„In sechs Netzgebieten Lippes sind im Jahr 2018 die Stromnetzentgelte gegenüber dem Vorjahr gesunken. Im siebten wurden sie nicht verändert.“ Dieses für die Verbraucher erfreuliche Fazit zieht Matthias Carl, stellvertretender Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) anlässlich eines aktuellen Vergleichs der Stromnetzentgelte. Die IHK Lippe hat dazu verschiedene Abnahmefälle von Sondervertragskunden auf Niederspannungs- bzw. Mittelspannungsebene in Lippe und benachbarten Verteilnetzgebieten betrachtet.
Auf der Niederspannungsebene, auf der kleine Gewerbebetriebe vor allem ihren Strom beziehen, haben die Blomberger Versorgungsbetriebe 2018 ihr bereits vergleichsweise günstiges Netzentgelt um gut 9 Prozent auf 5,17 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gesenkt. „Damit sind sie bei den betrachteten Abnahmefällen der günstigste Netzbetreiber in Lippe. In Oerlinghausen zahlen die Unternehmen 1,26 Cent/kWh mehr, vergleicht Carl.
Viele größere Betriebe beziehen Strom auf der Mittelspannungsebene. Hier seien die Stadtwerke Lemgo mit 3,50 Cent/kWh (minus 25 Prozent) am günstigen, gefolgt von den Netzgebieten Detmold und Bad Salzuflen, so Carl. „Unternehmen in Blomberg müssen im Schnitt der vier Abnahmefälle mit 4,68 Cent/kWh am meisten zahlen.“
Im Vergleich mit den umliegenden Netzgebieten stellen die Stadtwerke Rinteln auf der Niederspannungsebene mit 4,97 Cent/kWh das untere Ende und die Stadtwerke Hameln mit 8,23 Cent/kWh das obere Ende der Preisskala dar. Eine ähnliche Spreizung zeigt sich auch auf der Mittelspannungsebene: In Blomberg verlangt der Netzbetreiber für den Stromtransport 75 Prozent mehr als die Stadtwerke Lippstadt (2,68 Cent/kWh).
„Auch wenn die Netzentgelte in diesem Jahr niedriger ausfallen, werden sie immer mehr zu einem wesentlichen Kostenfaktor. Sie machen in Unternehmen etwa 20 Prozent der Stromkosten aus“, schätzt Carl. „Unternehmen in Lippe müssen mit durchschnittlich 4,05 Cent pro Kilowattstunde auf der Mittelspannungsebene im Schnitt tiefer in die Tasche greifen als Unternehmen in Bund (3,70 Cent/kWh) oder Land (3,43 Cent/kWh). Auf der Niederspannungsebene zahlen lippische Unternehmen (5,99 Cent/kWh) im Durchschnitt ungefähr genauso viel wie im Land (5,97 Cent/kWh) und weniger als im Bund (6,63 Cent/kWh).
Gegen den Bundestrend sind die Netzentgelte im Land NRW um 4 Prozent gestiegen. Ein Grund könnte die massive Entgelterhöhung beim Übertragungsnetzbetreiber Amprion um etwa 50 Prozent gegenüber 2017 sein. Tennet, betreibt das Übertragungsnetz in Lippe und hat das Entgelt um knapp 10 Prozent angehoben. Amprion ist aber immer noch um gut 70 Prozent günstiger als Tennet. Ab 2019 sollen die Entgelte der Übertragungsnetzbetreiber bundesweit angeglichen werden sollen, damit die Kosten der Energiewende nicht zum Wettbewerbsnachteil innerhalb Deutschlands werden.
Tabellen und Grafiken unter www.detmold.ihk.de (Menü: Innovation und Umwelt / Energie und Rohstoffe / Aktuelles).
Zum Hintergrund:
Die Netzentgelte für Strom beinhalten i.d.R. neben dem Arbeits- und Leistungspreis für die Netznutzung auch Kosten für Messstellenbetrieb, Messung und Abrechnung. Hinzu kommen die vorgelagerten Kosten für das Übertragungsnetz. Die Netznutzungsentgelte können von den Netzbetreibern nicht frei festgelegt werden. Sie werden in einem komplexen Verfahren durch die Bundesnetzagentur genehmigt. Die Höhe der Netzentgelte ist ortsgebunden und hängt von vielen Faktoren wie Anschlussdichte, Erneuerungsbedarf des Stromnetzes, Versorgungsqualität und Effizienz des Netzbetreibers ab.
Dem Vergleich der IHK Lippe liegen die Durchschnittswerte für vier Verbrauchsfälle auf Mittelspannungsebene und für drei Abnahmefälle auf Niederspannungsebene zugrunde, die der Verband der Energieabnehmer (VEA) in einer aktuellen Erhebung ermittelt hat. Die einzelnen Verbrauchsfälle unterscheiden sich in der Leistung, Strommenge und Benutzungsstunden. Mittelspannungsnetze werden üblicherweise mit elektrischen Spannungen von 10 bis 30 Kilovolt und Niederspannungsnetze bei 250 bis 1000 Volt betrieben.