Veranstaltung von Westfalen e.V. und TH OWL zum Zusammenhang zwischen Daten und Tierwohl
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Herstellung einer Pizza und Künstlicher Intelligenz (KI)? „Je dichter die Datensätze, umso besser die Produktion. Mithilfe von KI können Prozesse besser beschrieben und gesteuert werden“, erklärt Christian Fretter, Produktentwickler beim Lebensmittelkonzern Dr. Oetker und Alumnus der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL). Die Hochschule mit Präsident Professor Dr. Jürgen Krahl und weiteren verantwortlichen Wissenschaftler:innen hatte gemeinsam mit dem Westfalen e.V. für vergangenen Dienstag (4.) zur Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Tierwohl und Lebensmitteltechnologie – wie Künstliche Intelligenz helfen kann“ in den InnovationSPIN auf dem Innovation Campus Lemgo geladen.
„KI ist kein Zauberwerk“
Unstrittig war, dass die digital aufbereiteten Informationen eine Bereicherung für die Praxis sind, die weit über die Möglichkeiten von „ChatGPT“ hinausgehen. „Künstliche Intelligenz ist kein Zauberwerk“, befindet NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen in einer Video-Botschaft zum Auftakt der Veranstaltung in Lemgo – und verweist unter anderem auf das intelligente Ackern (Precision Farming), bei dem die Traktoren unter anderem via Satelliten gesteuert, die unterschiedlichen Bodenqualitäten berücksichtigt und damit die Erträge verbessert werden.
„Wir brauchen digitale Daten, um besser zu werden“, meint Dieter Hagedorn. Der aktive Bauer und Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe betont die Bedeutung der elektronischen Hilfsmittel, die „eine starke Unterstützung für die Landwirtschaft“ bedeuten. Der Einsatz von Drohnen und die Auswertung von Bodenproben führten zu besseren Leistungen und Qualitäten von Nahrungsmitteln, speziell beim Getreideanbau.
Mehr Modernisierungsdruck auf den Bauernhöfen
Da sich kleine landwirtschaftliche Betriebe aufwändige technische Unterstützung oft nicht leisten könnten, aber der Modernisierungsdruck auf den Höfen weiter steige, müssten neue Formen der Kooperation und der Arbeitsabläufe (etwa über Genossenschaften oder landwirtschaftliche Lohnunternehmen) sowie der Kommunikation (etwa Wissenschaftstransfer) beschritten werden. Die vom landwirtschaftlichen Produktionsprozess abgekoppelten Verbraucher:innen müssten besser informiert werden, so Hagedorn weiter. Von der Politik erhofft sich der Bauernvertreter übrigens „mehr Zutrauen und Vertrauen“ in den Berufsstand.
Der Trend zu fleischlosen Produkten werde weiter steigen, prognostiziert Fretter. Folge: Verstärkt werden pflanzliche statt tierischer Proteine nachgefragt. Das ist ein Forschungsschwerpunkt an der TH OWL, den Professorin Dr. Susanne Struck mitverantwortet. Es müsse „anwendungsnah“ geforscht werden, etwa im verstärkten Austausch mit Unternehmen, erklärt die Wissenschaftlerin.
Wunderwerk „Eiersortiermaschine“
Wie das Tierwohl direkt verbessert werden kann, belegt Professorin Dr. Helene Dörksen vom Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der TH OWL, die ein Verfahren zur Geschlechtsbestimmung von Eiern entwickelt hat. „Es gibt keine Fehler“, versichert sie, dass – auch dank KI – das Töten von männlichen Küken inzwischen verhindert werden kann. Die Krux: Durch das Tötungsverbot wurden fast alle heimischen Brütereien zur Aufgabe gezwungen, so dass die meisten Küken aus dem Ausland bezogen werden.
Und noch paradoxer: Wurden in der Vergangenheit männliche Küken aus heimischen Brütereien etwa als Futter für Tiere in Zoos oder Tierparks verwendet, werden sie jetzt aus Asien importiert. „Das Thema wird uns weiter beschäftigen“, kündigt Moderatorin Dr. Marie-Theres Thiell, Vize-Vorsitzende des Westfalen e.V., an. Der Themen-Dauerbrenner KI hat eben Auswirkungen auf alle Lebens- und Berufswelten.
Pressemeldung: TH OWL