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Die Blindschleiche ist „Reptil des Jahres 2017“
Sie sieht auf den ersten Blick wie eine Schlange aus, ist aber gar keine: Die Blindschleiche ist genau genommen eine Echse und gehört zur kleinen Familie der Schleichen. Das Reptil mit dem wissenschaftlichen Namen „Anguis fragilis“ – „zerbrechliche Schlange“, was auf ihre Fähigkeit verweist, bei Gefahr den Schwanz abzuwerfen – steht unter Artenschutz und darf daher weder gefangen noch verletzt werden. Vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) wurde sie jetzt zum „Reptil des Jahres 2017“ gewählt. Deshalb rufen Jürgen Braunsdorf, Stabsstelle für Biodiversität beim Kreis Lippe, und Ewald Thies vom Ortsverband NABU Lippe dazu auf, Fundorte von Blindschleichen mitzuteilen.
 
Ein solches sogenanntes „Citizen-Science-Projekt“ fand auch im vergangenen Jahr statt, als der Feuersalamander „Amphibie des Jahres 2016“ war. Bei solchen Projekten werden die Bürger selbst zu Forschern und helfen den Fachbehörden und Wissenschaftlern dabei, wichtige Daten zu erheben und zur Auswertung zu übermitteln. Mit dieser Vorgehensweise konnte im vergangenen Jahr erstmals ein genaueres Verbreitungsmuster des Feuersalamanders in Lippe festgehalten sowie ein konkretes Schutzprojekt in Detmold ins Leben gerufen werden. Einen solchen Erfolg erhoffen sich die Initiatoren nun auch in Hinblick auf die Blindschleiche, denn die genauen Vorkommen und Verbreitungsgebiete dieses Reptils sind in Lippe nahezu unbekannt. Die Eingrenzung ist auch deshalb so schwierig, weil die möglichen Lebensräume der Blindschleiche ein breites Spektrum abdecken: „Sie gilt als die flexibelste heimische Reptilienart, die von der Küste bis in die Alpen neben Wäldern auch die Kulturlandschaft bis hinein in Siedlungen nutzt“, erläutert Jürgen Braunsdorf. Erforderlich seien im Wesentlichen nur offene, zeitweise besonnte Bereiche mit deckungsreicher Bodenvegetation. Außerdem ist auch für die Blindschleiche ein vielfältig gegliederter Lebensraum entscheidend, der viele Kleinstrukturen bietet – dazu zählen unter anderem liegendes Totholz, Rindenstücke, Baumstümpfe und Steinhaufen mit teils überhängender Vegetation aus Büschen oder Hecken. Dort suchen sie nach Nahrung, die aus Nacktschnecken und Regenwürmern sowie vielen Insekten besteht. „Haben wir Blindschleichen bei uns im Garten, beispielsweise im warmen Komposthaufen, können wir uns freuen, denn auch große Nacktschnecken werden in einem mitunter dreiviertelstündigen ‚Kampf‘ verschlungen“, weiß Ewald Thies über die harmlosen Kriechtiere.
 
Meldungen über die Vorkommen von Blindschleichen und Feuersalamandern nehmen Jürgen Braunsdorf unter j.braunsdorf@kreis-lippe.de oder Ewald Thies unter ewaldthies@gmx.de entgegen. Es wird darum gebeten, möglichst auch ein Foto zu liefern, um Verwechslungen zu vermeiden und die Tierart sicher zuordnen zu können. Fotos werden am besten direkt über www.service.kreis-lippe.de/kontakt hochgeladen.
 
BUZ: Eine erste Begegnung mit einer Blindschleiche bei Detmold. Die Tiere sollten nur von erfahrenen Reptilien-Fachleuten berührt werden, sonst werfen sie den Schwanz ab. (Foto: J. Braunsdorf)