Foto: Stadt Blomberg.

„Von den Bewohnern der „Bahnhofstraße“ wurde in der Vergangenheit wiederholt die Verkehrssituation und auch der Zustand der Fahrbahnoberfläche in der Bahnhofstraße bemängelt. Aus Beobachtungen ist erkennbar, dass die gefahrenen Geschwindigkeiten überhöht sind. Für Radfahrer gibt es in der „Bahnhofstraße“ keine eigenen Anlagen“, ist in einer Vorlage zur Sitzung des „Ausschuss für Bauen und Umwelt“ zu lesen. In den Sommerferien hatten bereits erste Sanierungsmaßnahmen im oberen Teil der Bahnhofstraße erfolgreich stattgefunden, für die Herbstferien ist der untere Teil geplant.

 

Nun sind Umgestaltungsmaßnahmen an den Knotenpunkten „Hausmannstraße“ und „Diekmannstraße“ geplant. Zusätzlich sollen im Straßenverlauf Baumstandorte hergestellt werden, um den Straßenraum vertikal zu gliedern und dadurch das Erscheinungsbild der Straße zu verändern. Unsere Redaktion hat Bürgermeister Christoph Dolle ein paar Fragen dazu gestellt.

 

Herr Dolle, die Maßnahmen wurden den Mitgliedern des Ausschusses vorgestellt. Wie waren die Reaktionen?

Die grundsätzlichen Überlegungen mitsamt den verschiedenen Ausführungsvarianten trafen auf eine große Zustimmung der Ausschussmitglieder, und so fiel auch am Ende das Votum des Ausschusses zur Vorgehensweise einstimmig aus. Natürlich gab es auch Nachfragen, zum Beispiel inwieweit auch eine einfache Geschwindigkeitsbegrenzung durch Verkehrsschilder möglich wäre. Leider wäre eine solche (kostengünstigere) Maßnahme nicht annähernd so wirksam im Hinblick auf die vielen Geschwindigkeitsüberschreitungen wie eine bauliche Maßnahme, und darüber hinaus läge so eine Verkehrsregelung gar nicht in der Kompetenz der Stadtverwaltung.

Die Situation an der Bahnhofstraße beschäftigt die Gremien bereits seit längerer Zeit, es gab schon mehrmals Initiativen aus der Anwohnerschaft und einzelnen Fraktionen mit dem Ziel, verkehrsberuhigende Maßnahmen umzusetzen.

 

Es soll ein Kreisel mit drei Zebrastreifen auf Höhe der Polizei (Bahnhofstraße/ Hausmannstraße) entstehen. Inwiefern verbessert dies die Verkehrssituation?

Die Verwaltung hat verschiedene Umsetzungsvarianten herausgearbeitet und dem Ausschuss vorgestellt. Der Kreisverkehr ist nur eine der vorgestellten Varianten, allerdings tatsächlich nach zahlreichen durchgeführten Studien und nach dem aktuellen Stand der Verkehrsforschung auch die Maßnahme mit der aus Anwohnersicht weitestmöglichen Veränderung des Verkehrsverhaltens. Fußgängerüberwege sind im innerstädtischen Bereich ein Standardelement im Rahmen von verkehrsberuhigenden baulichen Maßnahmen.

 

Ist es denn sinnvoll die Sanierungsmaßnahmen in den Herbstferien noch durchzuführen? Die möglichen Umbaumaßnahmen stehen als Argument doch klar dagegen, oder?

Hier liegt ein Missverständnis vor: In den Herbstferien sollen kurzfristig nur die Maßnahmen durchgeführt werden, für die keine bauliche Umgestaltung des Straßenraumes vorgesehen ist. Der größere Rest steht erst nach durchgeführter Bürgerbeteiligung und einer abschließenden politischen Beratung in den Gremien zur Umsetzung an.

 

Wie viele Radfahrer nutzen die Bahnhofstraße? Wie viele Autofahrer diese Straße als Abkürzung?

