Der Jahresempfang der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) ist ein wichtiges Datum im Kalender der Einrichtung. Und, das darf man mit Fug und Recht sagen, ein gesellschaftliches Ereignis: Rund 350 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Handwerk, Politik und Verwaltung hatten sich zu einem bunten Abend im Audimax auf dem Innovation Campus in Lemgo eingefunden. Neben einem Rückblick auf ein ereignisreiches Hochschuljahr gab es Talkrunden, in denen wichtigen Projekte der TH OWL vorgestellt wurden, Ehrungen für das Engagement von Lehrenden und Studierenden – und eine Überraschung zum Schluss.
Durch die Ausbildung der Fachkräfte von morgen, durch Forschung aber auch durch die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und unterschiedlichen Unternehmen leistet die TH OWL einen wichtigen Beitrag, ihre Heimatregion immer noch klüger zu machen. Dementsprechend stand der Jahresempfang 2024 unter dem Motto „working for a smarter region“.
Nach der gemeinsamen Begrüßung mit Hochschulkanzlerin Nicole Soltwedel führte Moderatorin Julia Ures gewohnt charmant durch das bunte Programm. Hochschulpräsident Professor Dr. Jürgen Krahl nahm die Anwesenden in seiner Jahresrede mit auf eine spannende Reise durch das vergangene akademische Jahr, diesmal unter dem Leitgedanken der UN-Nachhaltigkeitsziele.
Zahlen, Daten und Fakten, etwa, dass die TH OWL 173 Professor:innen und knapp 660 Mitarbeitende in Lehre, Forschung und Verwaltung sowie gut 5.800 Studierende in 52 Studiengängen hat oder im Ranking von „StudyCheck“ auf Platz 3 der beliebtesten Hochschulen in Nordrhein-Westfalen liegt, ließ Professor Krahl nicht unerwähnt: „Bundesweit liegen wir laut Ranking auf Platz 11. Damit sind wir vielleicht nicht Top Ten. Aber wir gehören zum besten Dutzend!“
Professor Krahl unterstrich zudem die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit für die TH OWL. „Wenn man die Zukunft verdüstert, muss man sich nicht wundern, wenn die Vergangenheit verklärt wirkt“, so Professor Krahl. Wichtig sei, mutig nach vorn zu blicken. Selbst nachhaltig zu wirken, sei gar nicht so schwer. Bei Dienstreisen anstatt des Autos den Zug zu nehmen, funktioniere recht gut. „Zumindest außerhalb OWLs“, scherzte er. Und beim Thema ÖPNV und Bahn zu bleiben: Das Projekt MONOCAB, bei dem die TH OWL Konsortialführerin ist, sei ein echter Exportschlager, wie die internationalen Medienberichte oder die Anfragen aus dem Ausland zeigten. „Erst kürzlich waren Gäste aus Hokkaido [Japan] da, um sich die Einschienenbahn anzusehen.“
Und wie mit Hilfe eines Bioreaktor mit Urbakterien im Projekt KraftwerkLand in Dörentrup aus Kohlendioxid grünes Erdgas wird, hatten sich im Spätsommer Gäste aus Indien angesehen, die für 600.000 Dörfer eine dezentrale und saubere Energieerzeugung und -verteilung benötigen. Ein Teil des Know-hows aus dem KraftwerkLand werde übrigens ins Mobilitätszentrum UrbanLand einfließen, das am Innovation Campus in Lemgo bis Ende 2026 fertig sein soll.
Der Hochschulpräsident lobte aber nicht nur die Projekte und Fortschritte in Lehre und Forschung, sondern auch die nach den Studierenden wichtigste Gruppe: die Verwaltung. „Die 17 Nachhaltigkeitsziele sind Verantwortung und Pflicht. Und dazu zählt auch eine starke Verwaltung als Rückgrat der Demokratie.“
Ein weiterer interessanter Programmpunkt des Abends waren die drei Talkrunden, in denen die Projekte Bildungsbrücken, TRiNNOVATION sowie PROFuture von Mitwirkenden vorgestellt wurden. Während es bei den Bildungsbrücken um den engen Schulterschluss von akademischer und beruflicher Bildung und die Vernetzung und Verzahnung von Bildungssystemen geht, steht bei TRiNNOVATION der Transfer in die Zivilgesellschaft im Fokus. Kurz gesagt geht es darum, Themen aus Forschung und Wissenschaft allgemeinverständlich aufzubereiten und einer breiten Öffentlichkeit verständlich näherzubringen, auch in Form von Podcasts oder Clips auf TikTok. Bei PROFuture wiederum geht es darum professoralen Nachwuchs zu gewinnen oder auszubilden. Praxis-Doktorandin Alexandra Schaefer hofft, in drei Jahren ihre Promotion erfolgreich über die Bühne gebracht zu haben. Besonders gefällt ihr die Wahlmöglichkeit, sich im Anschluss für die Hochschullehre oder die Arbeit in einem Wirtschaftsunternehmen entscheiden zu können.
