Diesmal war die Offensive Trumpf: Zum Abschluss der Gruppenphase in der EHF European League lieferte sich ein spielfreudiger TBV Lemgo Lippe mit dem dänischen Spitzenteam GOG Gudme einen temporeichen Schlagabtausch, den die Lipper am Ende mit 39:35 (19:17) eindrucksvoll für sich entschieden. Obgleich der vierte Platz längst in Stein gemeißelt war, bewiesen die Lipper mit ihrem wettbewerbsübergreifend dritten Sieg in Serie nicht nur aufsteigende Form – sondern auch mentale Stärke:

 

„Nach diesem Pokalerlebnis den Schalter im Kopf sofort wieder umzulegen, war schon eine Herausforderung. Das war heute eine sehr gute Performance von allen Spielern“, konstatierte TBV-Trainer Florian Kehrmann auch mit Blick auf die kurzfristigen Ausfälle von Andreas Cederholm und Kian Schwarzer. Für das erkrankte Duo rückten kurzerhand Hark Hansen und Leve Carstensen aus dem Team HandbALL in den Spieltagskader auf. Der TBV zeigte sich von Beginn an entschlossen, den Schwung aus dem Pokalspiel mitzunehmen.

 

Nachdem Gudmes Linksaußen Jerry Tollbring völlig frei an den Pfosten zwirbelte, durchbrach Tim Suton die zurückhaltende Deckung der Dänen und legte den Ball im Tiefflug sehenswert an GOG-Keeper Torbjörn Bergerud zur ersten Zwei-Tore-Führung vorbei. Der siebenfache dänische Meister, der ohne seinen Shootingstar Mathias Gidsel angereist war, roch daraufhin Lunte, nutzte die Überzahl nach einer Zeitstrafe gegen Suton und bog den zwischenzeitlichen 3:5-Rückstand in eine 7:5-Führung um.

 

Vor allem einer gab im ersten Durchgang ein persönliches Empfehlungsschreiben ab: TBV-Sommerneuzugang Emil Buhl Laerke, der bereits beim Einlaufen von den 1338 Zuschauern in der Phoenix Contact-Arena wärmstens empfangen worden war, traf allein in Durchgang eins achtmal ins Schwarze. Trotzdem konnte auch der 22-jährige Halblinke nicht verhindern, dass sein künftiger Arbeitgeber ab der 15. Minute seine bis dato beste Phase erhaschte: Mit einem zweifachen Doppelschlag durch Jonathan Carlsbogård und Gedeón Guardiola eilten die Lipper mit einem beeindruckenden Zwischenspurt auf 13:9 davon.

 

Weil die Lemgoer Deckung in Halbzeit eins allerdings nur selten mal die Finger entscheidend dazwischen bekam, holten die Dänen wieder auf. Als ihr Atem bereits zu spüren war, konnten sich die Lipperländer noch rechtzeitig aus der Umklammerung befreien: Michel Reitemann stellte mit seinem zweiten Tor auf 17:15. Zwar vereitelte der inzwischen eingewechselte Torwarthüne Viktor Hallgrimsson noch zwei weitere Einschläge sehenswert, allerdings stand ihm sein Gegenüber in dieser Phase in nichts nach. So hatte Finn Zecher gehörigen Anteil daran, dass seine Mannschaft zur Pause mit zwei Toren führte, als er nach Ablauf der Nettospielzeit noch einen Tollbring-Strafwurf mit dem Standbein entschärfte.

 

Auch im zweiten Durchgang brannten beide Teams ein höchst unterhaltsames Offensivfeuerwerk ab, über das ein sichtlich selbstbewusster TBV mit der Führung im Rücken jedoch stets die Kontrolle behielt. Je weniger Zeit ihm blieb, desto mehr war der dänische Spitzenreiter um schnelle Antworten bemüht. Das machte sich der TBV mit ebenfalls schnellem Umschaltspiel ein ums andere Mal zunutze. Die höchste Führung in Durchgang zwei erzielte Niko Blaauw nach 47 Minuten mit einem sehenswerten Sprungwurf ins linke Eck zum 32:27. Diesen Vorsprung ließen sich Lippes Pokalhelden auch in den letzten zehn Minuten nicht mehr nehmen.

 

Mit 39 Toren schrammte der TBV hauchzart an einem neuen Torrekord vorbei. Im Hinspiel gegen die Riihimäki Cocks hatte der TBV ebenfalls 39 Mal genetzt. Neben Bjarki Már Elísson, der sich mit zehn Toren aus elf Versuchen gewohnt treffsicher zeigte, hatten allen voran Tim Suton und Jonathan Carlsbogård mit je fünf Treffern in umkämpften Phasen die passenden Antworten parat.

 

Carlsbogård: „Es macht natürlich immer mehr Spaß zu spielen als zu trainieren. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Heute haben wir wieder eine gute Leistung gezeigt. Darauf wollen wir aufbauen und diesen Weg weitergehen.“ Die Entscheidung, auf wen der TBV im Achtelfinale am 29. März treffen wird, entschied sich erst am späteren Abend im Duell zwischen Füchse Berlin und Orlen Wisla Plock.

 

TBV Lemgo Lippe: Johannesson, Zecher; Elísson (10/3), I. Guardiola (2), Simak (2), Carlsbogård (5), Schagen, Suton (5), Zerbe (2), G. Guardiola (5), Hansen, Carstensen, Reitemann (3), Blaauw (2).