Präsentierten den aktuellen Konjunkturlagebericht: IHK-Präsident Volker Steinbach (r.) mit Hauptgeschäftsführer Axel Martens und Geschäftsführerin Maria Klaas | Foto: IHK Lippe

Erholt sich die lippische Konjunktur? Das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK) lässt darauf hoffen. „Ob die Eintrübung der Konjunktur gestoppt ist, werden die nächsten Monate zeigen. Zur Jahreswende hat sich die Stimmung zwar weiter verschlechtert, aber der Blick in die Zukunft stimmt wieder hoffnungsvoll“, kommentiert Volker Steinbach, Präsident der IHK, die aktuelle Einschätzung. Der Konjunkturklimaindikator legte 2,9 Punkte zu und liegt nun bei 106,1 Punkten.

 

Nach zahlreichen Herausforderungen und einem schwierigen konjunkturellen Umfeld hat sich die Stimmung zur Jahreswende weiter eingetrübt. Nur noch bei 28,2 Prozent der antwortenden Unternehmen laufen die Geschäfte gut. Im Sommer 2019 meldeten dies noch 34,7 Prozent. Mittlerweile bewertet ein Sechstel (Sommer ein Achtel) die aktuelle Geschäftslage als schlecht. Eine ähnlich ungünstige Lagebeurteilung gab es zuletzt im Frühjahr 2013.

 

Erste Anzeichen deuten aber darauf hin, dass es in diesem Jahr wieder aufwärts gehen könnte. Trotz des vorsichtigen Optimismus bleiben die (alten) Unsicherheiten: internationale Handelskonflikte, der mehrfach verschobene Brexit, zu viel Bürokratie. Und es kommen neue Unwägbarkeiten hinzu wie die aktuelle Eskalation im Nahen Osten.

 

Knapp ein Viertel der lippischen Unternehmen ist zuversichtlich, dass sich die Geschäfte positiv entwickeln. Dieser Anteil hat sich im Vergleich zur Sommerumfrage des letzten Jahres verdoppelt. Die Auftragslage ist gut. Das erste Quartal ist bei einigen Unternehmen bereits ausgelastet. Vertriebsgebiete konnten ausgeweitet und Neukunden mit erheblichem Wachstumspotenzial gewonnen werden. Außerdem haben sich neue Produkte nach und nach am Markt durchgesetzt. Weitere Produktinnovationen und neue Projekte lassen auf ein Umsatzplus hoffen.

 

Die Anzahl der Unternehmen, die eine Verschlechterung der Konjunktur befürchten, ist um sechs Prozentpunkte auf 22 Prozent zurückgegangen. Die Industrie informiert wieder über positive Geschäftserwartungen. Im Bau und im Handel trüben sich die Geschäftsperspektiven allerdings zum Teil weiter ein.

 

Im abgelaufenen Jahr waren die Investitionsausgaben der heimischen Unternehmen weit höher als erwartet. Für dieses Jahr planen mehr als ein Viertel der Antwortenden zusätzliche Investitionen. Im Mittelpunkt steht unverändert der Ersatzbedarf, gefolgt von Rationalisierung und Kapazitätsausweitung. Durch Rationalisierung und Automatisierung soll an der Kostenschraube gedreht werden. Bei gut einem Fünftel sinkt die Investitionsneigung.

 

Die Beschäftigungsdynamik ist ungebrochen und die Planungen deuten darauf hin, dass die Mehrheit den Mitarbeiterstab konstant halten wird. Ein Sechstel plant Neueinstellungen – sofern sie zusätzliches Personal finden. Der Fachkräftemangel bremst bei fast jedem zweiten Betrieb die wirtschaftliche Entwicklung. Ein Viertel der Antwortenden denkt an Personalabbau.

 

Die lippischen Unternehmen klagen zunehmend über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der IHK-Präsident fordert daher die Politik auf, die Rahmenbedingungen umgehend zu verbessern: Steuerbelastungen müssen gesenkt und bürokratische Hürden endlich abgebaut werden, damit die Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben. Als aktuelles Beispiel für unsinnige Vorschriften nennt Steinbach die ab Januar dieses Jahres eingeführte „Bon-Pflicht“. „Damit will der Fiskus verhindern, dass Steuern hinterzogen werden – was aber ohnehin mit modernen Kassensystemen ausgeschlossen ist“; stellt der IHK Präsident fest. „Wir wollen eine Wende in der Klimapolitik, stattdessen produzieren wir umweltschädliche Papierberge, da Thermopapier mit Chemikalien belastet ist“, ergänzt Steinbach.

 

An der aktuellen Konjunkturumfrage beteiligen sich 188 Unternehmen mit mehr als 20.000 Beschäftigten in Lippe. Sie gehören zu den Bereichen Industrie, Bau, Handel, Dienstleistung und Kreditgewerbe.