Keine Erschöpfung der Willkommenskultur und weiterhin eine große Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement in der Flüchtlingsarbeit – das sind Eindrücke, die Landessuperintendent Dietmar Arends und Superintendent Dieter Bökmeier, Flüchtlingsbeauftragter der Lippischen Landeskirche, von ihren Besuchen in verschiedenen Einrichtungen der Flüchtlingsarbeit im Kreis Lippe gewonnen haben.
Unter anderem waren sie zu Gast in Detmold in der Kita der Erstaufnahmeeinrichtung Adenauerstraße (Träger: ASB), im Ortsteil Remmighausen im Café Miteinander (Träger: u.a. ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-Ost), in Blomberg bei der Unterstützergruppe in einem Wohnheim für Asylbewerber der AWO (Träger: u.a. ev.-ref. Kirchengemeinde Blomberg) und in Kalletal-Lüdenhausen in der Kleiderkammer der ev.-ref. Kirchengemeinde Lüdenhausen.
„Es ist überwältigend zu sehen, wie viele Menschen sich engagieren und wie viele in diesem Engagement immer noch neu hinzukommen“, so Dietmar Arends: „Ich habe bei den Besuchen auch wahrgenommen, dass die Ehrenamtlichen gut einschätzen können, was notwendig ist und dies dann gemeinsam organisieren.“ Das reiche von Sprachkursen über die Betreuung von Kindern, abendliche Spiel- und Gesprächsabende bis hin zur Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen. „Es sind Menschen aus allen Berufs- und Altersgruppen, die sich hier einbringen. Männer ebenso wie Frauen, Jugendliche, Menschen, die im Berufsleben stehen, Seniorinnen und Senioren.“ Sie ließen sich auch nicht entmutigen, wenn sie mit Problemen unter Menschen in Flüchtlingsunterkünften oder in Familien konfrontiert würden. Hieraus ergebe sich allerdings ein Aufgabenfeld für Kirche: „Was wir verstärkt bereitstellen müssen, sind Angebote, um die Ehrenamtlichen zu unterstützen – ich denke hier an Fortbildungen und fachliche Begleitung durch hauptamtliche Ansprechpartner. Ich erlebe im Übrigen auch die hauptamtlich Mitarbeitenden in der Flüchtlingsarbeit als ausgesprochen engagiert.“ Die Bereitschaft bei Ehren- und Hauptamtlichen, zu helfen und nachhaltige Kontakte mit Geflüchteten zu knüpfen, sei groß. Dieter Bökemeier: „Die aktuellen Gesetzesverschärfungen suggerieren eine Erschöpfung der Willkommenskultur. Dies erleben wir in Lippe so nicht.“
Wichtig sei, dass es einen nachhaltigen Integrationsplan für geflüchtete Menschen über die ersten Schritte hinaus gebe. Dabei spielten Sprachkurse eine besonders wichtige Rolle, so Landessuperintendent Arends: „Sie schaffen die Grundlagen, um sich dauerhaft in Deutschland zurechtzufinden. Über den Kontakt, der sich über Sprachkurse und Kommunikation ergibt, werden auch kulturelle Unterschiede wahrgenommen und es kann daran gearbeitet werden – zum Beispiel wenn es um das unterschiedliche Rollenverständnis von Mann und Frau geht.“
Als bewegend habe er die Begegnungen mit den Geflüchteten selbst wahrgenommen: „Ihre Geschichten und ihre gegenwärtige Situation, ihr Wille in Deutschland anzukommen, lassen keinen Zweifel an der Bedeutung des Engagements für Geflüchtete aufkommen.“ Deutlich sei aber auch geworden, dass die aktuelle Abschottungspolitik den Geflüchteten größte Sorgen bereitet: „Viele Männer bangen um den Nachzug ihrer Familien“.