Arnd Paas, Landrat Dr. Axel Lehmann, Bürgermeister Klaus Geise und Peter Müller scheinen sich einig und erkennen in der Fusion der beiden Sparkassen große Chancen und Möglichkeiten.

In jedem Jahr lädt die Stadtsparkasse Blomberg zu einer Pressekonferenz ein, um die Bevölkerung über die Entwicklung des Blomberger Finanzinstituts zu informieren. Am heutigen Donnerstag gab es jedoch eine besondere Konferenz. Seit vielen Jahren ist die Stadtsparkasse Blomberg um den Erhalt der Eigenständigkeit bemüht, thematisiert wurde der Sachverhalt jedoch seit vielen Jahren. In anhaltender Niedrigzinsperiode haben es gerade kleine Finanzhäuser extrem schwer – eine Fusion könnte da der richtige Schritt sein? In erster Linie haben Sparkassen die Aufgabe ein flächendeckendes kreditwirtschaftliches Angebot für alle Kundengruppen sicherzustellen. Durch Kredit-Vergabe an mittelständische Unternehmen fördern sie die wirtschaftliche Entwicklung der Region, ebenso leisten sie einen gesellschaftlichen Beitrag durch Sponsoring und Spenden für wohltätige Zwecke zum Beispiel in den Bereichen Sport und Kultur. Gute Geschäftsergebnisse kommen somit auch der Allgemeinheit zu Gute.

 

David trifft auf Goliath

 

Die Sparkasse Paderborn-Detmold erwirtschaftete 2019 mit 1.171 Mitarbeitern eine Bilanzsumme von ca. 7,44 Milliarden Euro. Sie Stadtsparkasse Blomberg rund 312,5 Millionen Euro mit 60 Mitarbeitern. Betrachtet man diese Summen pro Kopf (SSK PD 6,35 Mio./ SSK BLO 5,21 Mio.), so werden zwei Dinge deutlich:

 

1. Viele laufende Kosten, die für Finanzinstitute entstehen, richten sich nicht nach der Größe sondern fallen pauschal an. Die Leistungsfähigkeit der Sparkasse Blomberg ist somit enorm, sowohl Vorstand als auch Mitarbeiter haben gute Arbeit geleistet.

 

2. Einfach geschrieben lassen sich Pauschalkosten durch einen „Zusammenschluss“ reduzieren – unter kaufmännischer Betrachtung ist eine Fusion somit nicht nur ein unabwendbarer Schritt um wettbewerbsfähig zu bleiben, es ist auch ein guter Schritt – wenn man die Emotionalität außen vor lässt (dazu später mehr).

 

Für die Stadt Blomberg und ihre Bürger bedeutet diese Fusion also eine deutliche Verbesserung. Bürgermeister Klaus Geise nannte im Wesentlichen drei Faktoren, die zu der Entscheidung zur Aufgabe der Selbständigkeit geführt haben. Die anhaltende Niedrigzinsperiode, die laufenden Kosten und das veränderte Nachfrageverhalten der Kunden infolge der Digitalisierung. „Zur Stärkung und Sicherung der Eigenständigkeit der Stadtsparkasse hat der Eigentümer (also die Stadt Blomberg mit ihren Bürgerinnen und Bürger) in den vergangenen Jahren jeweils auf eine Gewinnausschüttung verzichtet, um konsequent das Eigenkapital zu stärken. Im neuen Haus der Sparkasse Paderborn-Detmold ist wieder mit einer Abführung zu rechnen, die vorsichtig formuliert im unteren sechsstelligen Bereich liegen dürfte. Dies bedeutet eine deutliche Mehreinnahme im städtischen Haushalt“, so Geise.

 

„Es war mir immer ein wichtiges Ziel, die Eigenständigkeit der Stadtsparkasse zu erhalten. Dies hat in den letzten Jahren in Anbetracht der externen Negativeinflüsse zu beträchtlichen Kraftanstrengungen geführt: bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, beim Vorstand und auch beim Träger, also dem Eigentümer Stadt Blomberg. Mittlerweile gehören wir zu den kleinsten Sparkassen Deutschlands. In den letzten Monaten ist nicht nur bei mir die Meinung gereift, dass wir neue Wege beschreiten müssen, um unseren Wirtschafts- und insbesondere Sparkassenstandort dauerhaft zu erhalten und zu stärken. In der politischen Gesamtverantwortung ist es erforderlich, gegebenenfalls auch unbequeme Entscheidungen zu treffen. Dies ist hier der Fall. Zu einer Fusion gab es letztlich keine Alternative, wohlgemerkt und ganz wichtig: bei Sicherung der Arbeitsplätze für die Beschäftigten. Mit der Sparkasse Paderborn-Detmold hat sich ein attraktiver Partner gefunden, der neben der Fortführung des kommunalen Auftrags einer Sparkasse als ein leistungsstarkes Geldinstitut zudem Gewähr für gute Geschäftsbeziehungen für Privat- und Firmenkunden in der Region bietet. Die Rolle Blombergs als Mittelzentrum im lippischen Südosten wird gestärkt“, lautet eine persönliche Einschätzung des ersten Bürgers der Stadt Blomberg.

