Fast wäre dem TBV Lemgo Lippe die Überraschung am zehnten Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga geglückt. Die Lipper zeigten auswärts gegen den SC DHfK Leipzig eine sehr gute Vorstellung und kämpften bis zur letzten Sekunde. Leipzig hatte in den letzten Angriffen das bessere Händchen und schickte den TBV knapp mit 34:32 auf die Heimreise. Der TBV Lemgo Lippe hatte in Leipzig nichts zu verlieren und musste einfach mit Mut und Risiko ins Spiel gehen.
Mit Baijens und van Olphen fielen zwei weitere Spieler im Kader der Lemgoer aus, die Wechselmöglichkeiten im Rückraum waren überschaubar. Carlsbogård, Hangstein und Cederholm mussten Verantwortung zeigen und taten das auch sehr überzeugend. Allein 17 Tore gingen am Ende der Partie auf das Konto dieses Trios. Dazu kamen zum Start der Partie Elísson und Schagen auf Außen, Klimek am Kreis und Wyszomirski im Tor.
Gute zehn Minuten blieben beide Mannschaften auf Augenhöhe. Sowohl Lemgo als auch Leipzig begannen mit einer jeweils aggressiven 6:0-Abwehr und mussten sich im Angriff ihre Tore im Positionsspiel hart erarbeiten. Das machte den Lippern mehr zu schaffen als den Gastgebern. Kurz hintereinander leisteten sie sich mehrere Fehler. Das nutzten die Leipziger, bestraften jeden Ballverlust mit einem Gegentor und setzten sich innerhalb von drei Minuten auf fünf Tore ab.
Gut sah das nicht für die Lemgoer aus, sie ließen sich davon aber nicht beeindrucken und setzten zur Aufholjagd an. Der TBV wechselte im Tor Johannesson für Wyszomirski und spielte vorne nun deutlich ruhiger und überlegter. Selbst in Unterzahl kämpften sich die Lemgoer weiter ran. Johannesson hielt in dieser Phase 80 Prozent der Leipziger Würfe und im Angriff war Carlsbogård erneut in Torlaune. Auch Hangstein tankte sich ein ums andere Mal konsequent durch die DHfK-Abwehr, holte erst den Ausgleich für den TBV und markierte danach noch die 16:17-Führung der Lemgoer vor der Halbzeitpause.
In der zweiten Hälfte entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen in der Arena Leipzig. Die Lemgoer hielten sich in dieser Phase vor allem durch ihre stabile Abwehr und ihrem gut aufgelegten Torhüter Johannesson im Spiel. Erst nach einer Zeitstrafe gegen Leipzig fand der TBV wieder seinen Rhythmus und konnte sich erneut absetzen. Die Abwehr mit Klimek und Guardiola im Innenblock eroberte gleich mehrere Bälle, Elísson bedankte sich dafür mit einem Gegenstoßtreffer und Carlsbogård nutzte den Schwung gleich zweimal hintereinander für Tore. Gut zehn Minuten vor Ende stand es in Leipzig 19:22 für Lemgo.
Die Gastgeber reagierten und stellten ihre Deckung um. Das wirkte. Leipzig kam wieder ran und schaffte den Ausgleich. Lemgo musste in dieser Phase gleich zweimal in Unterzahl ran. Erst erwischte es Klimek, dann musste Carlsbogård für zwei Minuten vom Feld. Leipzig nutzte diese Überzahl, holte sich die Führung zurück und baute sie bis kurz vor Schluss auf drei Tore aus. Der TBV gab nicht auf und setzte alles auf eine Karte.
Vorne tricksten Schagen und Elísson erfolgreich per Kempa, hinten eroberte die nun offene Lemgoer Manndeckung noch zweimal den Ball und verwandelten auch zweimal erfolgreich. Im letzten Angriff aber scheiterten die Lipper am Pfosten und kassierten dafür Sekunden vor Schluss noch einen Gegentreffer. Trotz starker Leistung verliert der TBV in Leipzig knapp mit 34:32. Ein großes Lob an die Mannschaft gab es auch von TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Kurz vor der Partie fielen bei uns auch noch Dani Baijens und Fabian van Olphen aus.
Vielleicht hätte eine Alternative mehr im Rückraum noch einmal frischen Wind in unser Spiel gebracht. Mit dieser dezimierten Truppe aber haben wir überragend gespielt und unsere Aufgabe sehr gut gelöst. Carlsbogård, Hangstein und Cederholm im Angriff und Guardiola und Klimek im Mittelblock haben einen hervorragenden Job gemacht. Am Ende hat nur ein bisschen gefehlt, vielleicht ein Pfostentreffer weniger, um in Leipzig eine Überraschung zu landen.“
Auch Leipzig-Trainer André Haber zollte dem TBV Respekt, war aber auch mit seiner Mannschaft sehr zufrieden: „Wir haben zum vierten Mal in dieser Saison einen Halbzeitrückstand in einen Sieg gedreht. Auch das spricht für die Qualität unserer Mannschaft. Allerdings führen wir auch mit fünf Toren in der ersten Hälfte und geben diesen Vorsprung wieder aus der Hand. Das geht natürlich nicht. Ich bin froh, dass wir das Spiel am Ende noch gewonnen haben.“
TBV Lemgo Lippe: Johannesson, Wyszomirski; Elísson (9/1), Guardiola (1), Carlsbogård (10), van Olphen (n.e.), Schagen (4), Zerbe (1), Cederholm (2), Hangstein (5), Engelhardt, Reimann (n.e.), Klimek, Baijens (n.e.)