Florian Kretow probt mit dem DKO an „Der Kaiser von Atlantis“ © HfM Detmold/Plettenberg

Am kommenden Sonntag, den 12.01., bringen Studierende der Hochschule für Musik Detmold ein besonderes Werk der Musikgeschichte zu Gehör, das unter tragischen Umständen entstanden ist: die Oper „Der Kaiser von Atlantis“ des Komponisten Viktor Ullmann. Austragungsort des konzertanten Geschehens sind diesmal nicht die Räumlichkeiten der Hochschule, sondern die Aula der August-Hermann-Francke-Schule Detmold (Anne-Frank-Straße 3). An der Aufführung sind u. a. die beiden Studierenden Florian Kretlow, der Dirigieren mit Schwerpunkt Orchesterleitung in der Klasse von Prof. Florian Ludwig studiert, und Seungrim Han, Gesangsstudentin aus der Klasse von Prof. Caroline Thomas, beteiligt. Beide absolvieren ihre Masterprüfung im Rahmen des Projekts. Neben den Detmolder Studierenden der Gesangsklassen Anna-Christine Heymann und Yuli Zhang kommen Ansgar Theis und Clemens Joswig aus München, Laurin Siebert aus Düsseldorf sowie der Tenor Stephen Chambers vom Landestheater Detmold hinzu. Den Orchesterpart übernimmt das Detmolder Kammerorchester. Beginn der Aufführung ist um 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Ort der Aufführung ist Teil des ehemaligen britischen Kasernengeländes und ist mit der Buslinie 708 (Haltstelle Moritz-Rülf-Straße) zu erreichen.

Viktor Ullmann, ein Schüler Arnold Schönbergs, dessen Familie jüdischen Ursprungs war, schrieb seine zweite und letzte Oper in den Jahren 1943 und 1944 im Konzentrationslager in Theresienstadt. „Der Kaiser“ kann heute als Persiflage auf die Gräueltaten des NS-Regimes verstanden werden. Nach der Generalprobe wurde die Arbeit an dem Werk abgebrochen. Ullmann wurde ins Lager nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet, konnte aber das Libretto kurz vor seinem Tod noch aus dem Lager herausschmuggeln. Der Stoff handelt von einem größenwahnsinnigen Kaiser, der seiner Macht beraubt wird, weil der personifizierte Tod beschließt, niemanden mehr sterben zu lassen. Der Kaiser ist zunächst entsetzt, weil auch die von ihm verhängten Todesstrafen wirkungslos werden. Schließlich erklärt er die Tod-Verweigerung zu seiner eigenen Erfindung und behauptet, er habe beschlossen, Soldaten das ewige Leben zu schenken. Immer mehr Soldaten widersetzen sich seinem Tötungsbefehl, sodass die Macht des Kaisers zusammenbricht. Er wird wahnsinnig, worauf der Tod das Ende des ursprünglich verhängten Krieges „aller gegen alle“ verkündet. Der Tod ist bereit, wieder seine alte Rolle zu übernehmen, solange der Kaiser als erstes stirbt. Der Kaiser akzeptiert diese Forderung. Erst nach dessen Tod gibt es wieder ein normales Sterben, womit ursprüngliche Gleichgewicht zwischen Leben und Tod wiederhergestellt ist.

Mit der Aufführung der Oper „Der Kaiser von Atlantis“ möchten die Studierenden nicht nur ein Zeichen für einen unter tragischem Schicksal zugrunde gekommenen Komponisten setzen. Sie verstehen die Oper auch als Aufruf für ihr Publikum, die politische Entwicklung in Europa und speziell in Deutschland bewusst zu beobachten.