Es ist ein mehr als außergewöhnliches Jubiläum im Profi-Sport, das Florian Kehrmann am 1. Juli feiern darf. Vor genau 20 Jahren kam er als junger Rechtsaußen von der SG Solingen zum TBV Lemgo und ist geblieben. „Ich wollte erst einmal in der Bundesliga ankommen und Spielpraxis sammeln“, sagte er in einem Interview. „Selbst im Traum hätte ich nicht daran gedacht, welche Entwicklung meine Karriere mal nehmen würde, dass ich so lange in Lemgo bleibe und so viel mit dem Verein und der Nationalmannschaft erreiche.“
Man könnte wahrscheinlich Bände füllen, mit all dem, was in diesen 20 Jahren passiert ist, und die vielen erfolgreichen Stationen seiner Karriere in einem Bild zusammenzufassen, wird man wahrscheinlich nie schaffen. Als Spieler hat der dreimalige Handballer des Jahres fast alles erreicht, was man im Handball erreichen kann: Deutscher Meister, DHB- und EHF-Pokalsieger, Super-Cup-Gewinner mit dem TBV, Welt- und Europameister und Olympia-Silber mit der deutschen Nationalmannschaft.
Die Bilanz ist auch zahlenmäßig mehr als beeindruckend: 460 Bundesliga-Spiele mit 1846 Toren stehen auf seinem Konto, außerdem knapp 200 Tore in europäischen Wettbewerben und nicht zuletzt 223 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft mit 822 Toren, gleichbedeutend mit Rang 4 der ewigen Torschützenliste. Nach 15 Jahren im TBV-Trikot beendete Kehrmann Ende der Saison 2013/14 seine aktive Karriere und wechselte auch dann zum Glück nicht den Verein, sondern die Funktion und wurde Co-Trainer beim TBV.
Im Dezember 2014 übernahm er den Posten des Cheftrainers, als das Team in der denkwürdigen Saison mit 19 Bundesligisten und drei Absteigern mit nur sechs Pluspunkten auf dem vorletzten Tabellenplatz stand und sieben Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz hatte. Kehrmann schaffte mit dem TBV den Klassenerhalt und seitdem ist viel passiert. Nach den drohenden Abstiegen in den ersten Spielzeiten hat er seine Mannschaft in den letzten Jahren in sicheres Fahrwasser im Mittelfeld der Liga geführt.
Auf mehr als 150 Bundesligaspiele hat er seine Mannschaft gewohnt akribisch vorbereitet und als Cheftrainer auf der Bank gesessen, hinzu kommen etliche Pokal-, Vorbereitungs- und Freundschaftsspiele. Auch in Zukunft hat Kehrmann, der seit seinem Abschiedsspiel im Mai 2014 nicht nur die A-Lizenz erworben, sondern sich auch zum EHF-Mastercoach qualifiziert hat, noch einiges mit dem TBV Lemgo Lippe vor.
Sein Vertrag läuft noch bis 2022, eine Tatsache, über die sich TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike ebenso freut wie über das Jubiläum seines Cheftrainers: „In der heutigen Zeit ist es sehr, sehr selten, dass ein Profi-Sportler einem Verein so lange treu bleibt. Für den TBV ist Flo eine absolute Identifikationsfigur und wir sind sehr froh und dankbar, ihn hier bei uns in Lemgo zu haben.“
Kehrmann selbst genießt derweil seinen Urlaub und feiert sein Jubiläum fernab von Lemgo. Der gesamte TBV Lemgo Lippe, alle Offiziellen, Spieler und Mitarbeiter gratulieren ganz herzlich, bedanken sich für 20 blau-weiße Jahre und freuen sich auf die nächsten gemeinsamen Jahre.