PolizeiEinmal im Jahr legt die Polizei Lippe „Zahlen, Daten, Fakten“ zur Kriminalitätsstatistik im Raum Lippe im Rahmen einer Pressekonferenz in Detmold vor. So auch in diesem Jahr für das Jahr 2015 durch Behördenleiter Dr. Axel Lehmann und Polizeidirektor Bernd Stienkemeier. Vorwegzunehmen ist, dass sich die Zahlen der Kriminalitätsbelastung leider nach oben verschoben haben. Die Aufklärungsarbeit der lippischen Beamten ist jedoch ungebrochen hoch und gehört wieder zu den höchsten in Nordrhein-Westfalen. Hier die von der Polizei aufbereiteten Zahlen in der Übersicht:

1. Entwicklung
Der in Jahren 2013 und 2014 verzeichnete Abwärtstrend bei den Straftaten im Kreis Lippe hat sich in 2015 nicht weiter fortgesetzt. Nachdem in den Vorjahren die Fallzahlen um 7,6 % (2013) und nochmals um 2,7 % (2014) gefallen waren, ist der Wert für das Jahr 2015 um 5,1 % gestiegen. In diesem Jahr wurden 15.026 Straftaten in Lippe begangen. Die Kriminalitätsbelastung (Straftaten im Verhältnis zur Wohnbevölkerung) in Lippe hat sich auf 4.354 (4.139) ebenfalls erhöht. Das stellt einen Anstieg um 5,2 % dar. Der Wert von 4.354 Straftaten pro 100.000 Einwohner bedeutet die niedrigste Kriminalitätsbelastung in ganz NRW.

 

Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen ist mit 6.683 (6.529) um 2,35 % besser als im Vorjahr. Der Anteil junger Straftäter unter 21 Jahren liegt nur noch bei 23,8 % (25,5 %). Dies stellt nochmals eine Verbesserung des Vorjahreswertes dar, bei dem es sich seinerzeit schon um den besten Wert seit mehr als 10 Jahren handelte. Gegen 1.605 (1.668) Kinder, Jugendliche und Heranwachsende wurde ein Ermittlungsverfahren wegen strafrechtlicher Verfehlungen eingeleitet. Das sind 63 Tatverdächtige weniger als 2014.

 

2. Aufklärungsquote
Die Aufklärungsquote von 57,5 % (57,6 %) gehört wieder zu den höchsten in Nordrhein-Westfalen. Landesweit liegt dieser Wert bei 49,6 % (49,8 %) und im gesamten Regierungsbezirk Detmold bei 54,91% (54,74 %). Lippe nimmt damit Platz 4 unter den 47 Kreispolizeibehörden ein. Besonders hohe Aufklärungsraten ergaben sich in Lippe im Bereich der Körperverletzungsdelikte 95 % (93,2 %) und der Rohheitsdelikte 90,5 % (91,4 %).

 

3. Entwicklung in den Hauptdeliktsbereichen

 

3.1 Straftaten gegen das Leben
9 (16) versuchte und vollendete Tötungsdelikte waren 2015 zu verzeichnen. Dies ist ein deutlicher Rückgang in Höhe von 7 Tathandlungen gegenüber dem Vorjahr. Der Durchschnittswert der letzten 10 Jahre liegt bei 11 Taten dieser Art. In 6 (13) Fällen ist es bei einer versuchten Tathandlung geblieben. Anzumerken ist, dass es sich bei Tötungsdelikten überwiegend um Beziehungstaten handelt, das heißt: Opfer und Täter sind miteinander verwandt oder gut bekannt.

 

3.2 Sexualstraftaten
In der Gruppe der Sexualstraftaten ist ein deutlicher Anstieg auf 371 Taten zu verzeichnen. Im Jahre 2014 waren es nur 132 Taten. Dieser Anstieg ist durch ein Sammelverfahren im Bereich der
Kinderpornografie zu erklären. Allein in diesem Verfahren konnten 267 Einzeltaten statistisch ausgewertet werden. Bezüglich der Vergewaltigungen und schweren sexuellen Nötigungen ist ein unverändert niedriger Stand von 18 Delikten festzustellen. Auch im Jahre 2014 wurden 18 Taten bearbeitet. Die Missbrauchsfälle zum Nachteil von Kindern sind in Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter rückläufig. Im Jahre 2015 wurden 45 Taten gegenüber 50 Taten im Jahre 2014 festgestellt.

 

3.3 Rohheits- / Gewaltdelikte
Die Gewaltstraftaten bewegen sich mit 1.866 (1.833) Delikten fast auf dem Vorjahresniveau. Es ist eine leichte Zunahme in Höhe von 1,8 % gegenüber 2014 zu verzeichnen. Diese Taten machen einen nicht unerheblichen Anteil an der Gesamtkriminalität aus, der seit den 90er Jahren kontinuierlich angestiegen ist. Die Aufklärungsquote beträgt in diesem Kriminalitätsbereich 90,5% (91,4%) und ist damit weiterhin hoch.

 

Im Bereich Straßenraub ist die Zahl der bekannt gewordenen 31 Taten wie im Jahre 2014 (30) auffallend niedrig. Auch beim Handtaschenraub ist die Zahl der festgestellten Delikte nach wie vor auf dem niedrigen Stand von 5 Taten und damit auf dem gleichen Stand wie 2014. Die Gesamtzahl der Körperverletzungen sank leicht von 1.241 Taten in 2014 auf 1.213 Taten im Jahre 2015. Die Zahl liegt im langfristigen Vergleich 2015 aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Grund hierfür ist u.a. eine deutlich veränderte Einstellung in der Gesellschaft zur Ächtung von Gewalt.

