Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient muss nach Ansicht der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) gestärkt werden. Für Kammerpräsident Dr. Theodor Windhorst ist es dafür besonders wichtig, die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, dass Informationen wieder angemessen vermittelt werden können. „Das ist, auch in Zeiten von Dr. Google und hunderttausender Gesundheits-Apps, vor allem eine ärztliche Aufgabe. Zuwendung ist nicht zu ersetzen“, so Windhorst in der aktuellen Ausgabe des Westfälischen Ärzteblattes. „Die Sprechende Medizin erfordert eben vor allem ärztliche Sprechzeit.“ Genügend Zeit sei eines der wichtigsten Instrumente, die der Patient von seinem Arzt erwarte. Aber häufig könne sich der Arzt seinem Patienten aufgrund von Sachzwängen und vorgegebener budgetierter Zeit nicht ausreichend widmen. „Zeit ist im schon sprichwörtlichen Vier-Minuten-Takt vieler Praxen oft nicht mehr vorhanden. Dass Zuwendungs- und sprechende Medizin definitiv nicht adäquat honoriert werden, ist ein weiteres Thema. Alle Budgets konterkarieren die Notwendigkeit, sich Zeit für Patienten zu nehmen.“
Auch das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient leide, wenn es an Zeit fehle, kritisiert Windhorst: „Dieses Vertrauen verdient besonderen Schutz. Es ist der Katalysator, mit dem aus Gesundheitsinformation Gesundheitswissen wird.“ Vertrauen zwischen Patient und Arzt sei zudem Voraussetzung für die Compliance des Patienten, also die Fähigkeit, eine Therapie zu akzeptieren und den therapeutischen Schritten zu folgen. Zwar verfügten die Patienten nicht zuletzt durch das Internet über immer mehr Möglichkeiten, sich zu Gesundheitsthemen zu informieren. Doch diese Informationsflut scheine allzu vielen über den Kopf zu wachsen, befürchtet ÄKWL-Präsident Windhorst: „Die Menschen ertrinken schier in Angeboten, aus denen sie keinen Nutzen ziehen. Der Umgang mit Krankheit ist dabei ebenso betroffen wie die Fähigkeit, sich zu gesundheitsförderndem
Verhalten zu informieren.“ Durch Überinformation und Halbwissen drohe die Gefahr, dass Patienten falsche Rückschlüsse zögen, Ängste und Unsicherheiten könnten entstehen. Mangelnde Kommunikation und mangelndes Gesundheitswissen, warnt Dr. Windhorst, könnten im schlimmsten Fall eine schlechte Versorgung und dadurch auch Fehlausgaben und Ineffizienzen im Gesundheitssystem zur Folge haben.
Pressemeldung Ärztekammer NRW