Das „Long Range Wide Area Networking“ – kurz „LoRaWAN“ – ist bislang eher IT-Experten ein Begriff. Doch die lippische CDU-Bundestagesabgeordnete Kerstin Vieregge ist nach einem Workshop beim Bad Salzufler Start-Up-Unternehmen „Evomation“ überzeugt: „LoRaWAN kann Lippe smart machen.“ Mittels Sensoren und Funktechnik im Niedrigfrequenzbereich können Messungen und Steuerungen vorgenommen werden – bei Industrieunternehmen ebenso wie in den eigenen vier Wänden. Diese Funktechnik, speziell für das „Internet of Things“ (IoT) entwickelt, birgt aus ihrer Sicht ein großes Potential: „Die vom Kreistag beschlossene Prüfung zum Aufbau eines Lippe-weiten Netzes ist genau der richtige Weg und sollte damit ein weiterer, wichtiger Baustein der künftigen Digitalstrategie werden“, so Vieregge. Im Hinblick auf die Auszeichnung als 5G-Modellregion durch das Bundeministerium für Wirtschaft und Energie zeigte sich Vieregge zuversichtlich, dass hierbei auch das LoRaWAN künftig eine Rolle spielen wird: „Damit aus Lippe in Zukunft Lippe 4.0 wird.“
Das 2017 gegründete Unternehmen „Evomation“ aus Bad Salzuflen beschäftigt sich von Beginn an intensiv mit Anwendungsmöglichkeiten und der Netztechnik für LoRaWAN. Die beiden Gründer Michael Messe (Diplom-Ingenieur FH) und Andreas Sawatzki (M.Sc.), von Haus aus Ingenieure der Informatik und der Informationstechnik, sehen großes Potential für viele Bereiche: „Als energieeffiziente IoT-Lösung bietet LoRaWAN praktische Anwendungen für die Industrie ebenso wie für alle Bereiche, in denen smarte und extrem energieeffiziente Möglichkeiten gebraucht werden“, so Meese. Im Gegensatz zu anderen Standards der Funktechnologie wie 5G oder WLAN sei insbesondere der Energiebedarf deutlich geringer und durch die enorme Reichweite der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur viel kostengünstiger. Allerdings: „Netflix schauen kann man damit nicht – aber eben viele kleine, smarte Lösungen etablieren, die den Alltag in Unternehmen, Kommunen und in Privathaushalten einfacher machen.“
Ganz praktische Anwendungsbeispiele erörterte Kerstin Vieregge auch mit Christian Ulrik, Sales Vice President des kanadischen Herstellers Tektelic, via Video-Schalte aus Kopenhagen. „Es gibt Beispiele in England, bei denen ein LoRaWAN-Netz ältere Menschen unterstützt, die dadurch länger selbständig in den eigenen vier Wänden wohnen können“, berichtete Ulrik. Ebenso nutzten „Smart Cities“ wie Barcelona und andere die Funktechnik als selbstverständlichen Teil ihrer städtischen Infrastruktur. Als Hersteller der sogenannten Gateways, der Verbindungspunkte zwischen Sensoren und dem Internet, sei Tektelic sehr an sinnvollen Einsatzmöglichkeiten interessiert: „Es geht darum, die Kapazitäten vor Ort immer möglichst optimal zu nutzen und das bestmögliche Ergebnis für die Menschen zu erzielen“, so Ulrik. Dabei steckt die Technik schon längst nicht mehr in den Kinderschuhen, in den Niederlanden und der Schweiz haben die jeweiligen Kommunikationsanbieter die neue Technik bereits flächendeckend installiert.
Ähnliches kann sich die Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge auch für Lippe vorstellen: „Im Vergleich zu einem Mobilfunkmast sind LoRaWAN-Gateways wesentlich günstiger. Was liegt also näher, als beim künftigen Ausbau diesen weiteren Baustein für einen smarten Kreis Lippe gleich mit zu installieren?“