Gehörte zur Gründergeneration der Hochschule: Der Oboist und Dirigent Helmut Winschermann © privat

Vor drei Jahren verstarb der Oboist und langjährige Professor der Hochschule für Musik Detmold, Helmut Winschermann, wenige Wochen vor seinem 101. Geburtstag. Bis ins hohe Alter wirkte er als Dirigent seines eigenen Ensembles, der „Deutschen Bachsolisten“, und hinterließ ein bedeutendes musikalisches Erbe. Sein letztes Konzert mit diesem Orchester im Jahr 2015 im Alter von 95 Jahren war ein beeindruckender Erfolg und zeugte von seiner unermüdlichen Hingabe zur Musik. Nun ehren ehemalige Studierende seinen bemerkenswerten Beitrag mit einem Gedenkkonzert.

 

Die Veranstaltung findet am 25.02. um 11.30 Uhr im Brahms-Saal statt. Winschermann trat seine Professur kurz nach Gründung der Hochschule an und prägte die künstlerische und pädagogische Entwicklung am Haus nachhaltig. Mit einer durch Corona entstandenen Verspätung bietet sich nun die Gelegenheit, das Leben und Schaffen von Helmut Winschermann zu würdigen. Das Programm des Konzerts ist geprägt von Werken Johann Sebastian Bachs, mit denen sich der Oboist zeitlebens tief verbunden fühlte. Er arrangierte viele seiner Stücke für größere Ensembles, darunter auch die „Kunst der Fuge“, die Winschermann seit 1958 über 100 Mal aufführte und weiterentwickelte.

 

Zwei Sätze daraus werden im Konzert zu hören sein. Sopranistin Yi Jae Kim singt eine Arie aus der Johannes-Passion sowie die Arie aus der Hochzeitskantate „Weichet nur betrübte Schatten“. Darüber hinaus erklingen zwei Triosonaten für Oboe, Englischhorn und Fagott von Johann Sebastian Bach sowie das Duett für Flöte und Oboe Nr. 4 von Wilhelm Friedemann Bach. Keiji Suemasa trägt Johann Philipp Kirnbergers Sonate für Oboe d’amore in B-Dur vor. Die musikalische Leitung des Konzerts übernimmt der Oboist Hansjörg Schellenberger. Mitwirkende sind außerdem Susanne Hoper (Flöte), Kirsten Kadereit-Weschta (Oboe), Jörg-Peter Mittmann (Englischhorn), Birgit Schmieder (Oboe), Christiane Menzel (Fagott) sowie Hyun Sun Park (Cembalo).

 

Helmut Winschermann fand seine musikalische Berufung durch die Religiosität seines Elternhauses und seine Liebe zur Violine, die ihn schließlich zur Oboe führte. Seine musikalische Karriere wurde durch seine Zeit beim Städtischen Orchester Witten, seinen Dienst beim Musikkorps der Luftwaffe und seine späteren Engagements in Frankfurt/Main und Amsterdam geprägt. Mit dem Flötisten Kurt Redel und der Cembalistin Irmgard Lechner war er Mitbegründer des Kammermusikensembles Collegium Pro Arte München, das später Collegium Instrumentale Detmold hieß.

 

Mit dem Kehr Trio nahm er W. A. Mozarts Oboenquartett in F-Dur (KV 370) auf, das 1957 bei Telefunken erschien. Als Solist unternahm er zahlreiche Tourneen und arbeitete häufig mit der Cappella Coloniensis, dem Saarländischen Kammerorchester unter der Leitung von Karl Ristenpart und dem Stuttgarter Kammerorchester von Karl Münchinger zusammen. Im Jahr 1960 gründete er die „Deutschen Bachsolisten“, ein Ensemble, das er sowohl als Oboist als auch vom Dirigentenpult aus leitete und mit dem er weltweit Konzertreisen unternahm. Mit diesem führte er die Werke Johann Sebastian Bachs historisch informiert auf.

 

Helmut Winschermann erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein herausragendes Wirken, darunter den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1970, die Ehrenmitgliedschaft der Royal Academy of Music 1992 und zuletzt den Georg Philipp Telemann-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg im Jahr 2013, außerdem den Edison-Preis für mehrere Aufnahmen.

 

Als musikwissenschaftlich engagierter Künstler entdeckte und veröffentlichte Helmut Winschermann viele Stücke von Telemann und bearbeitete bedeutende Werke wie die „Kunst der Fuge“, das „Musikalische Opfer“ sowie die „Goldberg-Variationen“ von Bach. Sein Beitrag zur Musikwelt bleibt unvergessen und sein Vermächtnis lebt in der Musikalität und Hingabe seiner ehemaligen Studierenden und Bewunderer weiter. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei, jedoch wird um vorherige Anmeldung unter der E-Mail-Adresse winschermann-konzert@gmx.net gebeten, um das Platzkontingent optimal zu planen.

 

Pressemeldung: HfM