Die Ausbildung von Medizinstudenten in Ostwestfalen-Lippe in Zusammenarbeit mit der Bochumer Ruhr-Universität als Dependancelösung soll nach Minden-Lübbecke und Herford vergeben werden. Die Kliniken in Bielefeld gehen leer aus. Diese autonome Entscheidung der Medizinischen Fakultät der Bochumer Universität löst bei dem Präsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), Dr. Theodor Windhorst, eine zwiespältige Bewertung aus. Windhorst, der sich in der Vergangenheit intensiv für die Dependancelösung an der Universität Bielefeld eingesetzt hat, erklärt: „Es ist zu begrüßen, dass es zukünftig die Kooperation zwischen Bochum und OWL geben wird. Ein ärztlicher Ausbildungsstandort ist für die Region wichtig. Aber die Entscheidung für Minden scheint nur die zweibeste Lösung zu sein, da die zukünftig unterversorgten Regionen in OWL nur indirekt profitieren.“
Im Raum Bielefeld und der Region OWL gebe es bereits unterversorgte Bereiche. Hier sei die frühe regionale Integration von Nachwuchsmedizinern ganz besonders wichtig. Mediziner blieben nach ihrem Studium in der Regel in dem Umkreis von 80 Kilometern ihres Studienortes. „Aus der Region – für die Region“ sei das Motto, so der Kammerpräsident. Dieser „Klebeeffekt“ werde nun den grenznahen ländlichen Strukturen Niedersachsens und eher nicht der westfälisch-lippischen Region zugutekommen, befürchtet Windhorst.
Es sei schade, so Windhorst weiter, dass das Konzept der Zusammenarbeit zwischen Bochum und Bielefeld „aus finanziellen Aspekten geopfert wurde“. Die Medizinische Fakultät Bochum erhalte die geringsten Landesmittel und habe den finanziellen Anforderungen der Bewerbergemeinschaft Bielefeld nicht entgegenkommen können. Das wissenschaftliche Konzept und die Forschungsfinanzierung habe man für Bielefeld nicht stemmen können. „Das scheint mit ein Grund zu sein, dass Minden den Zuschlag bekommen hat.“
Als weiteren Grund sieht der ÄKWL-Präsident Befürchtungen der Ruhr-Universität Bochum, die Dependancelösung könne eine „Steigbügelhalterfunktion“ für eine eigene
Medizinische Fakultät an der Universität in Bielefeld haben. Es sei „wohl eine der Urängste in Bochum, eine eigene Konkurrenz zu fördern.“ Windhorst abschließend: „Aber sind wir erstmal froh, dass wir in OWL eine zusätzliche Zahl von Medizinstudenten bekommen. Das ist eine wichtige Möglichkeit, durch neue Konzepte zukünftig eine gute Patientenversorgung gewährleisten zu können.“
Pressemeldung Ärztekammer Westfalen-Lippe
Windhorst: Entscheidung ist „zweitbeste Lösung“
Februar 17, 2015