Nach Untersuchungen in NRW ist die Masse an Fluginsekten seit 1990 massiv zurückgegangen. Das hat gravierende Folgen: Vielen Vögeln wird die Nahrungsgrundlage entzogen. Auf Dauer ist auch die Lebensgrundlage der Menschen bedroht, denn Landwirtschaft und Obstbau sind auf die Bestäubung durch Insekten wie Bienen, Fliegen und Schmetterlinge angewiesen. Doch kann dieses Szenario wirklich Realität werden oder Übertreiben Umweltschützer, Politik und Wissenschaft maßlos?
Dieser Frage gingen jetzt über 70 Gäste bei der „AnsprechBar“ der lippischen Landtagsabgeordneten der SPD, Ellen Stock, Jürgen Berghahn und Dr. Dennis Maelzer, nach. Im Detmolder Lokal „SonVida“ präsentierten die Referenten Heino Rinne, vom Kreisimkerverein Lippe und Dieter Hagedorn, Vorsitzender Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband Ihre Sicht auf das Thema. Heino Rinne plädierte dabei für Sensibilisierung der Menschen.
Denn jeder könne etwas zum Schutz der Insekten tun, beispielsweise Blühmischungen aussäen, die für die Flugtiere eine wichtige Nahrungsquelle darstellen, oder die Lichtverschmutzung reduzieren, sodass weniger Insekten irritiert werden. Auch sei der zunehmende Trend von sogenannten Steingärten der falsche Weg. Wichtig sei auch, dass die Landwirtschaft Gifte die sie benutzten deutlich reduzieren.
Dieter Hagedorn sprach sich hingegen für eine verbesserte Pflege von Naturschutzgebieten aus. Aus der Sicht des Vorsitzenden des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes sei es auch sinnvoll, dass Biotope verbunden werden. Große Einigkeit herrschte unter Gästen, Referenten und Gastgebern, dass das Insektensterben ein reales Problem sei, dem entschlossen entgegengetreten werden müsse.
Für den heimischen Landtagsabgeordneten Jürgen Berghahn, der die Veranstaltung moderierte und Mitglied im Umweltausschuss des Landtags ist, besteht akuter Handlungsbedarf bei der Landesregierung. „Die SPD-Landtagsfraktion fordert, dass NRW die Forschungen zum Erhalt der Insektenvielfalt ausbauen muss. Außerdem soll der Dialog von Wissenschaft, Landnutzern und Naturschutz gefördert werden.
Leider hat die jetzige NRW-Landesregierung jedoch kein Interesse daran, den Insektenschutz und den Naturschutz wirklich nachhaltig zu stärken. Ein Expertengespräch im Landtag zu einem entsprechenden SPD-Antrag hat gezeigt, dass Maßnahmen zumindest in Naturschutzgebieten notwendig sind. Die SPD hat hierzu konkrete Vorschläge gemacht, die nicht generelle Verbote vorsehen, sondern auf Freiwilligkeit setzen. Selbst das geht CDU und FDP schon zu weit“, berichtet Berghahn.
„Nach einer 27 jährigen Langzeitstudie des Entomologischen Vereins Krefeld e.V. in Naturschutzgebieten, wurde in diesem Zeitraum ein Rückgang der Biomasse bei Fluginsekten um 75% festgestellt. Auffallend dabei ist, dass 90% dieser Naturschutzflächen, Intensivlandwirtschaft im Umfeld aufweisen. Der Einfluss von Intensivlandwirtschaft und Spritzmitteln ist daher naheliegend. Weitere Untersuchungen und Nachweise hierzu sind aber noch nötig“, so Jürgen Berghahn.