Im Herzen der Blomberger Altstadt liegt die Gaststätte „bei Heini“ – und das nun schon seit stolzen 110 Jahren. Die Gaststätte „BEI HEINI“ wurde in dritter Generation von der Familie Sölter betrieben, zuletzt durch Volker „Heini Sölter“. Alles fing im Jahr 1911 an. In diesem Jahr kaufte Opa Heinrich Sölter das Haus in der Neuen Torstr. 38 und nannte seine Gaststätte: „Gasthaus GERMANIA“, namensgebend auch für das 7. Rott im ABS – bis heute ist „bei Heini“ Rottlokal geblieben.

 

„1957 erfolgte der Generationenwechsel und mein Vater trat in die Fußstapfen meines Großvaters und übernahm den Betrieb in der zweiten Generation. Hinter dem Gasthaus befand sich auch ein großer Garten, indem die Gäste im Sommer bewirtet wurden. Als die Straße zur neuen Siedlung Bexten gebaut wurde, musste der Garten leider weichen. Dort befinden sich jetzt Parkplätze“, erinnert sich Volker Sölter, der den Betrieb im Jahr 1995 übernahm. Ein Jahr später konnte bereits der Biergarten eingeweiht werden.

 

Im Jahr 2008 wurde der Betrieb weiter ausgebaut, der neue Biergarten erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Ebenfalls wurde die Fassade des Hauses modern gestrichen und erstrahlt bis heute in neuem Glanz. Ob man aufgrund der Lage „Neue Torstraße – Ecke Holstenhöfener Straße“ von einer klassischen Eckkneipe sprechen kann liegt wohl im Auge des Betrachters, mit Blick auf die dort vorhandene Atmosphäre kann man es in jedem Fall, gleichwohl es eben keine kleine Pinte an der Ecke ist.

 

Viele Blomberger werden sich an die kultigen Saalparties „bei Heini“ erinnern, der der Vollblut-Wirt bis vor wenigen Jahren im ersten Stock des Gebäudes veranstaltet hat. Durch das Mitarbeiterschutzgesetz, der Volksmund spricht vom „Rauchverbot in Kneipen“, mussten diese beliebten Veranstaltungen eingestellt werden. „Die Veranstaltung wurde einfach zu weit auseinandergerissen. Die eine Hälfte befand sich im Saal, die andere auf der Terrasse um zu Rauchen. Das hat die gewohnt gute Stimmung schon ein wenig beeinträchtigt und ich wollte auch die Nachbarn nicht verärgern. Auf der Terrasse war der Lautstärkepegel natürlich auch ein anderer als wenn dort nur Leute an den Tischen sitzen“, erläutert Sölter seine damalige Entscheidung.

 

Aber auch heute wird der Saal noch genutzt, viele Gäste aus Blomberg und Umgebung buchen den Raum für Familien-, Vereins- oder Firmenveranstaltungen. Die Flexibilität des Teams wird immer wieder gelobt und so bleibt der Saal auch weiterhin festes Angebot der Gaststätte. Bleibt? Tatsächlich bleibt auch die Gaststätte erhalten, allerdings ab sofort unter neuer Führung. Volker „Heini“ Sölter hat dem Betrieb zum 1. Juli diesen Jahres an seine langjährige Mitarbeiterin Barbara Henning übergeben. Unsere Redaktion bat die beiden Gastro-Profies zum Interview.

 

Herr Sölter, zum Aufhören sind Sie doch eigentlich noch zu jung, oder?
Wenn ich in meinen Ausweis schaue lautet die Antwort „Ja“, schaue ich aber in den Spiegel, dann … (lacht). Mal im Ernst, Gastronomie bedeutet schon eine große Belastung, gerade dann, wenn man jahrelang selbst nicht nur hinter dem Tresen steht, sondern sich auch um den Rahmen kümmert.

 

Den Rahmen?
Neben der Bewirtung der Gäste fallen natürlich viele weitere Arbeiten an. Abgesehen von den Bürotätigkeiten habe ich mich um den Wareneinkauf, das Marketing, die Dekoration, etc… gekümmert. Das geht nicht spurlos an einem vorbei und daher bin ich gesundheitlich schon ein wenig angeschlagen.

 

Dürfen wir das genauer erfahren?
Aber klar, ist doch kein großes Geheimnis. Im Wesentlichen geht es darum, dass meine Kniegelenke der täglichen Belastung einfach nicht mehr standhalten können und auch meine Bandscheibe stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das haben die Ärzte sehr eindeutig festgestellt und die Reißleine gezogen, nun bin ich gezwungenermaßen Frührentner.

 

Ist also keine Freiwilligkeit?
Nein, tut es auch nicht. Ich habe meinen Job immer sehr gerne gemacht. Ich blicke auf so unfassbar viele schöne Momente in meinem Leben als Wirt zurück, erinnere mich gerne an sie und weiß schon jetzt, das sie mir fehlen werden. Glücklicherweise kann ich das in Teilen ein wenig kompensieren.

 

Weil Sie der Blomberger Gastoszene doch noch erhalten bleiben?
Im Hintergrund. Ich freue mich sehr, dass Barbara den Schritt in die Selbständigkeit wagt und werde sie, dort wo es gewünscht ist, nach besten Möglichkeiten beratend unterstützen.

