Aufgrund eines über längere Zeit nicht identifizierbaren Passagierflugzeuges, das am letzten Freitag unseren Luftraum überflog, mussten die Belegschaften aller 5 norddeutschen AKWs kurzfristig evakuiert werden. Außer Grohnde waren das die noch aktiven AKWs von Lingen und Brokdorf sowie die beiden bereits stillgelegten AKWs Brunsbüttel und Unterweser. In Grohnde mussten aufgrund des Alarms laut einem Bericht der Deister-Weser-Zeitung (Dewezet) über 1.000 Mitarbeiter evakuiert werden, da dort vom 4. März bis zum 7. April die jährliche Revision läuft (umfangreiche Wartungsarbeiten und Brennelementewechsel). Während der Revisionsarbeiten befinden sich laut Auskunft des Betreibers bis zu 1.200 externe Fachkräfte auf dem AKW-Gelände. Dazu kommt dann noch die Stammbelegschaft von ca. 350 Mitarbeitern (Angabe des Betreibers). Insgesamt waren also bis zu ca. 1.500 Personen vom Betriebsgelände zu evakuieren und zu einem Sammelplatz zu bringen. Dieser Vorgang dauerte lt. Dewezet ca. 1 Stunde. Zitat Dewezet: „Eine Evakuierung dieses Ausmaßes aufgrund eines Voralarms hat es in Grohnde noch nicht gegeben.“
 
Hintergrundinfo: Warum auch stillgelegte oder momentan heruntergefahrene AKWs geräumt werden.
Auch wenn ein AKW keinen Strom (mehr) produziert, ist gleichwohl das radioaktive Potenzial der Anlage noch erheblich. So befinden sich noch große Mengen an abgebrannten Brennelementen in den Abklingbecken, die wegen der Nachzerfallswärme ständig gekühlt werden müssen. Außerdem verfügt jedes AKW über ein sogenanntes „Zwischenlager“, wohin die abgebrannten Brennelemente in Castoren aus dem Abklingbecken transportiert werden. Da es nach wie vor kein bundesdeutsches Endlager gibt, wird die Menge der auf dem Betriebsgelände gelagerten Castoren noch bis zum Laufzeitende ständig zunehmen. Weder das Reaktorgebäude und schon gar nicht das Zwischenlager ist gegen den (gezielten) Absturz eines Passagierflugzeuges hinreichend geschützt. Es ist daher davon auszugehen, dass in diesem Fall große Mengen an Radioaktivität in die Umwelt freigesetzt würden. Für die Bevölkerung gibt es in einem solchen Fall keine Vorwarnzeit!
 
Die umfangreichen Evakuierungsmaßnahmen vom Freitag beweisen eindeutig, dass ein solches Bedrohungsszenario von den Behörden inzwischen ernstgenommen wird. Die derzeit laufende Klage gegen die Betriebsgenehmigung des AKW Grohnde hat genau diesen Fall im Fokus, siehe http://www.grohnde-kampagne.de/home/.
 
Die Blomberger Grünen und der „Arbeitskreis Atomausstieg“ werden am 27.04. bei einer Sonderveranstaltung über die Klage näher informieren. Nähere Infos finden sich auf der Homepage www.gruene-blomberg.de.
 
 
Pressemeldung (Büdnis 90/ Die Grünen)