Eindrücke vom Tag der offenen Grabung am 23. Juli 2023, der 130 Interessierte anzog. Fotos: LLM

Das Wetter war durchwachsen, Regenschauer drohten, zudem waren die Wege durch den Wald lang: Die Organisatoren des „Tags der offenen Grabung“ am Piepenkopf rechneten am vergangenen Sonntag, 23. Juli 2023, nicht mit vielen Besucherinnen und Besuchern. Die tatsächliche Resonanz überraschte sie alle: 130 Interessierte nahmen Fußweg und Witterung in Kauf, und schauten mit großer Begeisterung den Archäologen bei den Grabungsarbeiten über die Schulter. „So lebendig kann Wissenschaft sein“, freuten sich Dr. Michael Zelle, Direktor des Lippischen Landesmuseums, und Ian Dennis von der Cardiff University. Von 10.00 bis 15.00 Uhr nahmen die Besucherinnen und Besucher, darunter auch viele Familien, an mehreren Führungen teil und ließen sich Ziele und Methoden der Archäologie live und vor Ort erläutern. „Das Lippische Landesmuseum ist als Einrichtung des Landesverbandes Lippe für die Bodendenkmalpflege in Lippe verantwortlich und führt u.a. Forschungsgrabungen durch. Seit 2016 arbeiten wir mit der Cardiff University zusammen und untersuchen im Rahmen einer internationalen Kooperation seit 2017 die Wallburg am Piepenkopf“, erläutert Zelle.

 


Mit dabei sind stets Studentinnen und Studenten sowie Wissenschaftler der Cardiff University, erstmalig waren dieses Jahr auch Studentinnen und Studenten der norwegischen Universität Bergen dabei.
Der Piepenkopf ist eine in der vorrömischen Eisenzeit, im 3. Jahrhundert v. Chr., errichtete Anlage in der Gemeinde Dörentrup. Im Innern der Anlage stießen die Archäologen bei ihren Grabungen auf eine sehr starke Brandschicht. Sie fanden heraus, dass die mächtigen Wallpfosten nicht etwa im Boden des Befestigungswerkes verrottet sind, sondern gewaltsam nach außen über den vorliegenden Wallgraben gezogen wurden. „Wir vermuten deshalb eine kriegerische Auseinandersetzung, die zur Erstürmung, Brandschatzung und letztendlich zur konsequenten Schleifung der Befestigung führte“, sagt Dennis. Die Zerstörungen waren so vollständig, dass der Piepenkopf nicht wieder bebaut und bewohnt wurde. Grabungen im Vorfeld der Hauptbefestigung zeigen, dass auch hier mit weiteren Besiedlungsspuren gerechnet werden muss.

 


Wir freuen uns über die großartige Resonanz beim Tag der offenen Grabung, er hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen“, betont Arne Brand, Allg. Vertreter des Verbandsvorstehers. „Für den Landesverband ist es sehr wichtig, mit Aktionen wie diesen Interessierte an das spannende Thema Archäologie heranzuführen. Die Bodendenkmalpflege, die beim Lippischen Landesmuseum liegt, wird so in ihrer Bedeutung dargestellt und gestärkt, der europäische Gedanke wird durch das gemeinsame Projekt mit der Cardiff University gefördert“, so Brand. Das Feedback der Besucherinnen und Besuchern sei ausnahmslos positiv gewesen: „Sie haben sich sehr gefreut, die Zusammenhänge gut erläutert zu bekommen und die archäologische Arbeit live miterleben zu können. Für nächstes Jahr sei deshalb eine Wiederholung des Aktionstages geplant.

 

 

Hintergrundinformationen


Projekt

Seit
2016 kooperieren das Lippische Landesmuseum Detmold und die Cardiff University (Wales). Koordiniert wird die Zusammenarbeit von Dr. Michael Zelle und Dr. Elke Treude, beide Lippisches Landesmuseum Detmold. Seit 2017 führen die beiden Partner das gemeinsame Projekt zur Erforschung der lippischen Wallburgen/Wallanlagen aus der Eisenzeit durch.

 


Bisherige Grabungen:

2016: Falkenburg (Mittelalterliche Dynastenburg)

2017: Grotenburg und Wallanlage Piepenkopf (Eisenzeitliche Ringwallanlagen)

2018: Grotenburg und Wallanlage Piepenkopf

2019: Wallanlage Piepenkopf

2022: Wallanlage Piepenkopf

2023: Wallanlage Piepenkopf

 

Wallanlage Piepenkopf (Gemeinde DörentrupHillentrup)
Der Piepenkopf ist eine der am besten erhaltenen Wallanlagen/Wallburgen im Kreis Lippe. Datiert wird sie nach aktuellem Forschungsstand ins 3. Jahrhundert vor Christus. Projektziel für den Piepenkopf ist eine Funktionsanalyse „Wer lebte hier Wann und Wie? Bis 2017 gab es hier nur kleinere Grabungen, vorwiegend im Bereich des Walles, aber keinerlei Untersuchungen der inneren Siedlungsfläche. 2017 konnten mehrere Dutzend Scherben und ein Spinnwirtel (Hinweis auf Textilproduktion) gefunden werden; die Scherben gehörten zu Vorratsgefäßen und auffällig vielen Trinkschalen (fein gearbeitet).

 

Das Lippische Landesmuseum Detmold ist das größte und älteste Museum OstwestfalenLippes. Gegründet 1835 als Naturhistorisches Museum, entwickelte es sich bis heute zu einer herausragenden Sammlung lippischer und außerlippischer Kulturgüter. Für die Bewahrung des kulturellen Erbes und der kulturellen Identität Lippes ist das Lippische Landesmuseum von herausragender Bedeutung. Träger des Museums ist der Landesverbandes Lippe. Zu den bedeutenden Einrichtungen und Vermögenswerten des Landesverbandes Lippe zählen neben dem Lippischen Landesmuseum: das Hermannsdenkmal mit der Waldbühne, die Externsteine, die Lippische Landesbibliothek Detmold, das WeserrenaissanceMuseum Schloss Brake, die Lippische Kulturagentur, die Burg Sternberg, Denkmäler, Immobilien und Domänen, rund 15.900 Hektar naturnah und nachhaltig bewirtschafteter Wald sowie rund 3.300 Hektar landwirtschaftliche
Flächen.