Wenn es um gesundheitliche Prävention und Gesundheitsförderung geht, muss die Ärzteschaft strukturell eingebunden werden. Diese Forderung stellte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), Dr. Theodor Windhorst, bei der jüngsten Kammerversammlung der ÄKWL in Münster. „Prävention ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Prävention und Gesundheitsförderung ist aber vor allem ein ärztliches Arbeitsfeld. Wir kümmern uns schon immer darum“, so Windhorst. Adressatin seiner Forderung: die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Ingrid Fischbach, die als Gast in der Kammerversammlung über das im Juli 2015 in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention referierte.
Windhorst erläuterte, dass das Präventionsgesetz die zentrale Rolle der Ärzte, Patienten in Fragen der Prävention und Gesundheitsförderung kompetent zu beraten, weder unterstütze noch stärke. Vielmehr werde die Ärzteschaft durch die Nicht-Einbindung nun eher ausgebremst. „Wir Ärztinnen und Ärzte sehen uns in der täglichen Arbeit am Patienten oft genug als Kümmerer in Sachen Prävention und Gesundheitsförderung. Aber leider sind wir institutionell an entscheidender Stelle, der Nationalen Präventionskonferenz, außen vor.“ Die Mitarbeit im Nationalen Präventionsforum, das die Arbeit und die Entscheidungen der Präventionskonferenz vorbereite, reiche nicht aus. Die Absicht des Präventionsgesetzes sei sicherlich gut, doch warnte der Kammerpräsident davor, die schon bestehenden ärztlichen Präventionsbemühungen außer Kraft zu setzen, weil sie nicht nach dem Präventionsgesetz zertifiziert seien.
Die Parlamentarische Staatssekretärin Fischbach verwies auf die wichtige Rolle von Ärztinnen und Ärzten. „Wir unterstützen mit dem Präventionsgesetz Bürgerinnen und Bürger in allen Lebensbereichen und in jedem Alter, gesund zu leben und Krankheiten zu vermeiden, bevor sie entstehen. Ärztinnen und Ärzten kommt dabei eine ganz entscheidende Rolle zu, denn sie sind häufig die ersten Ansprechpartner für die Patienten in Sachen Gesundheit und können gesundheitliche Risiken am besten erkennen. Aus diesem Grund haben wir die Rolle der Mediziner gestärkt. Künftig können beispielsweise auch Betriebsärzte Patienten zur Gesundheitsförderung beraten, den Impfstatus überprüfen und individuelle Maßnahmen wie Kurse zur Bewegung, Ernährung oder Stressbewältigung empfehlen. Auch im Präventionsforum, das die Nationale Präventionskonferenz beraten wird, spielen die Ärzte eine wichtige Rolle.“
Die Einführung und Umsetzung von Angeboten in Verhaltens- und Verhältnisprävention brauche viel Zeit. „Lassen Sie uns einfach beginnen“, schlug Fischbach vor. Ein Angebot, das die westfälisch-lippische Ärzteschaft annehmen will: „Wir haben ein hohes Interesse an der Gesundheitsprävention“, betonte Ärztekammerpräsident Dr. Windhorst. „Denn Arztpraxen und Krankenhäuser sind die zentralen Schaltstellen, an denen gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten für Prävention gearbeitet wird.“
Pressemeldung Ärtzekammer Westfalen Lippe