Vereinzelte Jungvögel sind selten auch verwaist
Juni 7, 2017
Die meisten sind schon längst geschlüpft, jetzt müssen sie den Weg aus dem Nest schaffen: Bei vielen Vögeln in Lippe findet zurzeit die Jungenaufzucht statt. Aufmerksame Spaziergänger entdecken dann auch hin und wieder einen oft unbeholfen wirkenden Jungvogel auf der Erde, tief im Baum oder im Gebüsch sitzend. „Aktuell erhalten wir wieder häufiger Anrufe von besorgten Bürgern, die scheinbar hilflose Jungvögel oder Tierkinder beobachtet haben“, sagt Bernd Mühlenmeier von der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe. Er rät, solche Tiere auf keinen Fall sofort aufzunehmen, sondern sie an Ort und Stelle zu belassen, denn oft trüge der Schein: Viele Jungvögel verlassen ihr Nest, bevor das Gefieder vollständig ausgebildet ist, stehen aber durch Rufe noch mit ihren Eltern in Verbindung und werden weiterhin gefüttert. Oft verteilen sich die Vogeljungen auch an mehreren Stellen im Garten oder in einer Hecke, was dem natürlichen Schutz dient – denn dann können nur einzelne Tiere von natürlichen Feinden entdeckt werden, der Rest der Brut bleibt zunächst unentdeckt und in Sicherheit.
Ob ein Vogeljunges verwaist ist, erkennt man meistens schnell, wenn man sich weit genug entfernt und die Lage beobachtet. In der Regel sieht man dann nach einer Weile die Eltern, wie sie das Junge aufsuchen und füttern. Nur, wenn die Jungvögel an einem gefährlichen Ort sitzen – beispielsweise auf der Straße – sollte man sie an einen geschützten Ort bringen. Nackte Jungvögel sollten in das Nest zurückgesetzt werden, auch hier hilft oft ein Beobachten aus der Entfernung, um das Nest zu entdecken. „Im Gegensatz zu einigen Säugetierarten stören sich Vögel auch nicht am menschlichen Geruch“, weiß Mühlenmeier. Nach Hause nehmen darf man die Jungvögel nur vorübergehend und nur dann, wenn sie verletzt oder krank und somit tatsächlich hilflos sind – das schreibt das Bundesnaturschutzgesetz vor. „Denn selbst bei fachgerechter Versorgung haben Jungvögel, die mit nach Hause genommen werden, deutlich schlechtere Überlebenschancen als in der freien Natur“, erklärt der Kreismitarbeiter.
BUZ: Meistens kein Grund zur Sorge: Scheinbar allein gelassene Jungvögel, wie hier vom Buchfinken, stehen oft durch Rufe mit ihren Eltern in Kontakt und werden weiterhin versorgt.
Pressemeldung Kreis Lippe