20 Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit: Bjarki Mar Elísson springt ab, schaut auf den gegnerischen Torhüter und trifft. Es war bereits der elfte Treffer des alles überragenden Isländers. Doch eine eindeutige Angelegenheit war der Auftritt des TBV Lemgo Lippe in der zweiten Runde des DHB-Pokals nicht. Mit einem bis in die Schlussminuten hitzigen 28:31 (17:16) setzten sich die Lipper am Dienstagabend beim Zweitligisten TSV Bayer Dormagen durch und zogen damit in die nächste Runde ein. „Das war ein Kampfspiel“, resümiert Trainer Florian Kehrmann.

 

Zum Spielverlauf: Mit einem 4:0-Lauf startete der TBV Lemgo Lippe im TSV Bayer Sportcenter in die Partie. Drei Mal Elísson und ein Treffer von Lukas Zerbe brachten den amtierenden Pokalsieger frühzeitig auf Erfolgskurs. Ganze sechs Minuten dauerte es, bis Linkshänder Andre Meuser zum 4:1 einnetzte und damit das erste Tor für Dormagen erzielte. In der Folge tat sich der Lemgoer Rückraum gegen die zweitbeste Defensive der zweiten Bundesliga zunehmend schwer. Einige technische Fehler auf Seiten des TBV und ein gut aufgelegter Martin Juzbasic im Dormagener Gehäuse erlauben dem Außenseiter ins Spiel zu finden. Schließlich war es der 18-jährige Aron Seesing, der beim 9:8 die erste Führung für den TSV erzielte.

 

Es entwickelte sich ein erbitterter Schlagabtausch: Der TSV Bayer Dormagen kämpfte leidenschaftlich um jedes Tor und hatte in 2,06-Meter-Hüne Andre Meuser einen verlässlichen Goalgetter. Auf der anderen Seite hielt eine isländische Gala-Vorstellung den TBV auf Schlagdistanz. Bjarki Mar Elísson traf vor allem in Durchgang eins aus allen Lagen und brachte die sonst kompakte Deckung des Zweitligisten zur Verzweiflung. Zwar erzielte der Lemgoer Linksaußen kurz vor dem Halbzeitpfiff den Ausgleich, doch Dormagen drückte aufs Gaspedal und erhöhte Sekunden vor Ertönen der Sirene zum 17:16-Pausenstand.

 

Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff konnte Elísson mit einem seiner insgesamt 16 Treffern ausgleichen, aber auch in Durchgang zwei gelang es dem TBV nicht, sich entscheidend abzusetzen. Erst die Umstellung auf eine 5:1-Deckung und Lukas Zerbe, der vorgezogen das gegnerische Angriffsspiel störte, brachten Lemgo wichtige Ballgewinne ein. Während der eingewechselte Frederik Simak zuerst aus dem Rückraum, dann nach einer sehenswerten Körpertäuschung doppelt traf, scheiterte Dormagen zwei Mal in Folge per 7-Meter am Aluminium. Am Ende war es Bobby Schagen, der die halbe TSV-Abwehr mit einer starken Wurf-Finte ins Leere laufen ließ, damit sein drittes Tor erzielte und für den TBV den Deckel drauf machte.

 

Kehrmann: „Wir haben heute nur die ersten fünf Minuten den Klassenunterschied deutlich gemacht. Dann wurde es ein Kampfspiel, in dem wir in der Abwehr nie so richtig den Zugriff bekommen haben. Mit der Umstellung auf eine 5:1-Deckung konnten wir in der zweiten Halbzeit einen wichtigen Impuls setzen. Am Ende gewinnen wir knapp, aber verdient. Trotzdem müssen wir uns fragen, warum wir nach dem 4:0 nicht einfach weitermachen. Wir haben es uns selbst schwer gemacht.“

 

TBV Lemgo Lippe: Johannesson, Zecher; Hutecek, Elísson (16/2), Kogut (3), I. Guardiola (1), Carlsbogård, Schagen (3), Timm, Schwarzer, Zerbe (3), G. Guardiola (2), Reitemann, Blaauw, Simak (3), Suton.