 

Über den Zeitraum von einem halben Jahr haben sich die Gespräche in den Fachgremien erstreckt, am Ende stimmte man für die Fusion und eruierte die Möglichkeiten am Markt. Auch mit der Sparkasse Lemgo wurden vertrauensvolle und sehr gute Gespräche geführt, die Aspekte für beide Häuser wurden sorgfältig abgewogen und lagen dicht beieinander. Am Ende konnte es jedoch nur einen Partner geben und die „Add-on-Aspekte“, die über das Zahlenwerk hinausgehen, sprachen dann doch für Paderborn-Detmold. Missklang soll es jedoch auch im Anschluss nicht mit der alten Hansestadt gegeben haben.

 

Auch Landrat Dr. Axel Lehmann sprach von spannenden Wochen intensiver Beratung zwischen den beiden Instituten. „Am Ende waren die Gespräche erfolgreich und ich danke allen Beteiligten für das, was hier in sehr kurzer Zeit und dennoch sehr fundiert geleistet wurde. Der Verwaltungsrat der Sparkasse Paderborn-Detmold hat sich in seiner gestrigen Sitzung einstimmig und ohne Enthaltung für die Fusion ausgesprochen – ein sehr gutes Zeichen. Blomberg ist ein historisch gewachsenes Zentrum im lippischen Südosten und spielt schon jetzt eine große Rolle für die Versorgung (Polizei, Jugendamt, etc). Mit diesem Schritt können wir für die Bevölkerung auch weiterhin das Vorhandensein einer leistungsfähigen Sparkasse sicherstellen. Die Stadt Blomberg wird Mitträgerin der „neuen“ Sparkasse, sofern hier vor Ort noch die entsprechenden Beschlüsse gefasst werden, und durch einen politischen Vertreter und einen Mitarbeiter dieses Hauses im Verwaltungsrat vertreten sein“, so Lehmann.

 

Vorstandsvorsitzender Peter Müller, der zu gegebener Zeit an neuer Wirkungsstätte als „Bereichsleiter Firmenkunden“ tätig sein wird, stellte anhand einiger Zahlen die Verwobenheit der Region dar, wie sie bereits jetzt gegeben ist und bezeichnete Blomberg als Magnet. 32%, genauer 6.300 Einpendler gebe es nach Blomberg, 29% fahren nach Detmold – um nur zwei Zahlen zu nennen. Für die Mitarbeiter der Sparkasse Blomberg soll sich nichts ändern, alle werden übernommen. Auch für Wolfgang Siesenop, dessen Vertrag am 30.8.2020 ausläuft, wird sich nichts ändern. Er soll als Vertrauensmann des Vorstands, als Vertrauensanker der Blomberger, einen fließenden Übergang begleiten.

 

Der Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Paderborn-Detmold, Arnd Paas, freute sich über seine Premiere in Blomberg und stimmte Müller in Bezug auf die Verwobenheit der Region zu: „Es ist doch schön, wenn die Sparkassen den Lebensraum der Bevölkerung adäquat abbilden. Es ist uns sehr wichtig die enge Bindung zu den Kunden aufrecht zu erhalten. In Sparkassen finden wir immer top ausgebildete Mitarbeiter vor, so auch in Blomberg. Wir wollen möglichst wenige Veränderungen in der Zuordnung von Beratern zu den Kunden haben und freuen uns eine gute Sparkasse zu integrieren. Zufriedene Mitarbeiter sind uns wichtig, dass merken auch unsere Kunden und werden davon profitieren. Wir haben großes Interesse daran den künftigen Weg gemeinsam zu beschreiten – und dieser ist gemeinsam auch besser begehbar. Die Kunden der Sparkasse Blomberg werden künftig auch von dem profitieren, was wir uns als großes Haus im Speziellen bereits erarbeiten konnten. Hier kommt zusammen, was aus der Sicht der Menschen zusammen kommen soll.“

 

Sollten Aufsichtsrat (Sparkasse Blomberg) und Rat (Sitzung am 6.2.) zustimmen, so wird die Fusion kaufmännisch betrachtet rückwirkend zum 1.1.2020 erfolgen, als Vereinigungsstichtag wird der 1.4.2020 angepeilt. Was sich für die Kunden ändert konnte Paas noch nicht konkretisieren, man liegt aber ohnehin in den meisten Dingen sehr dicht beieinander – große Änderungen sollten also nicht zu erwarten sein – konkreter soll es bis November diesen Jahres werden. „Das ist keinesfalls ein Bummelzug sondern ein straffes Programm was wir noch abzuarbeiten haben werden, ich bitte jedoch um Verständnis aktuell noch keine Detailanalyse vorlegen zu können – dafür hat die Zeit nun wirklich noch nicht ausgereicht.“ Eine ehrliche Aussage – und überhaupt kommt die Entscheidung zur Fusion zur richtigen Zeit. Bis sich die Ausschüsse nach der Wahl neu gebildet haben dauert es in der Regel auch eine Weile und wertvolle Zeit würde dadurch verstreichen, wenn entsprechende Beschlüsse für die Fusion nicht gefasst werden könnten. Peter Müller machte es deutlich: „Als ich vor rund 2,5 Jahren hier angetreten bin lautete mein klares Ziel den Erhalt der Eigenständigkeit zu sichern. Dennoch muss man sich einfach eingestehen, dass die äußeren Umstände keinen anderen Weg zulassen. Noch sind wir eine hübsche Braut (Seitens Paderborn-Detmold wurde sogar noch ein kleiner Aufschlag auf den Eigenkapitalanteil gezahlt), irgendwann jedoch eher eine faltige Braut.“

