Geduld, Cleverness, eine bärenstarke Abwehr und vor allem ein funktionierendes Spielsystem: Eine über 60 Minuten überzeugende Vorstellung brachte den vierten Sieg in Folge. Am Ende gewann der TBV Lemgo Lippe am 31. Spieltag der LIQUI MOLY HBL bei der MT Melsungen am Donnerstagabend mit 23:18 (10:8) und nimmt damit hochverdient zwei weitere Punkte mit ins Lipperland. „Wir haben heute wieder eine wirklich unglaubliche Teamleistung hingezaubert“, war TBV-Coach Florian Kehrmann nach der Partie stolz auf seine Mannschaft.

 

Zum Spielverlauf: Mit Spielmacher Jonathan Carlsbogård zurück in der Start-Formation ging es für den TBV in der Anfangsphase noch durchwachsen los. Fünf Minuten standen auf der Uhr, da setzte sich der Gastgeber aus Melsungen mit zwei schnellen Treffern auf 1:3 ab. Nach einem dynamischen Suton-Treffer und einem feinen Dreher von Abwehrchef Gedeón Guardiola stand es nur etwa 90 Sekunden später wieder Remis. Vor allem in der Defensive zeigten die Blauen aus Ostwestfalen eine überaus engagierte Leistung. Guardiola und Carlsbogård machten die Mitte dicht und Suton und Simak traten auf den Halbpositionen mit gutem Timing immer wieder clever heraus.

 

So kam der gefürchtete Rückraum der Hessen um Julius Kühn und Kai Häfner kaum zur Entfaltung. Einzig MT-Shooter Andre Gomes gelangen in Durchgang eins ab und an viel Dynamik gute Aktionen. Wenn der Gastgeber dann doch einmal Lücken im TBV-Bollwerk fand, war immer wieder der starke Peter Johannesson zur Stelle. Mit vielen blitzsauberen Paraden – darunter auch zwei 7-Meter – war der schwedische Europameister ein wichtiger Faktor dafür, dass Melsungen in den ersten 30 Minuten nur acht Treffer erzielte. Es war ein Spiel, geprägt von viel Herz und Leidenschaft.

 

Auf der anderen Spielfeldseite machte es Lemgo vor allem geduldig und abgezockt. Zwar war auch MT-Hüter Nebojsa Simic gut aufgelegt, doch der lippische Rückraum machte wenig Fehler und wartete lange auf seine Chancen. Gerade im Sieben-gegen-Sechs war Lemgo gegen Ende des ersten Durchgangs im Angriff häufig erfolgreich. „Wir brauchen jetzt keine Halbchancen, wir nehmen den letzten Wurf und gehen in die Kabine“, sagte Flo
Kehrmann 40 Sekunden vorm Halbzeitpfiff in einer Auszeit zu seinen Spielern. Und so kam es: Zwar fand der letzte Wurfversuch Lemgos seinen Weg nicht mehr ins gegnerische Netz, doch mit einem starken 10:8 wurde schließlich der Halbzeittee serviert.

 

„Alles wieder auf Anfang“, rief der Hallensprecher, als die Gastgeber 120 Sekunden nach dem Wiederanpfiff zum 10:10 ausglichen. Doch es sollte nicht lange so bleiben. Gleich dreimal traf TBV-Torgarant Bjarki Elísson in Folge und brachte sein Team damit wieder in Front. Fortan machte es Lemgo ähnlich gut wie in Durchgang eins. Angetrieben von einem weiterhin glanzvoll aufgelegten Johannesson setzte sich der TBV nach und nach ab. Als Lukas Zerbe in der 41. Spielminute genau passend in den freien Raum am Kreis einlief und Carlsbogård ihn mit einem Zuckeranspiel dort fand, netzte der deutsche Nationalspieler zum 15:11 ein und stellte damit bereits früh im Spiel eine recht komfortable Führung her.

 

Die vielen Ausfälle wurden auf Seiten der MT schmerzhaft vermisst, denn als den Stammspielern zusehends die Puste ausging, konnte von der Bank kaum Entlastung kommen. Das Kühn, Häfner und Gomes jedoch auch in den zweiten 30 Minuten kaum etwas gelang, war vor allem einer bärenstarken Performance der Lemgoer Defensive geschuldet. Zwar kämpfte die MT bis zum Schluss, doch Lemgo war an diesem Abend zu abgezockt und ließ zu keinem Zeitpunkt mehr etwas anbrennen.

 

Schließlich wurde sogar noch gezaubert, als Schagen mit einem Kempa-Anspiel weit oben in der Luft Suton fand und dieser zum 21:18 veredelte. 23:18 war das Endresultat. „Auswärtssieg, Auswärtssieg“, hörte man begeisterte TBV-Anhänger durch die ganze Halle skandieren. Ja, es war ein Sieg in der Ferne – und zwar einer, der sich verdammt gut ansehen ließ. Der vierte Erfolg in Serie – damit bleibt der TBV Lemgo Lippe im Endspurt der Saison auf einem richtig guten Weg.

 

Florian Kehrmann zum Spiel: „Mit unserer Abwehr haben wir Melsungen über weite Strecken vor große Probleme gestellt. Auch vorne haben wir häufig clevere Lösungen gefunden. In Halbzeit eins lassen wir sogar noch einige gute Chancen aus dem Tempospiel heraus liegen. In den zweiten 30 Minuten machen wir es auch von der Mentalität her überragend und haben das Spiel dann sehr selbstbewusst zu Ende gespielt.“

 

TBV Lemgo Lippe: Johannesson, Zecher; Hutecek (1), Elísson (6/2), Simak (2), Carlsbogård (2), Schagen (2), Schwarzer, Suton (5), Zerbe (3), G. Guardiola (2), Cederholm, Reitemann, Blaauw, Geis.

 

Pressemeldung: TBV.