Zu Gast in einem Untersuchungszimmer der Kinderschutzambulanz: (v.l.) Dr. Michael Fleischer (Leiter Kinderschutzambulanz am Klinikum Lippe) und Landrat Dr. Axel Lehmann. Foto: Kreis Lippe

Damit Täter bestraft werden können, ist es notwendig sexuellen Missbrauch und Gewalt gegen Kinder zu dokumentieren. Die Kinderschutzambulanz am Klinikum Lippe ist ein wichtiger Akteur, um Verdachtsfälle zu überprüfen. In der Ambulanz schaffen die medizinischen Fachkräfte eine kindgerechte Untersuchungssituation, um Kinder auf Anzeichen von Gewalt durch Dritte zu untersuchen. Landrat Dr. Axel Lehmann hat sich vor Ort in der Kinderschutzambulanz informiert und erklärt: „Das Kind wird zwar von einer Bezugsperson begleitet, die medizinische Fachkraft hat aber auch die Herausforderung kurzfristig Vertrauen aufzubauen. Dafür bietet die Kinderschutzambulanz optimale Voraussetzungen, die Kindern Ängste vor einer Untersuchung nehmen.“

 

Die Untersuchungsräume werden hergerichtet, ein Raum geschaffen, in dem sich Kinder wohlfühlen. Nach diesem Credo arbeitet die Kinderschutzambulanz seit November 2018. Die Etablierung der eingerichteten Kinderschutzambulanz am Klinikum Lippe ist auch eine Maßnahme aus dem umfangreichen Maßnahmen-Katalog nach den Missbrauchsfällen in Lügde. Der Leiter Dr. Michael Fleischer hat als Oberarzt der Kinderklinik viel dazu beigetragen, die Ambulanz den Akteuren im Kinderschutz vorzustellen und bekannt zu machen. Beispielweise sensibilisierte sein Vortrag beim Kinderschutzforum im November 2019 für Anzeichen von Gewalt gegen Kinder und stellte die Kinderschutzambulanz als Institution vor, wo Jugendämter Kinder untersuchen lassen können.

 

Besteht ein Verdacht auf Missbrauch oder Gewalt gegen Kinder, dann gilt es diesen zu prüfen. So melden Kitas dem Jugendamt einen Verdacht und das Jugendamt vereinbart eine Untersuchung in der Kinderschutzambulanz. Das Kreisjugendamt Lippe kann Untersuchungen anordnen und auch die Stadtjugendämter greifen auf das Angebot zurück. In der Ambulanz werden Verletzungen dokumentiert und die Ursachen beurteilt. Kinder toben und rennen im Spiel – da entstehen auch blaue Flecken. Wichtig ist es, die Verletzungen zu bewerten, die durch Dritte entstanden sind. Hierzu gehören auch Verbrühungen. Dr. Fleischer hat in den vergangenen Jahren einen Fundus an anonymisierten Fotos gesammelt, die bei fachlichen Vorträgen die Arbeit in der Ambulanz verdeutlichen.

 

Auch die Corona-Pandemie zeigt ihre Auswirkungen. Die soziale Kontrolle in Einrichtungen war während der Corona-Pandemie nicht immer gegeben, wenn Schulen und Kitas schließen mussten um Infektionen zu vermeiden. Umso wichtiger daher das Jugendamt, das in der Begleitung nah an den Familien ist. 2019 wurden insgesamt 20 Patienten (plus 2 stationäre) in der Ambulanz behandelt, 2020 sind es bis Ende Juli 15 Patienten (plus 4 stationäre). Dabei berichtet Dr. Fleischer, dass die Massivität der Gewalt sichtbar zunimmt.