Der Wirtschaft in Lippe steht ein gutes Jahr 2016 bevor. Die heimischen Unternehmen äußerten sich in der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Lippe Detmold (IHK Lippe) mehrheitlich optimistisch. Der Konjunkturklimaindikator ist um fast fünf Prozentpunkte auf 125,6 Punkte gestiegen. Höher war er zuletzt im Frühjahr 2014. „Die lippischen Unternehmen erobern mit neuen Produkten sowohl im Inland als auch im Ausland neue Märkte“, freut sich Ernst-Michael Hasse, Präsident der IHK. Produkte aus Lippe überzeugen durch Qualität und Innovation. Die lippischen Unternehmen wollen sich verstärkt mit der Umsetzung von Industrie 4.0 und der Digitalisierung beschäftigen.
Die lippischen Unternehmen setzen darauf, dass die Konjunktur im Euroraum stabil bleibt. Die Exporteure hoffen, dass ein schwacher Euro zu starkem Wachstum der Exporte insbesondere in die USA führen könnte. Allerdings sehen sie das Risiko einer Abschwächung aufgrund des Konjunkturverlaufes in China. Kritisch schaut die heimische Wirtschaft auch auf die politische Entwicklung in Russland und in den Krisenherden Syrien und Ukraine.
„Auch könnte der ins Bodenlose fallende Ölpreis nachdem er über viele Monate eine Konjunkturstütze war zu einem Konjunkturrisiko werden, wenn die großen Schwellenländer wie Brasilien, Indonesien und Russland dadurch noch stärker unter Druck geraten“, befürchtet Hasse. Zusätzlich komme das Risiko der Fracking-Industrie in den USA hinzu. Das könnte die Exportchancen der deutschen und damit auch der lippischen Industrie beeinträchtigen, merkt Hasse kritisch an.
Im Inland stellt die Entwicklung der Kosten eine große Herausforderung dar. Die Erhöhung der Arbeitskosten sowie der Anstieg der Steuer- und Abgabenlasten sind durch Einsparmaßnahmen allein nicht zu kompensieren. Außerdem sehen sich die Unternehmen mit einer überbordenden Bürokratie konfrontiert. Stichworte sind hier die diskutierten Verschärfungen bei der Zeitarbeit und den Werkverträgen.
Zur Jahreswende beurteilen 46 Prozent der lippischen Unternehmen die aktuelle Geschäftslage mit „gut“. Jedes zweite Unternehmen ist zufrieden. Nur wenige der Antwortenden geben eine schlechte Bewertung ab. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Die Kapazitätsauslastung liegt auf hohem Niveau. Die Umsätze haben sich im abgelaufenen Jahr besser als erwartet entwickelt. Der gute Geschäftsverlauf spiegelte sich jedoch nicht in den Erträgen wider. Die Margen blieben angesichts hoher Kosten unter Druck.
In der Sommerumfrage wurden die Zukunftsaussichten eher zurückhaltend beurteilt. Zur Jahreswende hellen sich die Prognosen wieder auf: Fast jedes vierte Unternehmen blickt zuversichtlich auf 2016. Ein Achtel bleibt skeptisch.
Die gestiegene Kapazitätsauslastung und der gute Konjunkturverlauf haben im vergangenen Jahr dazu geführt, dass die heimische Wirtschaft mehr als geplant investiert hat. Auch für das laufende Jahr wurden die Investitionsbudgets erneut ausgeweitet. Die Investitionsneigung ist überdurchschnittlich. Der Anteil derjenigen, die 2016 mehr investieren wollen, war in den letzten 15 Jahren noch nie so hoch.
Der Arbeitsmarkt profitierte von dieser Entwicklung. Fast ein Drittel der lippischen Unternehmen hat in 2015 zusätzliches Personal eingestellt. Ein Fünftel musste den Mitarbeiterstab verkleinern. Für die Zukunft plant die Mehrheit, die Arbeitsplätze auf hohem Niveau konstant zu halten. Bei einem Sechstel wird es zu Neueinstellungen kommen; dabei sind die größten Impulse vom Dienstleistungsgewerbe zu erwarten. Ein Achtel will mit weniger Beschäftigten auskommen.
An der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage beteiligten sich mehr als 160 Unternehmen mit rund 19.000 Beschäftigten in Lippe. Diese Unternehmen kommen aus den Branchen Industrie, Handel, Dienstleistung, Bau und Kreditgewerbe.
Bildunterschrift: Stellten den Konjunkturlagebericht vor: Ernst-Michael Hasse, IHK-Präsident (l.), Axel Martens, IHK-Hauptgeschäftsführer, Maria Klaas, IHK-Geschäftsführerin Foto: IHK Lippe
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