Freuen sich gemeinsam über die hochwertige Ausstellung „Lebenslängliche Reise – Fred Herzberg aus Detmold“: Erhard Oerder (Heimatverein Blomberg), Ursula Hahne-Eichhorn (stellv. Bürgermeisterin) Joanne Herzberg (Tocher von Fritz „Fred“ Herzberg), Dr. Bärbel Sunderbrink (Stadtarchiv Detmold) und Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz.

Geschichte zum Anfassen live in Blomberg: Fritz Herzberg, der sich später Fred nannte, gelang es im Februar 1939 Deutschland mit einem Kindertransport zu verlassen. Hintergrund war die beginnende Verfolgung der Juden – die Eltern des damals 17-jährigen, der eigentlich schon fast zu alt für einen Kindertransport gewesen war, machten sich die Entscheidung das Kind zu entsenden bestimmt nicht leicht. Doch war es aus ihrer Sicht eine Möglichkeit der sich darstellenden Situation zu entziehen – für Fritz und erhofft später auch für sich selbst. Doch leider sollte es anders kommen. Anders als andere Kinder, die aufgrund bestehender Beziehungen im Ausland schon wussten wohin sie kommen würden, war Fritz auf sich allein gestellt. Die umgehend im Ausland aufgenommene Arbeit reichte zum Überleben, nicht jedoch für die Finanzierung des Nachzugs für den Rest der Familie. Vierzehn Angehörige wurden damals Opfer des Völkermordes – ein Grund warum Herzberg nie wieder einen Fuß auf deutschen Boden setzen wollte und es auch nicht getan hat.

 

Fritz Herzberg lebte bis zu seinem Tode mit dem Gefühl versagt zu haben, war es ihm doch nicht gelungen seine Familie zu retten. Innerlich muss es ihn dabei fast zerrissen haben, dennoch war es ihm gelungen ein recht normales Leben zu führen. Während seine Tochter auch über diesen Teil der Geschichte erzählt, tat Fred es erst im hohen Alter. Wenn seine Tochter von Besuchen aus Deutschland zurückkehrte, nahm er die von ihr gemachten Bilder und zog sich zunächst zurück. Er machte es mit sich selbst aus. Nur auf Drängen der 3. Generation öffnete sich der nach Aussage von Gudrun Mischke-Buchholz äußerst sympathische Mann.

 

Aus seiner zweiten Ehe mit Lore Eva Müller ging die erwähnte Tochter Joanne Herzberg hervor. Joanne, die unsere Redaktion im Rahmen eines Pressegesprächs kennen lernen durfte, lebt mittlerweile seit einem Jahr in Deutschland. Sie hat sich nie als richtige Amerikanerin verstanden, die europäischen Werte waren ihr immer näher. „Deutschland ist ein großartiges Land, eines der besten der Welt. Mein Vater hat aber nie verstanden warum ich überhaupt hierher wollte. Meine Antwort war einfach. Ich möchte wissen wer Du bist, wissen woher Du kommst“, erzählte sie in der Stadtbücherei. Seit dem Jahr 2000 hat sie immer wieder Reisen nach Deutschland unternommen und sich mit der Geschichte ihres Vaters, aber auch mit der ihrer aus Hamburg stammenden Mutter beschäftigt. Joanne ist frei von Vorurteilen und drückt im Gespräch keinesfalls auf die Tränendrüse – eine wirklich toughe Frau.

 

Der spontanen Einladung von Uschi Schmitt, zum Vortrag von Gudrun Mischke-Buchholz am 15. März 2018 ab 19.30 Uhr beizuwohnen, folgte die Wahl-Detmolderin sofort: „Es wäre mir eine große Freude“. Der Vortrag erfolgt im Rahmen der noch bis zum 9. April 2018 stattfindenden Ausstellung in der Stadtbücherei statt. Mehr als 400 Briefe und Postkarten hat der 1921 in Detmold geborene Fritz Herzberg wohl verwahrt und mit sich getragen. Briefe der zurückgebliebenen und später im Konzentrationslager ermordeten Eltern und der Schwester Gerda. Die Ausstellung wurde im Auftrag des Detmolder Stadtarchivs von Mischke-Buchholz erstellt und gewährt einen tiefen Einblick in die damalige Zeit. Die Briefe und Postkarten öffnen den Blick für zerstörerische Verbrechen auf sehr persönlicher Ebene. Geschichte ist eben nicht immer weit weg. Die Familie wohnte früher in Kleinenmarpe – somit ist auch der Bezug zur Nelkenstadt klar gegeben. Schwierigkeiten der Flucht werden ebenso thematisiert, wie das Leben im Exil.

 

Sowohl der Heimatverein Blomberg als auch natürlich Uschi Schmitt und Dieter Zoremba von der Stadt Blomberg freuen sich sehr darüber, eine solch qualitative Ausstellung nach Blomberg geholt haben zu können. Die Ausstellung begleitend, gibt es in der Stadtbücherei zudem ein Buch, welches viele der Briefe enthält und das Thema rundherum aufarbeitet. Ein so vollständiger und persönlicher Einblick wird wohl vergeblich seinesgleichen suchen.