 

Landrat Dr. Lehmann äußerte, dass in Blomberg Geld verdient werde, in Blomberg viele interessante Wirtschaftsunternehmen angesiedelt seien und in Blomberg im Allgemeinen recht gut verdient werde – all das mache die Braut hübsch anzuschauen. (Eine weitere zeitnahe Fusion mit der Sparkasse Lemgo ist laut Lehmann aktuell übrigens noch nicht vorstellbar aber durchaus wünschenswert.) Auch Arnd Paas machte daraus kein Geheimnis: „Ihre Sparkasse ist solide aufgestellt, die Rentabilität ist auch gut – für uns ist der Schritt daher nur sinnlogisch. Den lippischen Südosten gemeinsam zu bearbeiten macht einfach nur Sinn. Durch zum Beispiel die bereits erfolgte Symbiose der beiden Häuser im Immobilienbereich sind wir hier der Platzhirsch. Wir sind fest davon überzeugt eine gute Integrationsleistung erbringen zu können, bei der wir die Menschen mitnehmen werden. Hier wurde eine „Tiptop Arbeit“ geleistet, hier hat keiner Fehler gemacht, wie Herr Geise bereits erklärt hat haben sich die Rahmenbedingungen aber extrem geändert. Der Schritt ist Ihnen bestimmt nicht leicht gefallen, die Eigenständigkeit hat getrieben, sie war fest zementiert. Wir werden Sie aber mit offenen Armen empfangen und freuen uns auf Sie (letztere Zeilen direkt an die Mitarbeitervertreter der SSK Blomberg gerichtet).

 

Zum orakeln wollte Arnd Paas sich im Rahmen der Pressekonferenz nicht verleiten lassen: „Die Mitarbeiter in Blomberg wurden erst gestern informiert, hier gilt es nun weitere Gespräche zu führen. Die Mitarbeiterverträge gehen auf den neuen Träger über und es gibt keinerlei Absicht betriebswirtschaftliche Kündigungen vorzunehmen. Mit Blick auf Funktionalität und Wirtschaftlichkeit gibt es sicherlich Bereiche die hier in Blomberg besetzt werden, andere werden möglicherweise in anderen Häusern stattfinden. Bis zur Fusion haben wir hier aber weiterhin einen vollumfänglichen Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Eine neue Dienstverordnung wird, wie bei modernen Unternehmen üblich, mitarbeiterfreundlich gestaltet. Da kann es sein, dass an verschiedenen Orten oder auch von zu Hause aus gearbeitet werden wird.“

 

Eine positive Nachricht von Paas gab es dann auch für die Vereine, die in der Vergangenheit von der Sparkasse Blomberg unterstützt wurden. Auf Nachfrage erklärte der Vorstandsvorsitzende, dass das Spendenaufkommen in voller Höhe erhalten bleibt und die Sparkasse auch weiterhin das ehrenamtliche Engagement in der Stadt unterstützen wird. Landrat Lehmann untermauerte: „Das liegt auch ein Stück weit in der DNA der Sparkassen. Zum Beispiel die Bereiche Kultur, Bildung oder Sport werden auch weiterhin unterstützt werden.“

 

Geht man davon aus, dass Geäußertes auch eingehalten wird, so kommt unsere Redaktion zu folgendem Fazit:

 

In Summe bedeutet die Fusion Mehreinnahmen für den Haushalt der Stadt Blomberg.

 

Die Mitarbeiter können nicht nur bleiben, für sie ergeben sich in einem größeren Haus bessere Aufstiegs- oder Spezialisierungsmöglichkeiten.

 

Der Standort Blomberg bleibt den Kunden langfristig erhalten, von den erweiterten Angeboten kann partizipiert werden.

 

Die soziale und gesellschaftliche Unterstützung für zum Beispiel Vereine bleibt vollumfänglich erhalten.

 

Einziger Wermutstropfen: Im kommenden Jahr hätte die Stadtsparkasse Blomberg das 150jährige Jubiläum begehen können – daraus wird nun leider nichts mehr. Dafür gehört man nun „mit zur ältesten Sparkasse Deutschlands“, am 13. März 1786 wurde mit der Gründung der Gräflich-Lippische Leihekasse zu Detmold die historische Grundlage der heutigen Sparkasse gelegt. Ein kleiner Trost für Nostalgiker (Durch die Fusion Detmolds mit der Sparkasse Paderborn am 1.1.2012 natürlich nicht ganz richtig).