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Im vergangen Jahr erregte der Detmolder Auschwitz-Prozess bundesweit hohe Aufmerksamkeit. Mit dem Prozess und seiner Bedeutung für jüdische Überlebende sowie für die deutsche Justiz beschäftigt sich der Vortrag „Der Auschwitz-Prozess in Detmold“ von Rechtsanwalt Thomas Walther am Dienstag, 14. Februar, um 19:30 Uhr in der Alten Aula im Leopoldinum, Hornsche Straße 48.
 
Thomas Walther (geb. 1943 in Erfurt) war seit 1975 Richter und Staatsanwalt in Memmingen, Kempten, Sonthofen und Lindau. 2006 wechselte er zur Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg, wo er maßgeblich zu der Anklage gegen John Demjanjuk beigetragen hatte. Seit seiner Pensionierung und Beendigung des Einsatzes in Ludwigsburg setzt er seit 2009 als Anwalt der Überlebenden des Holocaust und Angehörigen der Opfer sowie mit Recherchen zu möglichen Zeugen der Verbrechen seinen Einsatz für die Bestrafung noch lebender NS-Täter fort. In den Prozessen gegen die früheren SS-Männer Oskar Gröning am Landgericht Lüneburg 2015 und Reinhold Hanning 2016 in Detmold vertrat er jeweils mehr als 30 Nebenkläger aus USA, Kanada, Israel, Ungarn, Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Derzeit ist er mit Recherchen zu Zeugen und Nebenklägern in den Ermittlungen gegen ehemalige SS-Angehörige zum Massenmord im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig ab Sommer 1944 bis Mai 1945 befasst.
 
Viele Jahre lang konnten die Verbrechen, die in Konzentrationslagern an den Häftlingen verübt wurden, nur dann strafrechtlich verfolgt werden, wenn eine unmittelbare Tatbeteiligung nachgewiesen werden konnte. Die Wende kam erst 2011mit dem Fall Demjanjuk, der schuldig gesprochen wurde, weil es nun ausreichte, nachweislich Teil der Mordmaschinerie gewesen zu sein. Der Detmolder Prozess belegt eindeutig, wie wichtig es ist, diese Verbrechen zu verfolgen. Zweifel am Verfahren beantwortete die vorsitzende Richterin Anke Grudda: „Dieser Prozess ist das Mindeste, was eine Gesellschaft tun kann, um den unzähligen Opfern des Holocaust zumindest ein klein wenig Gerechtigkeit zu verschaffen.“
 
Veranstaltet wird der Vortrag von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe e.V. und der Stadt Detmold im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum 27. Januar. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe und das vollständige Programm finden sich im Internet unter www.detmold.de.