Beim TÜV-Rheinland vorfahren – und den Hof als Millionär verlassen. Das ist durchaus möglich. Voraussetzung allerdings: Die Prüfer haben sich trotz Termin nicht „ratzfatz“, innerhalb von 15 Minuten, an die Arbeit gemacht. Für diese Bummelei gibt´s ein Jahreslos der Deutschen Fernsehlotterie im Wert von 45 Euro – Hauptpreis 1.000.000 Euro.
Alle zwei Jahre ist das Auto fällig. Neuwagen müssen sich nach drei Jahren bei den Prüfern sehen lassen: zur Haupt- und Abgasuntersuchung (HU/AU). Ist alles im Lot, pappen sie eine neue Plakette auf das hintere Nummernschild. Die soll verhindern, dass weder gefährliche Klapperkisten noch stinkende Dreckschleudern unterwegs sind.
Wo Autobesitzer sich das amtliche Siegel beschaffen, ist ihnen überlassen. Denn Prüfer von TÜV, Dekra und GTÜ (Gesellschaft für technische Überwachung) sind in freien und Vertragswerkstätten ebenso präsent wie in eigenen Hallen. Auch bundesweite Reifen- und Autoteileverkäufer offerieren ihre Dienste.
Zur Plakette gelangen die Verbraucher aber nicht nur auf unterschiedlichen Wegen, sondern auch zu stark unterschiedlichen Preisen. Das zeigt eine Stichprobe, bei der die Verbraucherzentrale zwei Autos in 50 Prüfstellen und Werkstätten vorstellen wollte: in Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Köln.
Als erstes Fahrzeug benötigte ein Mercedes-Benziner der A-Klasse Baujahr 2013 eine HU-Plakette. Besonders günstig gab‘s die in den Filialen von Pitstop und in zwei Mercedes-Niederlassungen: für 79 Euro. Noch um einen Euro weniger offerierte eine freie Werkstatt in Köln ihre Dienste.
Das Gros der Konkurrenz kassierte zwischen knapp 90 und gut 100 Euro: etwa Vergölst, A.T.U. und TÜV, Dekra und GTÜ. Besonders schwungvoll an der Preisschraube drehte mit rund 117 Euro ein VW-Händler in Essen.
Vergleichbare Preise gab’s zumeist auch beim zweiten Testwagen, einem VW Golf Variant mit Dieselmotor, Baujahr 2005. Das verwundert. Denn beim Gros der PKW ab Baujahr 2006 dokumentiert eine On-Board-Diagnose den Schadstoff-Ausstoß, eine zeitintensivere Messung am Auspuffrohr entfällt. Bei manch altem Schätzchen muss die jedoch noch vorgenommen werden.
Vor allem die offiziellen Prüforganisation ließen sich den Mehraufwand stets bezahlen: Das waren zwischen fünf und elf Euro.
Wichtig zu wissen: Viele Filialbetriebe und Werkstätten bestanden auf Terminvereinbarung. 15 Tage betrug die Wartezeit in der Spitze. Denn vielerorts kommen die Prüfer nur ein- bis zweimal die Woche ins Haus. Motto dabei: morgens bringen, nachmittags abholen.
Anders bei den Prüfstellen: Hier kann man in der Regel das Fahrzeug auch unangemeldet vorfahren – und bei wenig Betrieb oft schon nach unter einer Stunde mit frischer Plakette wieder mitnehmen. So es denn ohne größere Beanstandungen von der Bühne kommt.
Tiefer in die Tasche greifen müssen Autobesitzer, die den Fälligkeitstermin ihrer HU-Plakette überziehen. Ist der Check bereits mehr als zwei Monate überfällig, schauen die Sachverständigen genauer hin, und schlagen dafür 20 Prozent auf die üblichen Gebühren drauf.
Pressemeldung Verbraucherzentrale NRW