 

Und das ist gewünscht Frau Henning?
Auf jeden Fall. Natürlich bin ich schon viele Jahre „bei Heini“ tätig und kenne den Laden sehr gut, dennoch freue ich mich auf die Unterstützung zurückgreifen zu können. Wir haben schon immer im Team gearbeitet, nun werden die Rollen einfach getauscht.

 

Sölter: Barbara hat immer einen hervorragenden Job gemacht und erfreut sich bei den Gästen großer Beliebtheit. Die Kneipe ist ja schon so etwas wie mein drittes Kind, daher vertraut man das bestimmt nicht „Jedem“ an. Bei Barbara weiß ich die Gaststätte in guten Händen, bin zuversichtlich, dass Sie mit dem Betrieb erfolgreich sein wird – und ein Stück das Gefühl der Betrieb bleibt in zumindest familiären Händen. Wer so lange zusammenarbeitet, der wächst auch zusammen. Da bleibt „bei Heini“ doch ein wenig in der Familie (lächelt dabei).

 

Henning: Tatsächlich sehe auch ich Volker als Teil meiner Familie an und sah, ohne dramatisch werden zu wollen, den Schmerz in seinen Augen als er erfahren musste nicht länger hinter der Theke stehen zu dürfen. Das tat mir weh und es ist mir schon auch eine Ehre sein Lebenswerk fortführen zu dürfen.

 

Frau Henning, haben Sie auch neue Dinge geplant?
Das bisherige Konzept ist gut – und Funktionierendes sollte man nicht ändern. Neben den Angeboten vor Ort bieten wir auch weiterhin unseren Partyservice an und freuen uns über Anfragen aller Art. Sicherlich wird man hier und da auch meine eigene Handschrift erkennen, einen kompletten Umbruch wird es aber nicht geben. Auch unter meiner Führung wird die Gaststätte mit der Zeit gehen – das hat sie immer getan.

 

Das Leuchten in Ihren Augen ist klar erkennbar, sie scheinen voller Freude?
Mir macht die Arbeit einfach Spaß. Natürlich kommen jetzt auch weitere Aufgaben auf mich zu, aber auch darauf freue ich mich. Ich übernehme einen gesunden Betrieb mit wirklich tollen Stammgästen – da kann ich mich doch nur freuen. Von 1997 bis 2000 habe ich erstmals in der Blomberger Gastronomie gearbeitet, habe dann zunächst in anderen Städten der Umgebung in der Gastronomie gearbeitet und die Blomberger wirklich vermisst. Die Mentalität der Blomberger ist einfach „MEINS“, da fühle ich mich wohl. Daher freue ich mich, dass ich seit 2007 wieder in Blomberg arbeiten darf.

 

Provozierend: Bleibt Herr Sölter der heimliche Chef?
(lacht) Nein, Volker hat sich ohnehin zu keiner Zeit als Chef aufgespielt, wir waren immer ein Team. Natürlich muss einer den Hut aufhaben und die Richtung vorgeben – aber es gab nie Kompetenzgerangel – und wird es auch in Zukunft nicht. Ich bin froh darüber, dass ich in den vergangenen Jahren viel gelernt habe. Bei aller Erfahrung die ich selbst in den letzten 25 Jahren sammeln durfte ist es dennoch schön zu wissen, dass jemand im Hintergrund für mich da sein kann.

 

Corona ist noch nicht überstanden. Haben Sie keine Angst?
Gedanken macht man sich natürlich, alles andere wäre blauäugig. Volker ist aber nicht nur ein Kollege auf den man zählen kann, Volker ist auch mein Verpächter. Wir haben im Vorfeld einige Situationen durchgesprochen – und das gibt mir viel Sicherheit und Vertrauen.

 

Gibt es weitere Unterstützer?
Ja, ich kann natürlich auf meine Familie und auch auf Freunde zählen. Viele Stammgäste wissen auch schon von dem Wechsel und haben bereits ihre Treue zugesichert – dafür schon jetzt ganz herzlichen Dank.

 

Herr Sölter, ein paar abschließende Worte?
Sehr gerne. Zunächst herzlichen Dank an alle Mitarbeiter, die mich in den letzten Jahren unterstützt haben – es waren im Laufe der Jahre ja doch einige. Ohne Mitarbeiter, die Spaß an der Arbeit haben, geht es nicht. Ich möchte mich auch ganz herzlich bei allen Gästen für das jahrzehntelange Vertrauen und die unzähligen schönen Stunden bedanken. Ihr alle habt meinen Beruf zu etwas besonders Schönem gemacht und bei dem Gedanken an Äußerungen wie: „Der Wirt meines Vertrauens“ werde ich noch immer emotional. Es ist aber kein wirklicher Abschied, man wird mich sicherlich häufiger bei Barbara an der Theke finden – nur eben auf der anderen Seite – mit viel Zeit für gute Gespräche. Darauf freue ich mich.

 

Seitens der Redaktion wünschen wir ein gutes Händchen und viel Erfolg. Vielen Dank für das Interview. Das „neue“ alte Team von „bei Heini“ steht den Gästen zu den auf der Internetseite „www.bei-heini.de“ genannten Öffnungszeiten zur Verfügung.