Im Rahmen einer Feierstunde ehrte die Stadt Blomberg am gestrigen Sonntag Ausnahmetalent Linda Stahl im Blomberger Rathaus. Die gebürtige Blombergerin wurde am 2. Oktober 1985 in Steinheim geboren und landete über die LG Lippe Süd letztlich beim TSV Bayer 04 Leverkusen, für den sie, ebenso wie im Nationaltrikot, zahlreiche Wettbewerbe im Speerwurf erfolgreich bestreiten konnte. Neben einigen Wegbegleitern aus den letzten Jahren, waren natürlich wie immer auch die Eltern der Sportlerin anwesend. Gastgeber Bürgermeister Klaus Geise durfte zudem Landrat Dr. Axel Lehmann und den Präsidenten des Kreissportbundes Wilfried Starke begrüßen.
„Ich freue mich sehr, dass wir diesen besonderen Anlass hier im historischen Rathaussaal gemeinsam genießen dürfen. Ich freue mich an diesem Sonntag arbeiten zu dürfen wenngleich ich es nicht als Arbeit bezeichnen würde. Durch die vergangenen Jahre sind wir natürlich verwöhnt worden und dennoch: Auch ein 11. Platz bei Olympia ist aller Ehren wert. Mit Blick auf die übrigen Leistungen des Jahres dürfen wir definitiv von einer sehr starken Saisonleistung sprechen. Aber auch über das sportliche hinaus hast Du – und wirst Du auch weiterhin, da bin ich ganz sicher – viele Leistungen vollbracht. Du hältst noch immer Kontakt zu Deiner Heimatstadt und bist Vorbild für viel Nachwuchstalent. So ist es die Summe aller Deiner Leistungen und Deiner Treue, die mir allen Respekt abnötigen. Die Ehrennadel der Stadt Blomberg hast Du bereits erhalten, diese kann ich nicht erneut überreichen, dafür wird es heute aber der fünfte Eintrag im goldenen Buch der Stadt Blomberg für Dich sein“, erklärte Geise in Richtung Linda Stahl.
Linda Stahl bedankte sich bei allen Anwesenden und nahm Bezug die Teilstrecken Ihres Weges, den sie mit einigen gegangen war. Linda scherzte zudem: „Mir ist vorhin, durch die Ehrung des TV Blomberg im Stadion für meine 25-jährige Mitgliedschaft bewusst geworden, dass ich alt geworden bin. Ich wusste, dass das Sportlerlotterleben auch mal zu Ende sein würde und habe mit meinem Chef im Klinikum vereinbart, dass ich dort ab 2016 in Vollzeit als Ärztin arbeiten werde. Ab Mai habe ich mich dann freistellen lassen und mich mit meiner Saisonbestleistung in Amsterdam direkt nach Rio katapultiert. Ich wusste, dass es meine letzte Saison werden würde und bei drei Plätzen für vier Personen war meine Freude natürlich groß, dass letzte Ziel (Rio) auch erreicht zu haben. In Rio hat mein Körper mir dann auch gesagt, dass es der richtige Zeitpunkt zum Aufhören war.“ Bescheiden erklärte sie abschließend: „Es ist die letzten Jahre ganz gut gelaufen.“
Auch Landrat Dr. Axel Lehmann ließ es sich nicht nehmen ein paar Worte über Linda zu verlieren und sagte abschließend: „Du bist ein Aushängeschild für Lippe, darauf bin ich als Landrat sehr stolz. Du bist und bleibst Lipperin, dass unterstreichst Du immer wieder auch durch Deine Präsenz hier vor Ort. Irgendwann ist jedoch auch der Zeitpunkt für die Beendigung einer Karriere gekommen und ich wünsche Dir von Herzen alles Gute für Deine Zukunft.“ Das nächste Treffen von Lehmann und Stahl ist bereits angedacht, wollen die beiden doch gemeinsam das für dieses Jahr noch ausstehende Sportabzeichen ablegen. Dr. Lehmann ist nach eigener Aussage schon gespannt auf den Ausgang, gerade für sich selbst.