 

Deutlich wird dies auch in Rechtsänderungen zur Verfolgung von Delikten der häuslichen Gewalt, die von Amts wegen und nicht erst auf Antrag der/des Geschädigten verfolgt werden. Im Bereich der gefährlichen Körperverletzungen sank die Zahl der Taten auf 339 (367). Die einfachen Körperverletzungen hingegen stiegen von 814 auf 830 Taten im Jahre 2015 an. Bedrohungshandlungen nahmen in 2015 um 5 Delikte ab (295 Taten). Im Jahr zuvor wurden noch 300 Delikte gezählt. Die Tatmittel Mobiltelefon und Internet spielten hierbei eine große Rolle.

 

3.4 Diebstahls- / Einbruchskriminalität
In diesem Deliktsbereich ist ein deutlicher Anstieg auf 6.302 (5.863) Fälle zu verzeichnen. Die Zahl der festgestellten Fälle stieg damit in 2015 um 439 Fälle an. Ladendiebstahlsdelikte stiegen um 174 Delikte auf 1.426 (1.252) an. Diebstähle unter erschwerenden Umständen sind um 386 Fälle im Vergleich zum Jahr 2014 (2.264) auf 2.650 angestiegen.

 

Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat im Vergleich zum Vorjahr um 41,6 % zugenommen (2014 = 361 Fälle, 2015 = 511 Fälle), wobei fast die Hälfte der Taten (46,2 %) im Versuchsstadium stecken blieb. Der Diebstahl an/aus PKW sank deutlich von 790 auf 737 Delikte. Der Diebstahl von Kraftwagen nahm gegenüber 2014 mit 61 gemeldeten Taten auf 67 Delikte zu. Die Aufklärungsquote im Deliktsbereich Wohnungseinbruch verharrt in diesem Jahr bei 18 % im Vergleich zu 17,73 % im Vorjahreszeitraum. Die bisher getroffenen Maßnahmen (z.B. Zentralisierung der Sachbearbeitung, Intensivierung präventiver Maßnahmen, verstärkte Präsenz, hoher Kontrolldruck, Kommissionsarbeit, Strukturermittlungen) zeigen dennoch Wirkung, was die Zahl der tatsächlich festgestellten Fälle und die hohe Anzahl von Versuchsstraftaten widerspiegelt.

 

Die hohen Zahlen im Bereich des Wohnungseinbruchs stellen eine große Belastung für die Polizei aber auch für den Bürger dar. Die Aufklärungsleistung ist verbesserungsfähig, orientiert sich jedoch an der landesweiten Erkenntnis, dass vermehrt reisende, professionelle Täter am Werk sind. Die Deliktszahlen im Bereich des Taschendiebstahls 175 (156) sind 2015 gegenüber dem Vorjahr um 12 % gestiegen.

 

3.5 Vermögens- / Fälschungsdelikte
Die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist 2015 auf 2.941 (2.801) gestiegen. Im Bereich des Computerbetruges ist ein leichter Anstieg der Fallzahlen von ermittelten 15 Delikten im Jahre 2014 auf 20 Fälle im Jahre 2015 festzustellen. Dieser Deliktsbereich beinhaltet insbesondere Fälle des Ausspähens oder Hackens von Daten im Bereich des Onlinebankings oder von sonstigen Internetdiensten; ebenso den Bereich des „Skimmings“, bei dem PIN-Nummern ausgespäht und Kartendubletten von den Tätern hergestellt und im Geschäftsverkehr eingesetzt werden. Ein deutlicher Anstieg ist jedoch im Bereich des Waren-/Warenkreditbetruges von 955 Taten (2014) auf 1.372 Taten (2015) zu verzeichnen.

 

3.6 Sonstige Straftaten des StGB
Der unter der Rubrik „sonstige Straftatbestände des StGB“ zusammengefasste Deliktsbereich (z.B. Sachbeschädigungen, Umweltdelikte, Brandstiftungen, Hausfriedensbruch pp.) nahm im Jahre 2015 um 112 Taten auf 2.862 (2.974) ab. Bei den Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen oder Plätzen ist ein Anstieg um 10 Taten von 680 auf 690 zu verzeichnen. Die Anzahl der Sachbeschädigungen durch Graffitis auf Straßen, Wegen oder Plätzen verringerte sich um 19 Fälle im Vergleich zum Vorjahr auf 143 Delikte. Die Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte in Höhe von 73 Fällen in 2014 sind leider auf 87 Fälle in 2015 angestiegen. Sie haben damit nahezu das Niveau von 2013 (95 Taten) erreicht.

 

3.7 Straftaten gegen strafrechtliche Nebengesetze
Dieser Bereich umfasst Delikte der Betäubungsmittelkriminalität, Verstöße gegen das Waffengesetz, Verstöße gegen das Ausländer- und Asylverfahrensgesetz, etc. Nachdem in den vergangenen Jahren ein Sinken der Fallzahlen festzustellen war, stiegen sie in 2014 wieder auf 675 an. Dies entspricht auch den ermittelten 677 Fällen im Jahre 2015. Im Jahre 2015 wurden 92 (122) Verfahren gegen Betäubungsmittelhändler/-schmuggler registriert. Ein Drogentoter war im Berichtszeitraum zu beklagen.

 

 

Herzlichen Dank an die Polizei Lippe für die gute Arbeit und für die Bereitstellung dieser Informationen.