Die Familienwurzeln im Blick: Tanya Uhlmann (v. l.), Banks Uhlmann, Wrenwin Angell und Peter Uhlmann aus Kanada besuchen gemeinsam mit Dr. Heinrich Stiewe, Gefion Apel und Dr. Marie Luisa Allemeyer (alle LWL-Freilichtmuseum) das Haus Uhlmann als einen Erinnerungsort jüdischer Familiengeschichte im LWL-Freilichtmuseum Detmold. Foto: LWL

Familie Peter Uhlmann aus Kanada zu Gast im LWL-Freilichtmuseum Detmold.

 

Peter Uhlmann aus Kanada war jetzt mit seiner Familie zu Gast im LWL-Freilichtmuseum Detmold. Seine Vorfahren lebten einst in Bad Driburg, bis die Nationalsozialisten die Mitglieder der jüdischen Familie aus ihrer Heimat vertrieben oder umbrachten. Peter Uhlmann (83) zeigte seiner Tochter Tanya Uhlmann und den zwei Enkelkindern Banks Uhlmann und Wrenwin Angell bei diesem Besuch in Deutschland die Wurzeln der Familie in Bad Driburg, Ovenhausen (beide Kreis Höxter), Nienburg/Weser und das Haus Uhlmann im LWL-Freilichtmuseum, das Angehörige der Familie Uhlmann bis 1941 in Ovenhausen bewohnten.

 

„Die Familie Uhlmann ist nicht nur Teil der regionalen Geschichte, sondern steht auch stellvertretend für unzählige jüdische Menschen, die während des Holocaust verfolgt und ermordet wurden“, erklärt Museumsleiterin Dr. Marie Luisa Allemeyer. Sie begrüßte die Gäste aus Kanada vor dem Haus Uhlmann aus Ovenhausen, das seit 2007 von Museumsgästen im Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) besichtigt werden kann. Das historische Gebäude erinnert an die ländlichen Juden, die in vielen westfälischen Dörfern lebten.

 

Die Uhlmanns waren seit dem frühen 19. Jahrhundert in Ovenhausen ansässig. Isaak Uhlmann und sein ältester Sohn Levy handelten mit Lebensmitteln und Haushaltswaren. Levy Uhlmanns Sohn Norbert übernahm 1931 den kleinen Laden, schon 1922 hatte er Helene Löwenstein aus Bredenborn geheiratet. 1932 adoptierten die beiden die kleine Ilse-Ruth Berghausen aus Paderborn. Ab 1933 erlebte die Familie zunehmende Ausgrenzung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Im Dezember 1941 wurden Norbert, Helene und Ilse Uhlmann über Bielefeld ins Ghetto von Riga deportiert und 1944 im Vernichtungslager Auschwitz umgebracht.

 

Der Driburger Zweig der Familie Uhlmann stammte ebenfalls aus Ovenhausen, war aber schon 1862 mit Joseph Uhlmann in die Kurstadt abgewandert, wo dieser eine Holzhandlung und ein Manufakturwaren-Geschäft begründete. Die Uhlmanns waren Teil einer größeren jüdischen Gemeinde in Bad Driburg. Die Schicksale der Nachkommen, wie die der Geschwister Kurt und Walter Uhlmann, die vor den Schrecken der Nationalsozialisten in die USA flüchten konnten, zeigen den Überlebenswillen dieser Familien. Anna Uhlmann, geb. Albersheim, aus Vreden (Kreis Borken), die 1938 Kurt Uhlmann in Bad Driburg geheiratet hatte und wenige Monate darauf nach Amerika emigrieren musste, war eine Tante von Peter Uhlmann. Anna lebte zuletzt in Chicago und hinterließ dem Freilichtmuseum bedeutende Familiendokumente und ausgewählte Exponate, die die Geschichte der Uhlmanns aus Bad Driburg dokumentieren.

 

Der Briefwechsel zwischen Anna Uhlmann und dem LWL-Historiker Dr. Heinrich Stiewe aus den Jahren 2000 bis 2002, der in den Unterlagen des LWL-Freilichtmuseum Detmold aufbewahrt wird, zeigt ihre anhaltende Verbundenheit und ihr großes Interesse an der Geschichte der jüdischen Bürger in Bad Driburg.

 

Pressemeldung: LWL