Wilfried Starke, der gerade erst, wie auch einige andere, vom Sommermeeting aus dem Blomberger Stadion gekommen war: „Wir kommen immer gerne hierher wenn es gilt Linda zu ehren. Das haben wir heute bereits in dem Stadion getan, in dem alles begonnen hatte. Ich habe mir einen Spickzettel gemacht, weil man sich das was Du alles geleistet hast sonst gar nicht merken kann.“ Starke zählte nun anhand des Spickzettels, einem großen Banner, einige Leistungen des Ausnahmetalents auf, bevor er seine Ausführungen schloss mit: „Linda ist Vorbild in vielen Bereichen des Lebens und nicht nur im sportlichen Bereich.“
Bevor es dann zur Eintragung ins Goldene Buch der Stadt Blomberg kommen sollte wollte Bürgermeister Geise noch wissen ob eine Beendigung von 100 auf 0 überhaupt möglich sei. Stahl erkläre: „Nein, das ist es nicht, zudem habe ich ja auch noch immer Lust auf Sport. Ich habe von meinem Trainer einen Plan zum Abtrainieren bekommen und muss natürlich auch etwas für mein Herz- Kreislaufsystem tun. Dieser Prozess ist wichtig und darf auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden.“
Ob der fünfte Eintrag dann auch der letzte sein wird? Wir trauen Linda definitiv einen weiteren zu – in welchem Bereich bleibt dann wohl abzuwarten. Bürgermeister Klaus Geise hatte eingangs die Süddeutsche Zeitung zitiert, die wiederum Linda mit „Ich klopfe nicht so große Sprüche“ zitierte. Folglich fiel der eigene Blick in Richtung Zukunft ebenfalls bescheiden aus. Linda Stahl sieht sich in ihrem künftigen täglichen Tun vorerst in der Human-Medizin, ein Amt als Trainerin scheint zunächst nicht infrage zu kommen: „Wenn ich andere Sportler im Speerwurf trainieren würde, dann würde ich vermutlich versuchen diesem meinen Weg aufzudrücken. Jeder Athlet ist aber anders und muss auch seinen eigenen Weg finden.“
In jedem Fall war es für Linda und die Weggefährten ein würdevoller Rahmen für eine Verabschiedung aus dem Profisport. Unsere Redaktion freut sich darüber Linda auf einem Teil ihres Weges begleitet haben zu dürfen und wünscht für die Zukunft nur das Beste.
Ein kleiner Rückblick:
Auf nationaler Ebene konnte sie sich seit 2006 immer in die Bestenliste eintragen, hatte es 2012 bei den Deutschen Meisterschaften „nur“ für Platz 2 gereicht, so setzte sie sich in den beiden Folgejahren 2013 und 2014 durch und sicherte sich in zwei aufeinander folgenden Jahren den Titel Deutsche Meisterin. Bei Internationalen Meisterschaften landete sie 2007 bei der WM in Osake/ Japan auf Platz acht und verbesserte sich 2009 bei der WM in Berlin auf Platz 6. Im Jahr 2010 wurde sie Europameisterin, Olympia-Dritte 2012 in London sowie EM-Dritte 2012 in Helsinki. In Moskau reichte es 2013 zum 4. Platz bei der WM, in Zürich 2014 sogar zum dritten Platz bei der Europameisterschaft. Die persönliche Bestleistung von 67,32m kann sich wohl mehr als sehen lassen, zu Recht wird sie auf der Seite ihres Vereins in der Rubrik „Top-Stars“ geführt.
Stahl ist seit 2012 Mitglied der Bundesversammlung und seit 2013 ehrenamtliche Vizepräsidentin des Kreissportbundes Lippe. Den „Felix Award“ als „Sportlerin des Jahres von NRW“ durfte sie 2010 entgegennehmen und auch in Blomberg wurde sie 2015 mit dem Mietzner-Förderpreis der Heinrich-Fritzemeier-Stiftung bedacht. Auch abseits der Wettkampfarenen dieser Welt beschritt Linda ihren Weg. Im Frühjahr 2006 begann sie mit dem Studium der Humanmedizin. Nach bestandenem Physikum an der Universität in Münster wechselte Stahl zum Wintersemester 2008 an die Universität zu Köln. Im Klinikum Leverkusen absolvierte sie 2013 ihr Praktisches Jahr und bestand ein Jahr später das letzte Staatsexamen, wodurch sie ihre Approbation als Ärztin erhielt.