwaltung zu beauftragen die Kosten zu eruieren.
Andreas Schelp (Vorsitzender SSV): Als dritte Variante bitte ich die Kosten für die Errichtung eines neuen Kunstrasenplatzes zu ermitteln, dies statt separater Wurfanlage.
Klaus-Peter Hohenner (SPD): Daraus ergeben sich also die Varianten 1a, 1b und 2.
Helmut Schröder (SPD): Bitte auch die Folgekosten dem gegenüber stellen.
Klaus-Peter Hohenner (SPD): Das ist natürlich mit ´drin, Bau- und Betriebskosten, damit können wir das für heute schließen.
Leider war den Ausschussmitgliedern der Zwischenruf eines Zuschauers entgangen, der gerne Zahlen genannt hätte (aufgrund der Sitzungsordnung wäre dazu eine Sitzungsunterbrechung nötig geworden) unsere Redaktion hat bei Willem de Vos nachgefragt und folgende Zeilen bekommen:
Hier einige erste Zahlen, Daten und Fakten zum Thema Kunstrasenplatz. Hier für die Umwandlung der bestehenden Flächen, entweder in Istrup oder Blomberg. Eine Umwandlung der bestehenden Fläche in Blomberg würde ca. 400.000 € kosten. Eine Umwandlung des Platzes in Istrup könnte mit rund 700.000 € realisiert werden. Als gutes Beispiel für die Umwandlung eines bestehenden Platzes wäre hier z. B. die Kosten der Umwandlung in Detmold – Heiligenkirchen zu nennen. Hier wurden seitens der Stadt 648.000 € veranschlagt. Allerdings sind hier Flutlicht und eine gute Kabineninfrastruktur bereits vorhanden (in Istrup nicht). Der Platz in Istrup wäre mit dem in Heiligenkirchen gut zu vergleichen.
Die genannten jährlichen Pflegekosten betragen für einen Rasenplatz 22.000 €, für einen Kunstrasenplatz ca. 6.000 €. Kunstrasenplätze der 5. Generation sollten bei entsprechender Pflege zwischen 15 und 20 Jahre halten. Dann sollte der Belag getauscht werden. Der große Vorteil eines Kunstrasenplatzes ist die Nutzungszeit. Ein Naturrasenplatz kann rund 500 Stunden im Jahr bespielt werden, ein Kunstrasenplatz rund 1.800 bis 2.000 Stunden. Hieraus resultiert eine deutliche Steigerung der Wirtschaftlichkeit des Platzes. 2.000 Stunden könnten in Blomberg allerdings nur mit Schulnutzung erreicht werden!
Der Bau einer separaten Wurfanlage könnte mit 250.000 € realisiert werden. Hier kommt es auf Bodenbeschaffenheit und auf vorhandene Infrastruktur an. Es gab schon Wurfanlagen, die für 50.000 € realisiert werden konnten.
Für das zur Verfügungstellen dieser Zahlen ein herzliches Dankeschön. Nun bleibt abzuwarten wie schnell die Verwaltung ihrem Auftrag nach Ermittlung konkreter Zahlen nachkommen kann und wie der Ausschuss, später der Rat der Stadt Blomberg, mit diesen Zahlen umgehen wird. Die Vereine werden diese Diskussion gespannt verfolgen, hoffentlich auch im Sitzungssaal.