Die Preisverleihungen im weiteren Verlauf waren ein weiterer Höhepunkt des Jahresempfangs. Diese unterstrichen die Bedeutung der Forschung und Lehre sowie das Engagement der Studierenden aber auch Mitarbeitenden aus Technik und Verwaltung der TH OWL.
Der Forschungspreis ging in diesem Jahr an Professor Dr. Markus Lange-Hegermann. In den vergangenen sieben Jahren hat er intensiv im Bereich des maschinellen Lernens geforscht und publiziert. „Er ist ein junger Kollege, der eine Professur so verkörpert, wie wir sie für die erfolgreiche Zukunft unserer Hochschule brauchen. Er setzt sich mit Leidenschaft für die Forschung ein und hat ein Herz für Lehre und Transfer“, sagte Laudator Professor Dr. Stefan Witte, Vizepräsident für Forschung und Transfer.
Der Preisträger habe sich insbesondere darauf konzentriert, neue Modelltypen des maschinellen Lernens zu entwickeln. „So entstehen technisch besser interpretierbare Modelle. Spannend ist seine Herangehensweise, denn sie ist datengetrieben und probabilistisch: Sie ermöglicht nicht nur die Identifikation einer eindeutigen Lösung, sondern auch bei nicht eindeutigen Lösungen die Abschätzung der Unsicherheit in der Vorhersage. Diese Abschätzung der Unsicherheit in der Vorhersage hat weitreichende starke Vorteile in technischen Bereichen, insbesondere in Bezug auf Sicherheitsfragen und bei Fragestellungen mit wenigen bekannten Datenpunkten“, erläuterte Professor Witte. „Diese Themen, passen in das Institut für industrielle Informationstechnik [inIT], wo er erfolgreich eine Arbeitsgruppe aufgebaut hat. Er ist innerhalb des inIT der etablierte Experte auf dem Gebiet des maschinellen Lernens.“ Davon profitierten die Studierenden, die der Preisträger in Forschungsprojekten einbinde und einschlägige Lehrveranstaltungen anbiete.
Um beim Thema Lehrveranstaltungen zu bleiben: Der diesjährige Lehrpreis der TH OWL ging an Professor Dr. Jan Schneider aus dem Fachbereich Life Science Technologies. Nominiert wurde er unter dem Motto „Sustainable Development Goals“. Denn die UN-Nachhaltigkeitsziele setzt er in seiner Arbeit herausragend um. „Er ist jemand, der es versteht, globale Herausforderungen im Bereich der Life Science Technologies zu integrieren, so dass die Studierenden nicht nur fachlich, sondern auch persönlich auf die Zukunft vorbereitet sind“, lobte Professorin Dr. Yvonne-Christin Knepper-Bartel, Vizepräsidentin für Bildung und Nachhaltigkeit.
„In seinen Veranstaltungen behandelt er die Nachhaltigkeitsziele nicht als abstrakte Ideen, sondern als lebendige Themen, die uns alle betreffen. Und das Beste daran: Er vermittelt nicht nur Wissen, sondern auch Mut. Mut, die Dinge zu hinterfragen. Mut, die Welt zu gestalten.“
Besonders bemerkenswert sei sein ganzheitlicher Ansatz. „Er bringt eine Mischung aus wissenschaftlicher Expertise und menschlichem Einfühlungsvermögen mit in den Hörsaal“, hob Professorin Knepper-Bartel hervor. „Seine Lehrmethoden sind absolut abwechslungsreich und praxisnah. Von der aktiven Einbindung in Forschungsprojekte bis hin zu tieferen Einblicken in die Future Food Factory OWL bietet er seinen Studierenden zahlreiche Möglichkeiten, sich einzubringen und über sich hinauszuwachsen.“
Professor Schneider fordere zwar viel, gebe aber noch mehr: Unterstützung, Ermutigung, echte Wertschätzung. Besonders beeindruckend sei, wie er Diversität in seinem Team nicht nur fördere, sondern diese als Stärke begreife. „Die Rückmeldung der Studierenden zeigt, wie sehr sie diese Art der Lehre schätzen. Sie berichten von einem Professor, der es schafft, komplexe Inhalte verständlich zu vermitteln, der dabei gleichzeitig leidenschaftlich ist und sie motiviert, das Beste aus sich herauszuholen“, berichtete die Laudatorin.