Konkrete Zahlen zu Radfahrern speziell an der Bahnhofstraße liegen im Bestand nicht vor. Die Stadtverwaltung arbeitet seit einiger Zeit aber ganz umfassend an einer grundlegenden Radwegenetzplanung. Grundsätzlich ist aber Radfahrplanung immer im Wesentlichen auch eine Angebotsplanung. Ein sehr aktuelles und sehr positives Beispiel ist auch der Bürgerradweg Hagendonop. Während die Wegeverbindung in der Vergangenheit aufgrund der Gefährlichkeit kaum genutzt wurde, gehen nach Fertigstellung des ersten Teilabschnitts des Bürgerradwegs die Nutzerzahlen förmlich durch die Decke.

 

Unfälle hat es an der Stelle des Kreisels bislang noch nicht gegeben. So weit muss es natürlich auch nicht erst kommen. Dennoch stellt sich die Frage ob eine einfache Geschwindigkeitsbegrenzung nicht ausreichen würde.

Wie oben dargestellt, spricht die Verkehrsforschung vom Leitbild der selbsterklärenden Straße. Ein einsames Schild mit einer Geschwindigkeitsreduzierung auf einem ca.7 m breiten, völlig freien Highway entfaltet kaum selbstdisziplinierende Wirkung auf die Verkehrsteilnehmer. Im Interesse von Anwohnern und Fußgängern haben bauliche Maßnahmen, optische Einschränkungen des Verkehrsraumes und das erzwungene Reduzieren der Geschwindigkeit eine erheblich größere Wirksamkeit und Sicherheit. Die Forschungsergebnisse und Studien zeigen, dass reine Schilderregelungen bei breiten Straßen als nicht für sich allein funktionieren. Aber um es auch ganz klar festzuhalten. Selbst wenn das eine Wirkung hätte, dürfte die Stadt Blomberg keine Geschwindigkeitsreduzierung regeln, da sie gar nicht die zuständige Verkehrsanordnungsbehörde ist.

 

An der Sitzungsvorlage ist zu erkennen, dass die Maßnahme so gut wie sicher umgesetzt wird. Warum also noch die Bürger befragen?

Eine Initiative zahlreicher Bürgerinnen und Bürger, Anwohnerinnen und Anwohner hat dokumentiert und deutlich gemacht, wie kritisch die aktuelle Situation an der Bahnhofstrasse gesehen wird und wie groß der Wunsch nach aktiver Verkehrsberuhigung dort ist. Ähnlich wie an vielen anderen -insbesondere innerstädtischen- Verkehrsknotenpunkten kommt die Verwaltung dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach und schafft aktiv Verkehrssicherheit. Wir haben bereits am Hamburger Berg, in Herrentrup, am Flachsmarkt, am Ostring und an der Walkenmühle hervorragende Erfahrungen mit dem Instrument der Bürgerbeteiligung gemacht, indem wir vor einer endgültigen Beschlussfassung in den städtischen Gremien die Anwohner konsultieren und ziehen auch regelmäßig wertvolle Hinweise und Ideen aus diesen Beteiligungen. Gleichzeitig fördert diese Transparenz gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern auch die Akzeptanz für die letztendlichen Lösungen.

 

Noch ist hier „nichts in Stein gemeißelt“, die Pläne der „Röver Ingenieurgesellschaft mbH“ wurden bislang lediglich zur Kenntnisnahme vorgelegt. Der Verwaltung ist auch die Meinung der Anwohner wichtig, daher sollen die möglichen Varianten in einer Informationsveranstaltung am Mittwoch, 16.10.2024 um 18.30 Uhr (vermutlich in der Schiesshalle, die Einladungen an die Anwohner gehen 14 Tage vorher raus) vorgestellt werden. In der letzten Sitzung des Jahres soll dann abschließend über die Umgestaltungen der „Bahnhofstraße“ in dem Gremium beraten und beschlossen werden.

 

Fazit: Die Stadtverwaltung handelt hier in jedem Fall bevor sich schlimme Geschehnisse ereignen und nimmt die Bürger aktiv mit ins Boot.