Egal ob Krone, Wurzelbehandlung oder Implantat: Rechnungen für Zahnbehandlungen fallen schnell vierstellig aus. Deshalb haben rund 18 Millionen Menschen in Deutschland eine Zahnzusatzversicherung. Jedes Jahr steigt die Anzahl dieser Policen. Doch wann ist sie wirklich nötig? „Regelmäßige Pflege und Vorsorge verhindern oft größere Schäden – das gilt für gute Mundhygiene genau wie für den passenden Versicherungsschutz”, sagt Brigitte Dörhöfer, Leiterin der Beratungsstelle Detmold der Verbraucherzentrale NRW, anlässlich des Tages der Zahngesundheit am 25. September. „Von einem übereilten Abschluss ist abzuraten und neben dem Versicherungsbeitrag muss hier sehr genau auf die versicherte Leistung und Wartezeiten geschaut werden.“ Die Verbraucherzentrale NRW erklärt, ob Zahnzusatzversicherungen sinnvoll sind und worauf man achten sollte.
Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung:
Während die Kasse bei zahnärztlichen Behandlungen eine Reihe von Leistungen übernimmt, kann es insbesondere bei Zahnersatz für gesetzlich Krankenversicherte teuer werden. Denn hier gibt es für Krone, Brücke & Co. einen festen Zuschuss, der lediglich 60 Prozent der Kosten der Standardtherapie deckt, bei einem gut geführten Bonusheft sind es 70 oder 75 Prozent. Den Rest müssen gesetzlich versicherte Patient:innen selbst zahlen – und je nach gewünschtem Zahnersatz kann das teuer werden. Beispiel Krone: Eine stabile zahnfarbene Variante aus Keramik für den Backenzahn kostet meist gut 1.000 Euro, die Kassenvariante aus Nicht-Edelmetall nur 350 Euro. Bei 60 Prozent Festzuschuss zahlt die Kasse in beiden Fällen 210 Euro – anstelle von 140 Euro für die Kassenlösung müssen Versicherte also knapp 800 Euro selber zahlen, wenn sie sich für das höherwertige Material entscheiden.
Durchblick im Tarifdschungel verschaffen
Wer mit der Standardtherapie (Regelversorgung genannt) zufrieden ist, braucht meist keine Zusatzversicherung. Werden zahnmedizinische Sonderleistungen vor allem beim Zahnersatz bevorzugt, kann ein zusätzlicher Versicherungsschutz sinnvoll sein. Es ist also eine Frage des individuellen Bedarfs – und letztlich auch des Geldbeutels. Den passenden Tarif zu finden, ist dabei jedoch nicht so einfach. Der Markt ist unübersichtlich und Tarife und Leistungsumfang sind oft schwer vergleichbar. Entsprechend breit ist auch die Preisspanne. Es gibt Tarife für wenige Euro im Monat mit sehr eingeschränkten Leistungen bis hin zu Premium-Tarifen im hohen zweistelligen Bereich mit breitem Leistungsspektrum.
Neben dem Leistungsumfang ist noch ein zweites Kriterium maßgeblich für die Höhe der Prämie: das Eintrittsalter. Je älter, desto teurer. Die Versicherungen zahlen zudem meist nur nach Wartezeit und nur für Schäden, die bei Abschluss des Vertrages noch nicht bekannt waren. Die Tarifvergleiche der Stiftung Warentest können erste Orientierung geben, eine individuelle Beratung ist jedoch empfehlenswert. So sollte man einen Vertrag wählen, bei dem sich die Leistung auf die Gesamtrechnung bezieht und nicht auf den Kassenzuschuss.
Alternativen zur Zusatzversicherung
Die „Regelversorgung“ ist die günstigste Art der Versorgung, medizinisch aber einwandfrei. Die Kasse übernimmt davon 60 bis 75 Prozent der Kosten als Festzuschuss, in Härtefällen 100 Prozent. Manche Krankenkassen bieten darüber hinaus Extraleistungen an, etwa bei professioneller Zahnreinigung oder bei Zahnersatz. Eigene Rücklagen können ebenfalls eine Lösung sein. Wer regelmäßig und diszipliniert eingesparte Versicherungsbeiträge zur Seite legt, kann so ein finanzielles Polster für zahnmedizinische Sonderleistungen aufbauen. Und Kinder und junge Erwachsene haben heutzutage in der Regel so gesunde Zähne, dass sie bei guter Zahnpflege eher selten teuren Zahnersatz benötigen.
Mehr zu Zahnzusatzversicherungen gibt es hier: www.verbraucherzentrale.nrw/node/41293.
Pressemeldung: Verbraucherzentrale NRW