Der Jahrespreises der Hochschulgesellschaft ging diesmal an Katrin Jana Thaler. Sie wirkte in zahlreichen Gremien mit, etwa in der Fachschaftsvertretung der Medienproduktion und des Studiengangs Master Applied Entrepreneurship, im Studierendenparlament, und sie war studentische Vertretung im Senat. Zudem war die Preisträgerin als studentische Vertretung in zwei Akkreditierungskommissionen und vier Berufungskommissionen tätig. „In den einzelnen Gremien hat Katrin Jana Thaler viel erreicht und war stets darauf bedacht, sowohl die Sicht der Studierenden zu vertreten, als auch die Interessen der gesamten TH OWL dabei nicht aus den Augen zu verlieren“, würdigte Volker Steinbach, Präsident der Hochschulgesellschaft, in seiner Laudatio. Die Geehrte, die aktuell ihren Master macht, hatte 2018 die studentische Theater AG gegründet und bis 2021 geleitet. „Zudem“, so Steinbach, „war sie maßgeblich an der Realisierung des Podcast ‚Zukunftsdialog‘ beteiligt.“ Im Rahmen ihres Studiengangs Master Applied Entrepreneurship habe sie ferner mit Kommiliton:innen einen erfolgreichen Streamingkanal auf der Plattform Twitch auf die Beine gestellt.
Über den diesjährigen Preis der Studierendenschaft für außergewöhnliches Engagement kann sich Eva Hafenstein aus dem Fachbereich Maschinenbau und Mechatronik freuen. Stunden- und Klausurenpläne sind nur ein Teil der Aufgaben, die sie als Dekanatsassistentin täglich zu bewältigen hat. „Für die Studierenden ist Eva Hafenstein stets eine verlässliche Anlaufstelle. Mit einem offenen Ohr, ihrer unerschütterlichen Geduld und ihrem großen Herzen kümmert sie sich um die Anliegen der Studierenden. Dies mit mehr Hingabe und Engagement, als man es erwarten könnte. Die Studierenden haben stets das Gefühl, mit Eva Hafenstein auf Augenhöhe sprechen zu können“, erklärte Niels Isendahl, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). in seiner Laudatio.
Zu guter Letzt wurde der DAAD-Preis für außerordentliches soziales Engagement verliehen: „Es ist mir eine Ehre, heute eine Person auszuzeichnen, die in nur zwei Jahren so viel bewirkt hat, die es geschafft hat, Brücken zu bauen zwischen Studierenden, zwischen Kulturen und zwischen akademischer Exzellenz und sozialem Engagement: Omar Abdelhady“, sagte Professorin Dr. Uta Pottgiesser, Vizepräsidentin für Kultur, Kommunikation und Internationales. „Es ist eine besondere Freude, diese Laudatio zu halten. Denn mit dem DAAD-Preis sind besondere Werte verbunden, die wir an der TH OWL besonders schätzen: Verantwortungsbewusstsein, Hilfsbereitschaft und der Wunsch, die Gemeinschaft zu stärken. Omar Abdelhady hat aktiv einen Beitrag zum Hochschulleben geleistet. Dies zeigt sich insbesondere in seinem Engagement im Bereich der Robotik und der Digitalisierung und bei der Etablierung des Hochschulprojekts Robbau.“
Besonders beeindruckend sei seine Fähigkeit, technische Projekte mit sozialen und gemeinschaftlichen Ansätzen zu verbinden. Daneben habe sich der Preisträger einen Namen als Unterstützer und Mentor für seine Kommiliton:innen gemacht. „Er ist eine zentrale Anlaufstelle im Master Integrated Design in Detmold – vor allem für die neuen internationalen Studierenden, damit sie sich in ihrem Studium und an der Hochschule zurechtfinden. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen steht er ihnen zur Seite und unterstützt sie als Buddy, wo immer es nötig ist“, lobte Professorin Pottgiesser.
Die diesjährigen Preisträger:innen sind unter www.th-owl.de/ausgezeichnet in kurzen Videos zu sehen.
Bevor die Showkapelle die Gäste zum Get-together ins Foyer des Hauptgebäudes geleitete, gab es noch eine kurzweilige Verlosung: Ähnlich wie bei der Reihe „Wunderschön“ im WDR-Fernsehen, die vorigen Monat ihr 20-jähriges Bestehen feierte, gab es einen mit schönen Dingen prall gefüllten Rucksack zu gewinnen, über den sich am Ende Michael Ketler freuen konnte.
Pressemeldung: TH OWL