Traumtore, Führungswechsel, unglaubliche Aufholjagden, große Emotionen und Spannung bis in die letzten Sekunden: dieses Spiel hatte alles. Zweimal lag der TBV Lemgo Lippe bereits mit sechs Toren zurück, doch angetrieben von einem begeisterten Publikum kamen die Lipper bis kurz vor Schluss wieder heran und drehten sogar das Spiel. Bester Torschütze Lemgos war mit 12/1 Treffern einmal mehr ein brillant aufgelegter Bjarki Elisson. „Wir wussten, dass wir heute auf einen starken Gegner in Topform treffen. Das hat großen Spaß gemacht“, äußerte sich ein sichtbar glücklicher TBV-Coach Florian Kehrmann im Anschluss an die Partie.

 

Zum Spielverlauf: Gerade einmal vier Minuten waren gespielt, als Benjamin Matschke die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch legte. Der Wetzlar-Trainer war scheinbar alles andere als glücklich mit dem zerfahrenen Auftritt seiner Mannschaft in den Anfangsminuten. Zwar stand es zu diesem Zeitpunkt nur 2:0 für den TBV, der Rückstand hätte durchaus aber höher sein können, hätte Lemgo nicht einige hochkarätige Chancen liegen gelassen. Im ersten Augenblick schien das HSG-Timeout etwas verfrüht, doch die Worte Matschkes zeigten Wirkung: Nach acht Minuten hatten die Mittelhessen den Spielstand beim 4:4 ausgeglichen und konnte kurz darauf sogar in Führung gehen.

 

Es entwickelte sich der erwartete Schlagabtausch auf Augenhöhe. Auf Lemgoer Seite setzte der starke Tim Suton immer wieder Akzente, traf allein im ersten Durchgang Xmal. Doch auch HSG-Spielmacher Fredriksen wusste seine Mitstreiter immer wieder clever in Szene zu setzen. Mitte des ersten Durchgangs drehte der Gast dann auf. Auch weil HSG-Keeper Till Klimpke besser in Fahrt kam und die Lipper weiterhin beste Torgelegenheiten ausließen. Über die Stationen 7:8, 8:12 und 10:16 (24.) setzte sich die HSG ab. Zum Ende der ersten Halbzeit rührte der TBV jedoch in der Abwehr Beton an und schaffte es so, is eigene Tempospiel umzuschalten. Der daraus resultierende wichtige Elisson-Dreierpack brachte den TBV zur Halbzeit wieder auf 13:16 heran.

 

Nach dem Pausentee zeigten die Gäste erneut, wie viel Qualität in ihnen steckt. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff stand es 14:20 und der Sechs-Tore-Vorsprung aus Halbzeit eins war wieder hergestellt. Einiges sah danach aus, als würde die HSG Wetzlar ihren ersten Pflichtspielsieg überhaupt in der Phoenix Contact-Arena an diesem Tag klarmachen. Doch zu dem Coup sollte es für das Matschke Team nicht kommen. Die TBV-Defensive wurde nun von Minute zu Minute stabiler, ließ kaum noch leichte Tore des starken Wetzlaraner Rückraums zu. Zwischen der 43. und der 53. Minute erzielte der Gast daher nicht einen einzigen Treffer. Der TBV-Express kam jetzt unaufhaltsam ins Rollen.

 

Von 16:22 (40.) stellte das Kehrmann-Team – angefeuert von 2037 unglaublich leidenschaftlichen Fans – auf 23:23 (50.). Die starke Defensivarbeit von Carlsbogard, Guardiola und Co. legte nunmehr den Grundstein dafür, dass die Lipper ihr brutalstes Tempospiel aufziehen konnten. Maßgeblichen Anteil an diesem Wahnsinns-Comeback hatte einmal mehr Bjarki Elisson: 12-mal traf der Isländer insgesamt, dabei einige unnachahmliche Traumtore – wie zum Beispiel sein knallhartes Geschoss, das aus dem Nullwinkel heraus unhaltbar im oberen Eck einschlug und den 22:23-Anschluss brachte (49.). Auch Lukas Zerbe steuerte in der Endphase einige wichtige Tore bei.

 

Trotzdem kam die HSG noch einmal heran. Knapp 60 Sekunden vor dem Ende stand es 28:27, Ballbesitz Lemgo. Einige Pässe wartete Florian Kehrmann ab, im genau richtigen Moment nahm er dann seine letzte Auszeit. Der an diesem Nachmittag ebenfalls bärenstarke Tim Suton übernahm daraufhin die Verantwortung, tankte sich mit all seiner Dynamik durch die gegnerische Abwehr und machte den vierten Sieg in Folge für seine Mannschaft perfekt. Die Begeisterung der Zuschauer kannte nach Abpfiff keine Grenzen. Laut hallten die Lemgo-Rufe durch die Phoenix Contact-Arena.

 

Diese Einheit aus Fans und Mannschaft hat in den kommenden Wochen und Monaten noch viel zusammen vor. Weiter geht es für die Lipper in der Bundesliga am 24. März mit einem schweren Auswärtsspiel bei den Füchsen. Fünf Tage später bestreitet der TBV in eigener Halle sein Achtelfinal-Hinspiel in der European League gegen das polnische Team Wisla Plock. Ein Highlight, dass sich kein Anhänger Lemgos entgehen lassen sollte.

 

TBV-Trainer Florian Kehrmann zur Partie: Wichtig war, dass wir vor der Halbzeit noch einmal verkürzen und so in Schlagdistanz bleiben konnten. Letztendlich war die Phase von der 40. Bis 53. Minute entscheidend – da hatten wir einen 10:1-Lauf, sind in der Abwehr wieder in den Flow gekommen und haben die Fehler von Wetzlar eiskalt bestraft.

 

Obwohl die Kraft nach den vielen harten Spielen zuletzt knapp wurde, haben wir es stark zu Ende gespielt. Ich könnte hier der glücklichste Mensch im Raum sein – wenn ich etwas negativ anmerken soll, dann, dass mehr Zuschauer in die Halle kommen müssen. Die die da sind, sind unglaublich – danke dafür! Wir haben nach der kurzen Pause unser Achtelfinale in der European League. Da muss die Halle brennen, anders wird es nicht gehen.“

 

TBV Lemgo Lippe: Johannesson, Zecher; Elísson (12/1), I. Guardiola (2), Simak (1), Carlsbogård (1), Schagen (2), Suton (6), Zerbe (4), G. Guardiola, Hansen, Carstensen, Reitemann (1), Blaauw.

 

Pressemeldung: TBV.